Sonntag, Dezember 31, 2006

Neue EU-Mitglieder


Sofia parliament
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Bulgarien wird in wenigen Stunden EU-Mitglied. Rumänien ebenfalls. Estland ist es schon seit 2004. Die EU-Osterweiterung geht weiter. Glückwunsch von hier, obwohl die vielen kritischen Stimmen nicht überhört wurden. Auch in Estland gab es eine große Minderheit an Europa-Skeptikern. Das Foto zeigt das immer noch exisitierende Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Sofia, aufgenommen vor 1917.

Freitag, Dezember 29, 2006

Die Weihnachtskämpfe 1917

Verbrüderungen zu Weihnachten 1914 an der Westfront des 1. Weltkrieges, in den letzten Jahren Thema für Buchveröffentlichungen, einen Kinofilm und jetzt auch in der Regionalpresse, wo neu aufgetauchte Feldpostbriefe dieses Ereignis aus Soldatensicht beschreiben.
An der Ostfront gab es auch historische Wendungen zum Jahreswechsel 1917. Letten in der Russischen Armee starben zu tausenden, für den Zaren, gegen die Deutschen. Diese Zeitperiode ist völlig ausgeblendet im deutschen Geschichtsbewusstsein. Und nach den Siegen der Deutschen und dem Frieden mit Russland entstand ein eigenartiges Staatsgebilde, das an das Deutsche Reich angegliedert werden sollte: Das Vereinigte Baltische Herzogtum mit Adolf Pilar von Pilchau an der Spitze. Eigentlich ein deutsches Thema. Aber wiedereinmal, wenn es um diese Jahrzehnte während des 1. Weltkriegs und danach geht, bringt der deutsche Wikipedia-Artikel nur dürftige Informationen. Der englischsprachige ist viel ausführlicher.
Hier die Flagge des Herzogtums, das nur vom Deutschen Reich anerkannt wurde. Nach der Revolution 1917 wurden die lettischen Schützenregimenter eine der Hauptstützen der späteren Roten Armee. Hauptgegner unter anderem wieder die Deutschen. Trotzdem sind die Einheiten nicht pauschal gleichzusetzen mit den Zielen der Bolschewisten. Ein genauerer Blick auf die Geschichte ist hier notwendig. Peteris Cedrins in Daugavpils hat es in diesem Post getan, hier lesen.

Dienstag, Dezember 26, 2006

Vor 100 Jahren - eine unbekannte Episode


Aber nicht in Estland, obwohl die Esten in dieser Episode die Hauptrolle spielen. Es handelt sich um den Auszug aus Memoiren einer Deutschen, oder genauer einer Russin mit deutscher Herkunft, die noch nicht ahnen kann, dass später ihre Schwester einen Esten heiraten wird. Die Autorin ist Tochter des "mächtigsten" Unternehmers in Sosnowka, nahe Jaroslawl, das nördlich von Moskau liegt. Kurz vor der Revolution 1905 noch im Russischen Kaiserreich:
Das besondere daran, solche Episoden sind selten überliefert im Originalton, das hier wurde noch nie veröffentlicht:

"In der Gegend von Sosnowka siedelten sich estnische und lettische Kolonisten an. Das waren meistens sehr tüchtige Leute. Wahrscheinlich kamen sie mit einem kleinen Kapital in unsere Gegend, denn sie begannen sofort zu bauen - stabile Häuser und Ställe. Die Häuser hatten hohe Fenster und die Dächer waren nicht mit Stroh, sondern Brettern bedeckt. Auch das Vieh war rassig und gepflegt. Sie pflanzten Buchweizen, den die Russen viel essen, aber in dieser Gegend nie anpflanzen. Wie alle Fremde waren sie den russischen Bauern ein Dorn im Auge, schon deswegen, weil die Kolonisten alle evangelisch-lutherischer Konfession waren, also Ungläubige! Eines Tages lief ich mit Herbert und ein paar Bauernjungen an die Pelenda, unterhalb der Fabrik, wo der erste Hof eines estnischen Kolonisten stand. Dicht am Fluss weideten Kühe und die kleinen Estenjungen, mit schlohweissen Köpfen hüteten die Herde. Da nahmen die russischen Jungen paar Steine aus dem Flusse und warfen sie den estnischen Kindern nach. Dabei schrien sie "Jeretik, Jeretik!" (Ketzer, Ketzer!) Ich natürlich machte es ihnen nach und Herbert [ihr Bruder] auch! Die estnischen Kinder liefen davon. Ich hätte natürlich für diesen groben Unfug eine Tracht Prügel bekommen sollen. Nicht für den "Jeretnik", dann müsste man die halbe Menschheit strafen! Sondern für die nachgeworfenen Steine (es waren nicht die kleinsten Steine), es könnte leicht ein großes Unglück passieren! Leider haben sich die estnischen Bauern bei Papa nicht beschwert - sie fürchteten sich vor dem Allgewaltigen der Gegend. ich habe von Papa nur zwei Mal vollwertige Dresche bekommen, ungefähr im Alter von sechs-sieben Jahren. An das andere Mal erinnere ich mich genau - wir haben mit Herbert aus der Pelenda Wasser getrunken, was uns strengstens verboten war. In einigen Nachbardörfern gab es mehrere Fälle von Magentyphus! Mama dagegen hatte ein lockeres Handgelenk!"

Vor 70 Jahren

Grußkarte mit Festtagswünschen, 1936 von Tallinn nach "Saksamaal"

Lieber Baltikum ... (Teil 2)

Die Laufzeit ist unbegrenzt. Die Aussichten sind verheißungsvoll, Gewinne bis 50%, Empfehlung: als Depotbeimischung nutzen.
Warum könnte es hier gehen?

Es geht um Aktionen und Fondanteile. FINANZEN-NET macht seinen Leserinnen und Lesern das Baltikum als Anlagemarkt schmackhaft. Die Kaufempfehlungen beziehen sich hier ausschließlich auf Estland: Eesti Telekom, der Wasserversorger Tallina Vessi, die Bauunternehmung Merko Ehitus, und der Einzelhändler AS Baltika.

Aber wussten wir das nicht schon? Dann kommen in diesem Fall nämlich die Einschränkungen: für Privatanleger sei der Kauf zu risikoreich, Interessenten sollen sich lieber Zertifikaten von Banken anvertrauen. In diesem Fall wird nur eine einzige genannt, die niederländische Bank AS AMRO mit Niederlassung in Frankfurt/Main.

Die Frage bleibt, ob deutsche Kunden hier nicht etwas zu einseitig beraten sind. Gibt es nicht doch noch ein paar mehr empfehlenswerte Firmen? Insbesondere, wenn von "Baltikum" die Rede ist. Aber auch so bleibt der Eindruck: das Marketing für "Baltikum" läuft gut.

Samstag, Dezember 23, 2006

Lieber Baltikum statt Balkan

Lange Zeit wurden die baltischen Staaten verwechselt, verkannt, oder unterschätzt. Ob Estland ein baltisches, oder lieber ein nordisches Land sein möchte, ist sowieso ein gern diskutierte Frage - bei der sich auch der jetztige estnische Präsident Ilves gerne zu Wort gemeldet hat. Estland ist nicht Island - und Baltikum nicht Balkan.

Nun gibt es eine ganz neue Art der Wiederbelebung solcher Irritiationen. "Wir möchten Baltikum statt Balkan sein", so die Überschrift der WIENER ZEITUNG am 20.12.2006. Wer sich hier zu Wort meldet, ist der Kleinstaat Montenegro, laut diesem Beitrag "der jüngste Staat der Welt", und "ungefähr so groß wie Oberösterreich". Am 21.Mai hatte eine Mehrheit der Einwohner sich in einer Volksabstimmung für die Loslösung von Serbien ausgesprochen. "Wir wollen für ausländische Investoren ähnlich attraktiv werden wie das Baltikum", wird Petar Ivanovic, Leiter der montenegrinischen Investitionsförderungsagentur MIPA, in der österreichischen Presse zitiert.

Na, das sind noch Vorbilder!

Mittwoch, Dezember 20, 2006

Erinnerungskulturen V


Estland möchte den Gebrauch von Sowjet- und Nazisymbolen in der Öffentlichkeit verbieten. Der russische Aussenminister Sergei Lavrov ist weiterhin aufgebracht über die Gleichbehandlung beider Symbole und versucht es mit alten Propagandatricks:
“We considerate it sacrilegious and dangerous to put an equality sign between liberators and occupants. At present, this is happening in Estonia,” he told a news conference on Wednesday.
He added that Russia “will continue work in contacts with Estonian leadership and in the international arena to avert a revival of fascism and its heroisation”.

Hat tip to Giustino
Diese Kontroverse war der Anlass für die Reihe Erinnerungskulturen. Warum andere Länder nicht die Befreiung durch die Sowjetunion am Ende des 2. Weltkrieges feiern können. Jetzt kommt die Perspektive der Koreaner hinzu und macht deutlich, dass Russland noch lange an seiner sowjetischen Geschichte arbeiten muss. Es geht um die Zwangsdeportationen von annährend 200 000 Koreanern in die kasachische Steppe. Nachkommen dieser Tragödie leben übrigens heutzutage in Tallinn als Betreiber der koreanischen Restaurants, in der Hauptstadt Estlands.
Es begann 1937, einige Historiker meinen sogar, der 2. Weltkrieg hätte schon damals begonnen. Nämlich mit der japanischen Besetzung Chinas. Korea war da schon längst einverleibt in das japanische Imperium. Viele Koreaner gingen nach Russland um gegen die Japaner kämpfen zu können. Aber Stalin sah das anders. Wer zu Japan gehörte, war potentieller Spion. Egal ob besetzt und unterdrückt. Sowjetische Logik. Daraus folgte:
All 180,000 Koreans were packed into crowded cattle cars to make the 3700 mile journey to Kazakhstan and Uzbekistan. This highly organized, month long deportation is vividly brought to life though the memories of first hand survivors. About 98,000 Koreans were brought into Kazakhstan and disbursed throughout the country to establish collective farms. In the first years, many Koreans were relocated to uninhabited lands without any housing. At a small village named Ushtobe, 34,000 Koreans were brought and thousands lived out in the open steppe, digging holes in the ground for shelter. Others were sent far away to live among nomadic Kazakh herders making their homes in yurts. Native Kazakhs welcomed these Koreans and often assisted them as they settled into their new lives in these remote lands.

Ein Zitat aus einem Film, der gerade in den USA veröffentlicht wurde."Koryo Saram - The unreliable Koreans", Die unzuverlässigen Koreaner. Sie wurden also genauso wie die anderen Ethnien nach Zentralasien in Güterwaggons verfrachtet und dort ausgesetzt. Zum großen Teil ohne Behausung, einfach so, irgendwo. Wer überlebte hatte Glück. Bis zu Gorbatschows Zeiten war es Tabu über diese Geschichte zu forschen und zu berichten. Hier der wissenschaftliche Überblick von einem Koreaner in Kasachstan. Bezeichnend ist, dass deutsche Webseiten häufig den Begriff "Umsiedlung" benutzen, anstelle von Deportation. Das macht deutlich an wen Lavrov seine Propagandaoffensive richtet. In Polen, Ungarn, Korea wird er kein Gehör finden aber in Deutschland.

Dienstag, Dezember 19, 2006

Estonia - ein Geständnis?

Heute wurde ein weiterer Bericht zum Untergang des Fährschiffs Estonia veröffentlicht. Was lange im Hintergrund bei vielen als Verschwörungstheorie gehandelt wurde, bekommt nun eine überraschende Wendung. Es geht um die geheimen Militär - Geheimdiensttransporte über die Ostsee 1994. Trivimi Velliste behauptet nun davon gewusst zu haben, anderslautend als immer wieder behauptet wurde. Das könnte jetzt für einige Parlamentarier in Estland eng werden, wenn das stimmt. Gegenüber der Untersuchungskommission wurde immer das Gegenteil vertreten:
The Vice Chairman of the Constitutional Committee of the Estonian Parliament, Evelyn Sepp, considers Pro Patria Union (Isamaaliit) and the former Prime Minister Mart Laar responsible for carrying out sneaky business of transporting military technology and links it to the real reasons behind the sinking of Estonia.
Sepp said Trivimi Velliste's confession during today's final hearing of the weapon's commission, came to her as a complete surprise. "Velliste said he had known all along that the government of Estonia was involved in weapons transports on the passenger ferry Estonia.

Auch die Schweden müssen sich wieder mit dem Thema beschäftigen:
Mehrere Parlamentarier warfen dem früheren estnischen Außenminister Trivimi Velliste vor, er verschleiere die wahren Hintergründe der „Estonia“-Katastrophe von 1994. So habe er zunächst zugegeben, von geheimen Militärtransporten an Bord der „Estonia“ gewusst zu haben. Später habe er diese Aussage abgestritten. Hohe schwedische Offiziere hatten schon vor längerer Zeit eingeräumt, sie hätten gewusst, dass mit der „Estonia“ mehrmals geheimes Militärmaterial nach Schweden gebracht worden sei.

Donnerstag, Dezember 14, 2006

Symbole



Originally uploaded by windkeeper.
Windkeeper ist eine 18jährige Amateurfotografin aus Estland. Ihre Aufnahmen sind meist weniger politischen Inhalts. Das neue Gesetz zum Verbot von Nazi und Sowjetsymbolen in Estland hinterlässt viele Fragen:
"You know what, starting from a few days back it´s criminal to use that kind of symbolics publicly in Estonia. Wow, I can get us arrested like that..
Neat! (:"
Es ist ab jetzt wohl eine Straftat so etwas zu veröffentlichen, fragt sie ironisch in einem eigenen Kommentar zu diesem Photo.

Dienstag, Dezember 12, 2006

Estnische Woche in der Schweiz - Rückblick


Kalevipoeg Monument Tallinn
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Die estnische Woche ist vorbei, aber die Veranstaltungs-Webseite hinterlässt zahlreiche lesenswerte Texte und Informationen. Die meisten zu finden unter der Rubrik Presse. Zum Beispiel eine genauere Betrachtung des estnischen Nationalmythos Kalevipoeg von Peter Petersen.
Das Kalevipoeg-Epos beeindruckt mich als Therapeut aus einem besonderen Grunde:
Der Held des Epos, Kalevipoeg, erkämpft sich zweimal, ohne Zwang, aus freiem Willen, den Weg in die Hölle; beim zweiten Mal gelingt es ihm, den „Gehörnten“ (den Teufel, den Bösen) zu besiegen. Der Sieg besteht jedoch nicht in der Vernichtung des Gehörnten, sondern Kalevipoeg bändigt den Teufel. Er fesselt ihn in Eisenbanden an den Felsen in der Hölle.
Kalevipoeg verzichtet damit auch auf Rache. Er hätte sich rächen können für die zahlreichen Untaten des Gehörnten. Der Verzicht auf Rache ist ein Akt der Klugheit und Weisheit.

Sonntag, Dezember 10, 2006

Live-Bloggen und Radio über Estland

Phil, der Autor von einem bekannten englischsprachigen Finnlandblog interviewt gerade Giustino. Er ist auf unserer Linkliste mit dem Titel seines Blogs "Itching for Eestimaa" vertreten und wohnt derzeit in New York. Die "Radio"-Show läuft gerade über Skype. Skype ist eher berüchtigt als Internet-Telefonprogramm. Wer ein Skypekonto besitzt kann sich einloggen und später Fragen stellen. Wahrscheinlich wird die Sendung später als Audiodatei - Podcast - abrufbar sein. Soweit zu den Möglichkeiten, die die neuen Medien und das Internet bieten. Für mich ist es das erste Mal, dass ich Giustino live höre. Zu den Inhalten der Diskussion später. Hier ist die Internetadresse von Radio Free Finland (Phil).
Update:
Phil hat die Audiodateien diesem Post hinzugefügt, mit einem kleinen Überblick über den Inhalt des aufgezeichneten Gesprächs.

Erinnerungskulturen IV

Die Stichworte Vertreibung und Polen bringen bei der Internetsuche vor allem die deutsche Perspektive der Vertreibungen seit 1944. Bezeichnend, dass es deutschsprachig kaum etwas über die Vertreibung der Polen durch die Sowjets gibt. Wie sollen sich Nachbarn, Deutsche, Polen, Litauer verstehen, wenn sie noch so große Lücken, Nichtwissen über die Geschichte der anderen Seite, besitzen.
Daniela Stankiewicz, 1928 im litauischen Wilna geboren, hat keinerlei Zweifel. Als sie und ihre Familie am 10. Dezember 1945 die Heimat Richtung Westen verlassen muss, geschieht das nur vordergründig freiwillig

Die ganze Zeit machten die russischen Truppen Straßen-Razzien, nahmen willkür-lich Leute fest, fingen an, sie abzutransportieren - richtiger Terror begann. Sie droh-ten: 'Wenn ihr Wilna nicht verlasst, schicken wir euch schnurstracks in die Lager nach Russland!'

Dies ist ein kurzer Ausschnitt aus einer Reihe des Deutschlandfunks. Hier Folge 10 aus Flucht und Vertreibung
Die Schilderungen machen deutlich, warum der Begriff "Befreier" (Synonym für Sowjets)in Polen wie eine nachträgliche Verhöhnung der Opfer klingen muss.

Freitag, Dezember 08, 2006

Erinnerungskulturen III


Budapest
Originally uploaded by Csaba1981.
Kaum zwei Monate zurück fanden die anhaltenden Demonstrationen gegen die Regierung in Ungarn statt. Anlass war das Eingeständnis der vorsätzlichen Lüge. Die Lage Ungarns wurde offiziell rosiger dargestellt als sie in Wirklichkeit war. Es ging um den Machterhalt. In diese stürmischen Wochen mit Dauerprotesten fiel der Jahrestag des Ungarnaufstandes 1956. Und hier zeigt sich, dass Ungarn gespalten ist. Die einen hätten nachträglich 1988/1989 gerne eine Revolution gesehen. Eine friedliche wie in der DDR, eine Singende Revolution wie im Baltikum, statt dessen gab es eine Wende. Das ist die Terminologie der ehemaligen Kommunisten. Ein Begriff den Egon Krenz auch für die DDR anwendete und der es geschafft hat bei uns die "Friedliche Revolution" zu verdrängen. Das zeigt, wie wenig sensibel wir mit osteuropäischer Vergangenheit umgehen, während für die Zeit ab 1933 in bundesrepublikanischer Tradition sich keiner einen Fehltritt in der Beschreibung des Nationalsozialismus und seiner Zeit leisten darf und durfte.
Nun war die Verwunderung groß, dass das estnische Parlament das Benutzen von Nazi- und Sowjetsymbolen verbieten möchte. Klingt überraschend, aber Ungarn hat dieses Gesetz schon längst. Und im Photo sieht man Demonstranten im September beim Vollzug. Sie entfernen das Sowjetsymbol am Obelisken für die "Befreier" in Budapest. Csaba, der die Aufnahme gemacht hat, meint, die heftige Reaktion aus Russland auf das estnische Verbotsvorhaben läge wohl daran, dass Estland Teil der Sowjetunion war und dadurch die Empfindlichkeiten in Moskau größer seien.

Donnerstag, Dezember 07, 2006

Erinnerungskulturen II


Kyiv
Originally uploaded by Neeka.
Anders als Estland gehörte die Ukraine während der Zwischenkriegszeit zur Sowjetunion. Hier stand im November ein Gedenktag im Vordergrund, die Erinnerung an den Holodomor. Die große Hungersnot während der Zwangskollektivierung, die Millionen das Leben gekostet hat. Während der Sowjetzeit gab es also kein Gedenken an die Opfer des 1. Weltkrieges, siehe letzter Post, sondern auch nicht an die Opfer der Jahre 1932-33. Und wie sieht sowjetische Propaganda aus: Es sei kein verschleierter Mord, sondern eine Missernte gewesen. Dass Menschen, nachdem das Getreide beschlagnahmt wurde bei der Suche nach übriggebliebenen Körnern auf den Feldern erschossen wurden, spielt da eine untergeordnete Rolle. Zwischen der Ukraine und Russland gibt es einen Streit um den Begriff Genozid. Mehr dazu bei Wikipedia.
Estland hat nach dieser Information den Holodomor als Genozid anerkannt, Deutschland anscheinend nicht.

Dienstag, Dezember 05, 2006

Europäische Erinnerungskulturen

Lange habe ich überlegt, ob ich den aktuellen Streit um das mögliche Verbot von Nazi- UND Sowjetsymbolen in Estland kommentieren soll. In Russland sind einige wieder aufgebracht, deutsche Medien übernehmen die entsprechenden Pressemeldungen von dort und in der Blogosphäre wird anhand dieser Meldungen drauflos diskutiert.
Das ist alles wertlos. Der Zweite Weltkrieg ist weitaus komplizierter als in Russland dargestellt und in Estland ist die Forschung über diese Jahre auch noch nicht abgeschlossen. Im Frühjahr diesen Jahres erschien der Band: "Die vergessene Front. Der Osten 1914/15" Es ist eine Sammlung verschiedener Autoren im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Daraus ein Zitat das nachdenklich stimmt über die Erinnerungskultur in Russland.
Kristiane Janecke, Seite 344:
"Das kollektive Gedächtnis [nach dem 1. Weltkrieg in der Sowjetunion] war von nun an ausschließlich mit der Erinnerung an die Helden und Toten des neuen Regimes besetzt. In der Tat erinnert in Russland nicht ein einziges National- oder Ehrenmal oder ein Friedhof an den Weltkrieg, bis in die neunziger Jahre gab es keinen Verband und keine Organisation, die sich der Erinnerung widmete."
Sie erwähnt auch die Zahlen für Russland: 1,7 Millionen Soldaten gefallen, fast 5 Millionen verwundet, 2,5 Millionen in Gefangenschaft.
In dem oben genannten Forschungsband wird auf die Bedeutung des 1. Weltkriegs für die Planungen des daruffolgenden hingewiesen. Getrennt lässt sich das nicht mehr betrachten. Die Europäer haben sich noch viel zu erzählen.
Das Foto oben zeigt übrigens estnische,bzw. russische Offiziere beim Pontoonbau an der Wolga 1917.

Sonntag, Dezember 03, 2006

Vielleicht kommt jetzt der Kaiser,


My First visit in Tallinn
Originally uploaded by TosYum.
gemeint ist der japanische, nach Estland. Unser Kaiser Beckenbauer war schon da. Und wieder wird es ein Erste-Mal-Besuch werden. Der Zeitraum soll laut einer Pressemeldung Frühjahr 2007 sein, also bald. Dann ist es nicht mehr so kalt, wie bei dem Besuch von TosYum, hier vor einem Wasserfall an der Nordküste Estlands. Er ist ebenfalls Japaner und hat eine estnische Freundin. Gemeinsam veröffentlichen sie Fotos bei Flickr.com. Kürzlich hatten wir hier eine Aufnahme vom Aufenthalt der Queen in Tallinn von TosYums Photostream entnommen. Im Internetforum der Zeitung Postimees werden schon Basiskenntnisse in Japanisch ausgetauscht. Es gibt demnach immer noch Leute, die von Staatsbesuchen nicht genug bekommen können.

Donnerstag, November 30, 2006

Das tägliche Ärgernis

Anders kann ich es nicht nennen. Dieses Unverständnis gegenüber der Geschichte Osteuropas. Hier ein jüngstes Beispiel:
Aber es ist durchaus nachzuvollziehen, schliesslich war Estland in seiner Geschichte nur zweimal selbständig; von 1918 bis zur Besetzung durch die Deutschen im Jahre 1939 und jetzt wieder, seit es sich 1991 die Unabhängigkeit von der Sowjetunion friedlich erkämpft hat.

Es ist der Text einer 16-jährigen und da mache ich der 16jährigen im Austauschjahr weniger einen Vorwurf, weil bekanntlich die historischen Vorgänge in Baltikum kompliziert sind. Und über die Einzelheiten erfährt man wohl nicht viel in deutschen Schulen in diesem Alter. Aber Redakteure der WAZ werden das gegengelesen haben. Das kann kein Flüchtigkeitsfehler sein. 1939 marschierten Sowjetsoldaten ins Baltikum, nach Estland, ab 1940 wird Estland zwangsweise eingegliedert in die Sowjetunion. 1941 rollen die Transportzüge mit tausenden Inhaftierten Richtung GULAG und während die Züge nach Osten rollen (kein Witz), überfällt die Wehrmacht die SU.

Dienstag, November 28, 2006

Warten auf Präsident Bush

Höchste Sicherheitsstufe, schulfrei. Der erste Staatsbesuch eines amerikanischen Präsidenten in Estland kurz nach der Ankunft in Tallinn. Hier von weitem beobachtet von Siim Teller, einem der bekanntesten Blogger in Estland.



Bei youtube hat jemand einen kurzen Beitrag von etv Szene von der Zeremonie am Präsidentenpalast Kadriorg hochgeladen. Ilves scheint im Wechsel die beiden Flagen zu betrachten, vielleicht denkt er an seine amerikanische Zeit zurück, wer weiss?

Der erste Staatsbesuch

Noch nie war ein amtierender amerikanischer Präsident in Estland, das historische bei diesem Ereignis überwiegt. Nicht so sehr, welche Politik die jetzige US-Regierung betreibt.
Und ein estnischer Präsident, Hendrik Ilves, kann in Augenhöhe seine Sicht der Weltpolitik schildern:
The Estonian leader said Russia "seems to treat democracy on its borders, be it Estonian, Ukrainian, Georgian, as a security threat and sees despotism on its borders -- Turkmenistan, Belarus -- as being a good thing as it represents stability. . . . That kind of view is not one which is very conducive and helpful to the security situation on our continent."

Ilves is one of several Baltic leaders who spent large chunks of their lives in North America; Bush will also meet with Latvian President Vaira Vike-Freiberga, who was a professor of psychology at the University of Montreal. Ilves was born in Sweden to Estonian exiles and moved to the town of Leonia, in northern New Jersey, at age 3.

Washington Post.

Montag, November 27, 2006

Sagt was, deutsche Diplomaten!

Öffentliche Stellungnahmen, Pressemitteilungen irgendwas - und zwar, dass es alle lesen oder hören können. Das Deutsche Reich hatte 1939 Freundschaft mit der Sowjetunion geschlossen. Damit konnte der zweite Weltkrieg beginnen. Mit der Aufteilung Europas, in der Mitte, von Finnland bis Rumänien. Deutsche und Sowjetsoldaten reichten sich die Hände, in Polen. Die Letten wurden gezwungen Lebensmittel an Nazideutschland zu liefern, ein eher harmloser Nebeneffekt dieser Vorgänge. Für unseren Teil wissen wir ziemlich genau, was die Deutschen getrieben haben, aber die Wissenslücke im Osten wird ausgenutzt für regelmäßige Desinformationskampagnen alten Stils, sei es von Ministerien, Parlament oder von Historikern in Moskau. Erst war von einem freiwilligen Anschluss des Baltikums an die Sowjetunion die Rede, jetzt wird was anderes hervorgehoben: Die Amerikaner und Briten hätten für die Sowjets Grünes Licht signalisiert und noch einige andere neue Thesen. Deutschsprachige Medien greifen das Thema nicht auf. Das sagt alles. Wenigstens wird es in der englischsprachigen Blogosphäre diskutiert und analysiert. Bei Peteris Cedrins lohnt der Einstieg, hier der aktuelle Teil II. Über Jams o Donnell gelangt man zu weiteren Posts.
Vielleicht sind die Informationen, die Cedrins und andere sammeln und kommentieren, einfach unbekannt in unseren Politikerkreisen. Das würde das dauerhafte Schweigen erklären.

Freitag, November 24, 2006

Kein Weg zurück

Während die Niederländer, Auslandsniederländer durften per Internet wählen, skeptisch beim e-Voting bleiben, ist die Entwicklung in Estland kaum mehr aufzuhalten. Über 80% Prozent haben ihre Steuerklärung durchs Netz gejagt. Die Hemmschwelle, mit der Entertaste auch die Wahlstimme abzugeben ist weiter gesunken. Alle Elektronische-Daten-Bedenkenträger in Deutschland werden Estland jetzt am Abgrund sehen.
Meine Meinung: Nur die technische Verbesserung des Systems ist noch möglich ein zurück zur Zettelwirtschaft aber nicht mehr.

AFP heute:
The Baltic nation of Estonia is a pioneer - it is the only country in the world to offer formal e-voting for its 920,000-strong electorate.
Estonians were able to cast their first mouse-click ballot in local elections in October 2005, and will get their next chance in a parliamentary poll next March.
Ivar Tallo, director of Estonia's E-Governance Academy, is convinced that Internet voting will soon be widespread.
He pointed to the rapid rise of online tax declarations - in 2000, only 9 percent of Estonians chose the Internet option, but the figure had jumped to 82 percent by last year.

Neue EU-Mitglieder: Elli berichtet aus Zypern

how the hell did Cyprus get in EU?!

Wie zum Teufel haben es die Zyprioten geschafft, in die EU aufgenommen zu werden, fragt die Estin Elli in ihrem Blog. Es ist ihr zweiter Post von der Mittelmeerinsel Zypern, einem neuen EU-Mitglied. Ebenso wie Estland.
Wer ihren Beobachtungen folgen möchte, hier ist der Beitrag "You must be joking".

Donnerstag, November 23, 2006

MS/Estonia -Es ist schon wieder passiert

Die Endlosgeschichte geht weiter. Ein nicht völlig aufgeklärter Schiffsuntergang in der Ostsee 1994 und die Reihe der Untersuchungspannen über die Ursachen der Tragödie setzt sich fort. Ein Videofilm von den ersten Inspektionen am Wrack ist verschwunden, spurlos:

A film that may hold vital clues to the mystery surrounding the worst disaster in the Baltic Sea in modern times, the shipwreck of the passenger ferry Estonia, has vanished.
"We don't have a clue about its whereabouts. This is deeply regrettable," Johan Franson, chief of Sweden's Shipping Inspectorate, told Swedish magazine Ny Teknikk.
In August Sweden's State Forensic Laboratory (SKL) asked for the film to be delivered there after beginning a comprehensive investigation of existing film and photographic evidence from the shipwreck.
The Inspectorate has searched for the film for three months without success, and cannot explain how it has disappeared from its archives.

Aftenposten aus Norwegen berichtet.
Das wird der estnischen Initiative zum Heben des Wracks weiteren Auftrieb geben.
Die Baltic Times gestern:
According to Bildt, the constant raising of the subject reopens old wounds for the victims' relatives. In his opinion, certain politicians are trying to make political profit from the September 1994 tragedy. Estonian Foreign Minister Urmas Paet added that the sinking of the ferry Estonia has been thoroughly investigated and he is skeptical about new circumstances coming to light.

Trotzdem, mir ist nicht verständlich, warum Flugzeugunglücke bis ins Detail untersucht werden, aber hier einige schummrige Videoaufnahmen und simulierte Untergansgszenarien und nicht klar bewertbare Beobachtungen am Schiffsrumpf ausreichen. Na ja, Politiker, ohne Experten sein zu müssen, entscheiden was eine gründliche Untersuchung bedeutet. Sie haben bis jetzt das letzte Wort.

Mittwoch, November 22, 2006

Jaan Kross, Finnland und andere Betrachtungen

Diesen Post habe ich erst jetzt entdeckt, schon ein Monat alt, aber das Thema ist fast zeitlos. Gerade richtig bevor wieder die Weltpolitik angesagt ist, in Riga und Tallinn. Ich meine das kommende NATO-Treffen und den Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten.
Ein Finne über Estland:
...
But we are also divided by this closeness as it hides the differences: whereas Finland still enjoying the long period of post-war peace and stability looks towards Scandinavia, many of the structures of the deeply wounded Estonian culture are more Central European. There is also much too little understanding in Finland of the cruel trials and traumas of recent Estonian history, and too much easy Nordic arrogance that comes with this profound lack of imagination and knowledge.
...
Hier der ganze Text von Stockholm Slender.

Sonntag, November 19, 2006

Was bleibt?


Die Architektur? Die Bindung an Europa? Schwierige Fragen. Es wird stiller um die "Deutschbalten", die 1939 heimgekehrt waren, ins "Warthegau",. Aber das war nur bis 1944. Das sogenannte Warthegau liegt heutzutage in der Mitte von Polen. Was bleibt von deutscher Kultur in Estland, die dort 700 Jahre lang die Stadtlandschaft und die Herrschaftsverhältnisse auf dem Lande geprägt haben? Die russisch - estnischen, oder baltisch- russisch Auseinandersetzunegen lassen da nicht viel Spielraum. Die Zeit ist darüber hinweggegangen. Das Dokument erinnert an den Einschnitt, der Nichtwiederkehr.

Freitag, November 17, 2006

Heinz Valk


Heinz Valk
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Estnische Selbstbetrachtung. Heinz Valk war einer der Wortgeber der Singenden Revolution. " Am Ende werden wir doch siegen". Im Moment läuft ein Bilder- beziehungsweise Denkmal-"krieg" mit Russland. Das estnische Parlament hat beschlossen, dass sowjetische Kriegsdenkmäler abgerissen werden können. Wer die Hintergründe jüngster estnischer Symbolik verstehen möchte ist hier gut bedient:
What we have now seen from the discussion above is that Estonians have made good use of symbolic convergence in a few cases. Yet there are also negative myths that might reinforce self-destructive behaviour (the slavery myth and the dying out myth). It also seems that Estonians lack the myth that would give justification and goal for the nation at the time of freedom: the questions of what is the reason for the Estonian nation, what is its mission in this world are not symbolically answered. Until there is an answer to this, freedom could be quite dangerous - without a rhetorical vision a nation is like an HIV positive - even simple and harmless infections can have large-scale devastating effects.

Mittwoch, November 15, 2006

E-Voting - Materialien erhältlich

Zur E-Voting Konferenz in Estland (27./28.Oktober 2006) haben die Veranstalter inzwischen umfangreiches Infomaterial im Internet abrufbar bereit gestellt.





Auf TEHNOKRATT ist abrufbar (jeweils als Tonmitschnitt und als Powerpoint-Präsentation, Sprache: Englisch):

- Studie von Aleksander Trechsel zu E-Voting in Estland (ppt / mp3)
Hier ist unter anderem nachzulesen, dass 2005 in Estland 54,5% der "E-Voter" ihre Stimme von zu Hause aus abgaben, 36,6% vom Arbeitsplatz, und nur 3,8% von einem Cafe oder einem anderen Platz aus. Nur 3,2% begaben
sich zur Stimmabgabe an einen kostenlos zugänglichen öffentlichen Internetplatz, 1,9% stimmten von einer Bank aus ab.

- Verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen für E-Voting-Projekte (ppt / mp3)

- Michael Remmert: Empfehlungen des Europarats für E-Voting Standards (ppt / mp3)
- Jonathan Stonestreet: Wahlbeobachtung und neue Technologien (ppt / mp3)

Interessant auch ein Beitrag von Thad Hall (ppt / mp3) zum Nutzen von Internet in politischen Kampagnen - er verwendet zur Verdeutlichung Beispiele aus den aktuellen Kampagnen von Hillary Clinton.

Weitere Infos gibt es auch bei der estnischen E-Governance Academy. Auch zu den Konferenzmitschnitten ist dort eine Übersicht eingerichtet.

Wintereinbruch Anfang November


20061105 108
Originally uploaded by andres_toode.
Andres hat beeindruckende Aufnahmen des frühen Winters in Estland aus der ersten Novemberwoche auf seinen Flickr-Photostream hochgeladen, danach gab es bereits eine geschlossene Schneedecke. Tauwetter allerdings auch wieder. Auf das Foto geklickt erscheinen weitere Eisbilder von Andres.

Montag, November 13, 2006

Rumstochern in der Geschichte

Die Kreml-Protokolle. Das SPIEGEL Titelthema der Woche. Warum zerfiel die Sowjetunion, und wer war dafür verantwortlich? Das Baltikum bleibt wiedereinmal Randgeschichte. Das habe ich zwar anders in Erinnerung. Der Spiegel setzt die Gorbimania aber fort und ausserdem bringen die deutschen Medien wieder etwas exklusiv aussehendes, was in englischsprachigen längst durchgenudelt wurde. Zum Beispiel in der New Times aus Russland im September. Dort meinen sie zum Schluß, dass es nur eines begabten Führers gefehlt habe, der aber unter den Millionen Parteimitgliedern nicht zu finden war. Mann, wie lange hängen sie noch ihren Großmachtfantasien nach?
Sie hatten nicht die falschen Politiker, sie waren am Ende:
Having reached a total economic and political impasse, the Soviet leadership was forced to look for new ways to keep the empire together. Despite the official aims of Mikhail Gorbachev's restructuring of the Soviet political system (perestroika), glasnost offered an opportunity for various democratic forces to begin voicing protests against environmental damage, forced industrialization, russification and the repression of national culture.

Und die Esten haben die erste Möglichkeit ergriffen, den Verein zu verlassen.

Einladende Einkaufspassage in Tartu, in der es nichts zum Kaufen gibt kurz nach dem Ende der Sowjetunion. Aber vorher auch schon nicht. Es lebe das Kurzzeitgedächtnis, nicht wahr?
Der Blick auf die Kreml-Protokolle verengt das Bild. Selbst der Westen half am Anfang mit allen Kräften die Sowjetunion zu retten. So lange bis es nicht mehr opportun war. So sieht es ein damaliger Unterstützer estnischer Unabhängigkeitsbestrebungen:
I also saw the George W. H. Bush Administration play what I still consider a duplicitous great power game – and don’t let anyone try to convince you otherwise. James Baker, Bush’s Secretary of State at the time, and Bush’s “real politick” foreign policy inner circle remained enchanted with the personable Mikhail Gorbachev even after it had become clear to those of us living in Europe that he had long lost the confidence of the Russian people. In Bush and Baker’s desperate attempts to keep Gorbachev in power and - to their credit - the hardliners at bay, as well as the Soviet Union in one piece, the tiny Baltic Republics were seemingly caught in a vise.

Samstag, November 11, 2006

Neue Heimat ohne Illusionen

Das Thema "Auswandern" ist in Deutschland noch immer populär. Doch waren es früher mal Länder wie Australien, Spanien, die USA oder Norwegen, die ganz oben auf der Beliebtheitsskala standen, kommt nun auch Estland ins Visier der Paradiessucher.

SPIEGEL ONLINE hat ein Diskussionsforum eröffnet und berichtet nun über die gesammelten Eindrücke in einem eigenen Beitrag. "Ich schufte mitunter 20 Stunden", berichtet dort Auswanderin Ute Wohlrab, die auch uns schon einige Jahre bekannt ist und in erster Linie durch ihren Einsatz für die estnischen Tori-Pferde bekannt ist. SPIEGEL ONLINE macht daraus: "Ute Wohlrab hat erlebt, dass das Abenteuer Ausland zum Alptraum werden kann". - Ist das so? Zitiert wird immerhin auch der Satz: "Der Entschluss, "dass meine Biographie von mir geschrieben wird, hat schnell festgestanden", und: "Heute habe ich ein Gestüt mit 24 Pferden. Ich bin meine eigene Chefin, schufte mitunter 20 Stunden am Stück. Ich würde trotzdem niemals tauschen wollen."

Vor einigen Jahren berichtete Wohlrab bei INFOBALT über ihre ersten Eindrücke in Estland. Bei SPIEGEL ONLINE berichtet sie heute: "Nach zwölf Jahren bekomme ich noch zu hören, dass ich doch bitte nach Deutschland verschwinden solle, wenn ich offensichtliche Missstände kritisiere". Auch in unserem Estland-Forum haben wir sie schon zitiert, damals mit Äusserungen über die Finnen in Estland. (Foto: Homepage Hargu Talu)

Inzwischen gibt es auch estnische Presseartikel über die zähe deutsche Pferdeliebhaberin, so bei KROONIKA, LEMMIK oder POSTIMEES. Auch in estnischsprachigen Internetforen ist Wohlrab aktiv, und nicht nur zu Pferden, sondern auch zu im Sommer 2006 so beliebten Bärenthema meldet sie sich zu Wort.

Es bleibt also festzustellen: ein konsequentes, hartnäckiges Auswandererleben in Estland hat Ute Wohlrab angefangen und bis heute durchgehalten, ohne es sich zu einfach zu machen. Heute, unter den Rahmenbedingungen der EU-Mitgliedschaft Estlands, ohne Visapflicht und andere Erschwernisse (die es ja lange Jahre gab), fragen manchmal ganz andere Leute - die vielleicht einfach mit ihrem bisherigen Leben irgendwie unzufrieden sind - nach einfachen, und möglichst sofort umsetzbaren Arbeitsmöglichkeiten in Estland (Bequemlichkeiten wir möglichst kostenlose Hilfe anderer inklusive).
Also, Leute: überlegt es euch gut, nutzt nicht die estnischen Einkommensunterschiede einfach aus (als relativ reiche Wessis), sondern schaut euch das Land an, und seht dann, ob ihr mit Menschen und Mentalitäten klarkommt. Dann können Beispielen von Leuten, die Estlland inzwischen zu ihrer neuen Heimat gemacht haben, vielleicht auch als Beispiel dienen.

Freitag, November 10, 2006

Vorstadt- Freaksport

Ich gestehe, ich bin nicht mehr auf dem Laufenden was Großstadt-Vorstadt-Freizeit in Estland und anderswo bedeutet. Hier die selbstgewählten Parcours, ich habe diesen Sport das erste Mal gesehen. Wahrscheinlich ist das alles noch ziemlich unorganisiert, oder gibt es schon Meisterschaften? Video bei Youtube von fOld.

Mittwoch, November 08, 2006

Skype und der Abeitsmarkt

In der IT-Welt zieht Skype weiter seine Kreise. Jörg Weisner bekennt in seinem Blog, ihm sei bis jetzt nicht bewusst gewesen, dass das Internetprogramm vor allem in Tallinn gestaltet werde. Er verweist auch auf ein Interview mit Sten Tamkivi, der sich Gedanken über die Rekrutierungprobleme des Unternehmens macht:
He told us that the number of Tallinn-based employees doubled last year to about 270, overwhelmingly technical. There has been extremely low turnover since the acquisition—perhaps 5-6 people. One problem that is emerging is that the technical talent pool in little Estonia, of 1.4 million may get tapped. Proportionally, Skype's 250 Estonian engineers would be equivalent to a US company employing about 250,000 engineers.

Sten told us that Skype has begun to look elsewhere, attracting people from 33 other countries, mostly in the EU. He’d like to tap in to the rich and available Ukranian and Russian talent pools but the government is reluctant to issue them visas.

Sten Tamkivi ist 28 und CEO, aber das ist keine Überraschung. Irgendwo wird auch zurechtgerückt, dass das Eqivalent nicht 250 000 sondern eher eine Nullziffer geringer ausfällt.

Montag, November 06, 2006

Das Grenzabkommen


Mit wem wohl? Mit der Russischen Förderation. Ist diese auch wirklich eine? Ach egal, es geht um diesen Kompromiss: Titel eines Buches von 1996. Zehn Jahre sind vergangen "auf der Suche nach einem würdigen Kompromiss". Der Grenzvertrag war letztes Jahr fertig, aber die Esten konnten sich nicht verkneifen auf 1920 hinzuweisen. Sie haben in ihrer Version auf den Friedensvertrag von 1920 verwiesen, in dem die UDSSR auf ewig die Estnische Republik anerkannte. Ewig bedeutet heutzutage nicht viel. Fast nur eine Menschengeneration und alles ist wieder in Frage gestellt. Das gegenwärtige Problem: Estland war früher (zwischen 1920 und 1940) größer. Es gehörten auch Orte und Landstriche jenseits der heutigen Grenze hinzu. Russland unterstellt, dass mit der Anerkennung von 1920 auch die jetzige Grenze in Frage gestellt werden könnte. Da gibt es ein Kommunikationsproblem. Estland möchte endlich anerkannt werden, ganz, ohne wenn und aber. Und ohne 1920 gäbe es kein unabhängiges Estland. Das erste Mal übrigens seit 700 Jahren Fremdherrschaft. Die Russen feiern ja auch ihre Befreiung von den Tartarentributen. Oder hat die Mongolei noch Ansprüche heutzutage an Rußland?
Egal, als selbstreklamierte Großmacht stellt Russland weitere Forderungen: Respektierung der Minderheitenrechte. Nein, Einhaltung der Menschenrechte gegenüber den Minderheiten. Aber das ist absurd. Die Mehrheit der Minderheit besitzt mittlererweile einen estnischen Pass: Während in Estland ALLE russischsprachigen Kinder weitestgehend in russchischsprachige Schulen gehen, auch wenn die MEHRHEIT dieser Minderheit den estnischen Pass besitzt, sieht es in Russland ganz anders aus. Ein Blick auf die Situation der finno-ugrischen Minderheiten genügt. Muttersprachlicher Unterricht bleibt häufig ein visionärer Wunschtraum in Russland. Eher werden Aktivisten der Minderheiten verfolgt. Dagegen macht Russland Druck auf europäische Institutionen, sich der russischsprachigen Minderheit anzunehmen. Aber was soll erreicht werden? Wenn estnischsprachiger Unterricht an russischen Schulen gefordert wird, so dient das auch der INTEGRATION der Minderheiten. Wie sonst will man einen Job bei der expandierenden Medienbranche in Estland bekommen? Der letzte Post handelt von Nagi und diese neue Fotowebseite ist nur auf estnisch zu bedienen. Mit exzellenten Russischkenntnissen auch?
Hier ein Beispiel aus den Berichten des Europarats, auf die sich die offizielle Kritik Russlands bezieht:
An increasing number of parents belonging to national minorities have requested that their children be enrolled in regular Estonian-medium pre-schools and schools. The Advisory Committee considers that introducing classes with pupils from both majority and minority communities can be a valuable way not only to improve the pupils’ language skills but also to promote intercultural dialogue, provided the required specific pedagogical skills and tools and careful planning are ensured. There is a need to consider ways to further initiatives of this nature. This may need to involve changes in the current regulatory framework, which provides inter alia that, in order to enrol pupils in a school, they must have the sufficient proficiency in the language of instruction of the school concerned.


Images: Edgar Mattisen, Searching for a dignified compromise, Ilu Print, Tallinn, 1996. ISBN 9985-57-114-2

Nagi - Konkurrenz für Flickr?

Nagi und Flickr sind Fotowebseiten. Flickr hat sich zu dem bekanntesten Fotoprogramm weltweit entwickelt. Besonders als englischsprachige Webseite mit Nutzern aus allen Kontinenten. Jetzt kommt Nagi, aus Estland dazu, nicht die erste estnische Fotoseite, aber mit dem Ziel den Markt dort bald zu dominieren. Nur: von vornherein ist die Seite für die lokalen Bedürfnisse ausgelegt, Jüri Kaljundi erklärt warum. Klingt in etwa wie global denken, lokal handeln:
Many people have asked us, why should anyone use a local photo site as opposed to something like Flickr. Many reasons. Localisation does not mean just translation. You also have things like integration with other local services, for example ordering photo prints. Nagi works with 4 local companies in this sphere, while Flickr at best just gives you an error message about being in unspported country. Being in Europe, local is always faster, even with Google's, Yahoo's and other shared data centres. But it is also a local feeling, local places, local people being part of the service. Photo services or communities in general in many European countries have shown they need to be local.

Hier der ganze Post.
Einigen Lesern wird aufgefallen sein, dass viele Fotos des Estlandblogs von Flickr-Mitgliedern stammen. Zum Beispiel von einem Japaner, von einem Nutzer aus der Karibik aber auch von Esten. Das ist meiner Meinung nach genau das richtige Instrument Estland "draussen" bekannt zu machen. Aber es geht ja auch beides, global und lokal.

Freitag, November 03, 2006

Die Voitka-Brüder

Eine fast unglaubliche Geschichte, aber sie hat stattgefunden. Umgesetzt wurde sie in einen Film, der vor zwei Jahren auf den 46. Nordischen Filmtagen Lübeck vorgestellt wurde. Es geht um die Voitka-Brüder. Hier ein Auszug der Filmbeschreibung:
Im Jahre 1986 – die UdSSR steht im Afghanistan-Krieg – entziehen sich die beiden estnischen Brüder Aviar und Ulo Voitka ihrer Einberufung in die Rote Armee und fliehen in die tiefen Wälder. Sie bleiben dort und halten sich mit Diebstählen und Raubüberfällen am Leben – vierzehn Jahre lang.Am 29. Februar 2000 werden Aivar und Ulo Voitka in einer Aufsehen erregenden Polizeiaktion festgenommen. Um ihre Geschichte entspinnt sich seither ein Heldenmythos, der die beiden Brüder im kollektiven Bewusstsein auf eine Stufe stellt mit den estnischen Partisanen.Die Geschichte der Voitka-Brüder erzählt vom Traum zweier junger Männer von der totalen Freiheit und ihrem tragischen Scheitern. Sie beschreibt, auf welche Weise in den Medien aus einfachen Kleinkriminellen Volkshelden wurden. Und sie gibt Einblick in die innere Verfassung der estnischen Gesellschaft, die sich am Beginn ihrer staatlichen Unabhängigkeit nach kultureller Identität und einem modernen Volksmythos sehnt.

Hier weiterlesen...
Lesenswert und mit vielen Erläuterungen zu den Hintergründen: THE SAGA OF THE VOITKA BROTHERS IN THE ESTONIAN PRESS:THE RISE AND FALL OF A HEROIC LEGEND
von Eda Kalmre

Auszug:
...
Regardless of the fact that they were searched by all police forces
in Estonia, the brothers remained in flight for almost another
ten months. On July 2 Helju Voitka, their mother, pleaded Aivar
and Ülo to come out of the woods. On August 25 the brothers
sent a public letter to two major dailies containing a plea to the
government of Estonia, where they asked for immunity and a
permission to come out. The papers published their letter, which
swarmed with spelling mistakes and had been signed - along with
their names - as ‘Voitkas, the forest brothers’. The government
did not comment on the letter as its authenticity was question-
able and it was not sent to the government through routine chan-
nels
...

Donnerstag, November 02, 2006

1. Weltkrieg und der Fotofund

Die unbekannten Fotos von der Ostfront im 1. Weltkrieg, worüber es hier schon eine längere Beitragsfolge gab, sind seit einiger Zeit auch Bestandteil des deutschen Wikipedia-Artikels "1.Weltkrieg". Der gesamte Artikel wurde als "exzellent" qualifiziert. So haben die Aufnahmen, die teils im hervorragenden sich aber auch im physikalischen Endstadium befinden einen würdigen Platz gefunden. Denn das Fotomaterial ist rar über den östlichen Kriegsschauplatz von 1914-1918. Dagegen prägt uns das übermächtige Bild der Westfront, wie Verdun oder Orte in Flandern. Übrigens gehören die Fotos auch zum englischsprachigen Artikel der Online-Enzyklopädie Wikipedia Eastern Front (World War I).

Mittwoch, November 01, 2006

Sie reden miteinander

Interfax hat den estnischen Präsidenten Ilves interviewt. Zwei wunde Punkte im Verhältnis zwischen Russland und Estland werden angesprochen. Der ausstehende Grenzvertrag und die "Bronzestatue" in Tallinn, die einen Sowjetsoldaten als "Befreier" darstellt. Ich meine, Ilves findet den richtigen Ton. Wenn es hier eher um das Gedenken an die gefallenen Soldaten ginge, führe dies vielleicht zu einer akzeptablen Umdeutung des Denkmals:

As for suggestions made in Estonia to demolish or move the monument to Soviet liberators in Tallinn Ilves said: "Let me ask a question in return - is it a monument to the victorious Red Army, a monument to the fallen victors or a gravestone for the dead?"
"I respect the commemoration of those who died in the war. However, glorifying foreign conquerors is alien to any people or culture, including the Russian people, of course," he said.
Ilves suggested giving a broader symbolic meaning to the monument.
"I support changing the meaning of the Bronze Soldier [as the monument is unofficially called in Estonia] that it would cover everything related to the Red Army - both the ouster of the Nazis and the sufferings that later befell the Estonian people," he said.
"Unfortunately, it happened so that for the Estonian people in 1944 one criminal regime was replaced by another," Ilves said.

Und noch etwas, das an der Bronzestatue stört: Der dargestellte Soldat erinnert an andere Heroenfiguren aus der Sowjetzeit, die alle unter Muskeldoping zu leiden scheinen. Zeitgemäß ist diese Art von Gedenken jedenfalls nicht. Siehe Foto oben: Monument für die Delegierten des I. Kongresses der Gewerkschaften Estlands, 1964.

Dienstag, Oktober 31, 2006

E-Konferenz in Tallinn

Und wer stellt die Audiodateien, die Reden online ins Netz? Es ist wiedereinmal Peeter Marvet. Sein Blog heisst Tehnokratt! Da er die Informationen umsonst preisgibt, zum Beispiel einen Link zu einem Vortrag über die erste wissenschaftliche Analyse der ersten Wahl mit Stimmabgabe über das Internet weltweit, die Wahl, die vor Monaten in Estland stattgefunden hat, verweise ich hier gleich direkt zu Peeters Post über die E-Konferenz mit den englischsprachigen Beiträgen.
In eigener Sache schreibt er:
Greetings to visitors who are interested in e-voting but do not understand Estonian language - this page brings together audio and presentations from conference on e-voting held in Tallinn, Estonia on 27.10.2006. All presentations in English are prefixed with eng. We should talk with ega.ee if we could also publish English translations of Estonian speeches as they translations were also recorded, but not by me. Thanks for being interested in what we are doing here in Estonia! Peeter Marvet, pets@tehnokratt.net

Montag, Oktober 30, 2006

Jade Warrior - Der Film

Gerade war eine chinesische Delegation in Estland. Das Übliche: Zusammenarbeit fördern, Tourismus ausbauen und Beziehungen pflegen. Da wird es Zeit auf eine konkrete Zusammenarbeit hinzuweisen. Das internationale Filmgeschäft macht es möglich. So wurden zum Beispiel die Wald, Winter- und Herbstszenen von House of Flying Daggers in der Ukraine gedreht. Ähnlich liegt es bei Jade Warrior. Eine finnisch-estnische und chinesische Coproduktion. Der Stoff des Films führt ebenfalls diese zwei verschiedenen Kulturen zusammen. Die finnische und estnische Mythologie haben gemeinsame Wurzeln. Sozusagen ein sino-finnisches KungFu-Epos:
Jade Warrior is an epic love story about battle between good and evil. It combines fantasy and kung fu and takes its inspiration in Finnish folk lore compilation known as The Kalevala. The film connects Finnish and Chinese mythology. The events take place in two different times and places: in modern Finland and in ancient China.

Und weiter ist zu lesen:
Matias Aleksanteri Castrén, a researcher of Ural languages and ethnography, found in the 19th century clear connections between Asian and Finnish stories. The clearest common factor was the myth of the Sampo. Castrén’s writings told of an ancient Tibetan temple named Sang fu, which in English means “the fountain of all happiness”. In Mongolian, sangfu is pronounced in a manner very familiar to Finns: ’sampo’. The Sampo myth is also a central element in Jade Warrior, the film produced by Blind Spot Pictures. The story brings together Finnish mythology and Chinese legend as the Finnish protagonist’s, Kai Pelkonen’s, life is interwoven with the fate of the Chinese Sintai Seng Pu. In this way, Jade Warrior interprets the Kalevala in it is own way and is inspired by Castrén.

Freitag, Oktober 27, 2006

Kalev


Kalev
Originally uploaded by Jens-Olaf.
"Itching For Eestimaa" hat schon wieder ein Historienstück ausgegraben. Der norwegische König in Estland zur Zeit der Wikinger.
Für mich war eine der größten Überraschungen beim ersten Mal in Estland: nicht finnougrische Bilder aus dieser frühen Zeit dominieren, sondern die Selbstdarstellung als Wikinger. Und das hat seine Berechtigung. Es gibt einen legendenhaften Überfall auf Schweden. Mit ähnlichen Drachenbooten und ähnlicher Ausstattung. Auf dieser Welle reitet auch Kalev die Schokoladenfirma 1991.

Estnische Dirigententradition reisst nicht ab

Am 11.Oktober 2006 wurde in Berlin der Deutsche Dirigentenpreis verliehen. Die Sieger wurden im Rahmen eines Wettbewerbs in Zusammenarbeit mit der Berliner Philharmonie ermittelt. Der Preis wurde erstmals vergeben, ist mit 15.000 Euro dotiert und soll junge Dirigenten fördern (Infos auf "Klassik.com").

Wen wird es wundern, dass von den Dirigenten auf den ersten drei Preisträger-Plätzen zwei Esten waren?
Es ist vielleicht müßig, die Namen der vielen international bereits bekannten estnischen Dirigenten zu erwähnen. Nun wird sich die Fachwelt auch die Arbeit von Hendrik Vestmann (3.Preis) und Mihkel Kütson (1.Preis) einmal näher ansehen wollen. Kütson, der nach einem Studium an der estnischen Musikakademie ein Dirigentenstudium an der Hamburger Hochschule für Musik uhnd Theater absolviert hat, wird ab 2007 Generalmusikdirektor des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters in Flensburg werden. 1999 bis 2004 arbeitete er bereits in einem ähnlichen Amt im estnischen Tartu.

Weitere Infos:
Lebenslauf von Mihkel Kütson (zusammengestellt vom Dirigentenforum des Deutschen Musikrats)
Lebenslauf von Hendrik Vestmann (ebenf. Deutscher Musikrat)
Bericht von der Endausscheidung des Wettbewerbs in KLASSIK-AKZENTE
News vom Deutschen Musikrat (zur Berufung Kütsons in Flensburg)

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Ärger mit der EU-Kommission

Siim Kallas ist EU-Kommissar. Somit trägt er Verantwortung für die Ausgabenpolitik. Und die kontrolliert der Rechnungshof. Wie immer gibt es Ärger, weil es etwas zu beanstanden gibt. Darüber berichtet die FAZ am Mittwoch im Wirtschaftsteil. Kallas rechtfertigt den Haushalt und das Gute: In der FAZ kommt noch ein Este bzw. Estin zu Wort, Kersti Kaljulaid, und die wiederum kritisiert Kallas.
So weit haben es die Esten schon in Europa gebracht. Ich finde, das ist eine gute Nachricht.
Foto: Kallas in Berlin, 2000

Dienstag, Oktober 24, 2006

Zweimal Statistik

Die erste Rangliste heute gilt der Pressefreiheit. Aufgestellt von Reporter ohne Grenzen. Was soll man dazu groß kommentieren:
1 Finnland 0,50
- Irland 0,50
- Island 0,50
- Niederlande 0,50
5 Tschechien 0,75
6 Estland 2,00
So soll es sein, größtmögliche Freiheiten für die Presse. Ach ja, Deutschland muss sich Sorgen machen und ist nach dem Kriterienkatalog von ROG abgerutscht.

Die andere Statistik dreht sich um den Anstieg der Geburtenzahl in Estland. Und da hat der Staat seine Hausaufgaben gemacht, mehrere Zeitungen berichten:
Pia Kurro sat cross-legged on her bed in a drab, Soviet-era maternity ward that smelled of detergent and old linoleum and breast-fed her two-day-old daughter, Syria, who owes her existence to state subsidies.
In return for having the child, Ms. Kurro will receive the equivalent of $1,560 a month from her government for over a year, a lot of money in a country where the average monthly salary is $650.
"I would not have had a baby without the support," said the 39-year-old business consultant.

Derzeit machen sich die Koreaner über sich selber lustig, weil die Geburtenrate pro Frau bald unter den Rekordwert von 1,0 sinkt, Weltrekord. Das hat zur Folge, dass irgendwann der Anteil der Senioren plötzlich und nicht allmählich ansteigen wird. Für Estland spielt nicht nur das eine Rolle: Bei 1,4 Millionen Einwohnern hat eine ausgedünnte jüngerere Generation schnell Folgen. Schon jetzt sind IT-Kräfte kaum zu finden, und die sind meist jung. Aber gesteuerte Einwanderung ist auch noch nicht das Thema, oder gerade erst in Erwägung gezogen. Ross Mayfield forderte nicht nur deswegen "Open Estonia" vor einiger Zeit.
Aber das sind Zukunftsstrategien, das hier ist die Gegenwart:
If someone asks me nowadays, should they come and start an IT development centre in Estonia, I have to say no. The 10000 IT specialists we have in total is a small number and it is hard to grow bigger teams, you run into obstacles very soon. IT is not popular among university enrollments and the lack of people grows bigger and bigger each day. Which is sad considering Estonia's current position on the world's innovative IT solutions market.
Juri Kaljundi

Montag, Oktober 23, 2006

Der Laptop als Handy

Das Programm Skype für das Telefonieren im Internet wird vor allem in Estland entwickelt. Weil es die günstigste Alternative zum Telefon für Priit und Kerti in Shanghai ist, nutzen sie natürlich auch das Angebot. Irgendwo im Zentrum einer der größten Metropolen Chinas. Das Video "Telefoniga helistamine (est)"zeigt die skurrilen Umstände (März 06).

Freitag, Oktober 20, 2006

Queen Elizabeth's Tallinn visit


Queen Elizabeth's Tallinn visit
Originally uploaded by TosYum.
Der estnische Präsident Ilves (der Mann mit der Fliege) und Queen Elizabeth II während des öffentlichen Teils des Besuchsprogramms auf den Straßen Tallinns. Die Queen auf ihrer ersten und damit historischen Besuchsreise ins Baltikum. Wer auf das Bild klickt, findet auch die Zielveranstaltung, ein kleines Sängerfest.
Photo taken by "pipi", und bei TosYums flickrstream veröffentlicht.

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Die Briten und der estnische Unabhängigkeitskrieg

Der Besuch von Queen Elizabeth II in Estland weckt alte Erinnerungen. Als die britische Flotte vor Tallinn im Unabhängigkeitskrieg zum Einsatz kam. Leider gibt das Internet nicht allzuviel her über diese Episode bis auf einen Bericht eines sowjetischen Kriegsgefangenen auf englischer Seite, der am Ende durch einen Gefangenenaustausch freikam. Ausführlich beschreibt er die Gefechte zwischen der Navy und der Sowjetflotte. Die Angaben zum Kriegsverlauf scheinen zu stimmen, wenn auch das Geschehen aus sowjetischer Sicht beschrieben wird. Hier ein Auszug:
The British sailors told us later that their admiral,[Admiral Sinclair was not present. The British force was commanded by Captain B.S. Thesiger (later Admiral Sir Bertram Thesiger) in Calypso.] who was in the leading destroyer, had already given the signal to withdraw: having driven us away from Reval he considered his mission accomplished. When, however, they saw the accident we had suffered, the British ships continued to approach us, not interrupting their gunfire for a single moment. They did not score any hits, even though they were firing at us almost point-blank. Seated on the submerged rocks, our destroyer kept on firing back from the gun at the stern, but was unable to inflict any damage on the enemy. When they perceived what a hopeless position we were in, the British squadron themselves ceased fire, having decided to take the destroyer alive, so to speak. I ordered that our ship be scuttled, but my order was not carried out. Engineer Neumann reported that the sea-cocks would not function. Soon we were surrounded by the British cruisers and they were launching boats to come and board us.

Mittwoch, Oktober 18, 2006

Wo endet Skandinavien? 3.Teil

Zurück zur Ausgangslage. Wenn Estland sich als "Norden" oder als Teil Skandinaviens betrachtet, dann geht der Blick zuerst nach Finnland, nicht nach Schweden. Der Präsident Lennart Meri hat das im Jahr 2001 mit einem historischen Rückblick unterstrichen, in einem Seminar an der Universität Helsinki:
When Finland turned to the Royal House of Sweden with the request to establish a university in Finland, a reply came from Stockholm saying that the university had already been founded - in Tartu. Today, the Finns see this answer as arrogance on the part of a greater power, but this is not the case. At the time, language boundaries were much lesser between Estonia and Finland, and the Gulf of Finland was seen as a connecting factor, ''the axis of our life'', to quote a Finnish classic. Also Lönnrot visited Estonia in the hope of creating a common literary language with Estonia. The concept of the Baltic Sea region as an integral, Europe-oriented region was strengthened both in Estonia and in Finland in the nineteenth century.


Wie sieht es gegenwärtig aus zum Thema politischer Integration in Europa:
Norwegen in der Nato , aber EU-Verweigerer, kein Euro
Schweden nicht in der Nato, EU, aber kein Euro
Dänemark in der Nato, EU, aber kein Euro
Finnland nicht in der Nato, EU und Euro
Island in der Nato, nicht in der EU, kein Euro
Untereinander haben diese Länder allerdings zum Teil eigene Abkommen.

Estland in der Nato, in der EU, Euro-Anwärter

Und südlich von Helsinki wollen einige einen dicken Trennungsstrich ziehen.

Dienstag, Oktober 17, 2006

Wo endet Skandinavien? 2.Teil

Die Diskussion über nordic Estonia, die Giustino in seinem Blog angestoßen hat (siehe letzter Post), zeigt Wirkung. Noch nie haben so viele Skandinavier in der englischsprachigen Blogosphäre über die Rolle Estlands gestritten. Aber es geht jetzt endlich weg von der Uralt-Kontroverse Esten-Russen. Es geht darum, welche Postitionen im neuen Europa bezogen werden.
Es wird deutlich, dass es schon vor Jahrzehnten ganz andere Verschiebungen gegeben hat. In den 20ern entwickelte sich Großbritannien zum wichtigsten Handelspartner Estlands. Es waren nicht, wie viele annehmen, Deutschland und die Sowjetunion. Die Briten hatten schon im Unabhängigkeitskrieg Unterstützung geleistet. Die Queen wird diese Woche das erste Mal in Tallinn eintreffen. Sie werden mit Sicherheit an diese Zeiten erinnern.
Für die Ausbildung estnischer Diplomaten gibt es einen lesenswerten Text über Identität und geopolitische Lage des Landes, hier zwei Auszüge:
...
Geographical aspect. Estonia (and other Baltic states) is located very far away from western Europe and is a neighbor to Russia. Western European countries have no historically based vital interests in the region. Even more, they are reluctant to develop any in order to avoid the clash of interests with Russia. This aspect is further strengthened by the fact that in the 1990s British, French and German investments into Estonian economy were by far smaller than Finnish-Swedish contributions. This is considered as a definite proof of the Baltic States’ low attractiveness in the Core.
However, for Sweden the Baltics remained mainly a non-land until the end of the First World War. Until then Stockholm was not aware of any political and security interests to protect on the eastern shores of the Baltic Sea.
...
There have been ideas of a Baltic-Finnish-Scandinavian Federation, first proposed by Jaan Tõnisson on the opening session of the Estonian Land Council on August 25, 1917. Later, in the 1930s, geographist Edgar Kant associated Estonia with the Baltoscandian area. The Scandinavian response to such aspirations has never been very optimistic. The importance of the Baltic states for Sweden grew since 1918, but a truely active and multi-dimensional cooperation was launched only after Estonia and other Baltic states regained their independence in 1991.
...

Wir werden mit unseren altbackenen Osteuropa-Stereotypen, "ehemalige Sowjetrepubliken", im Abseits landen. Die jüngere Generation im Baltikum wächst bereits unter drei Präsidenten auf, die für Jahrzehnte auf dem amerikanischen Kontinent gelebt haben.
Das gilt auch für Schweden, bald wissen die russischsprachigen Schüler mehr über die schwedische Zeit in Estland, als sie jenseits der Ostsee ahnen können.
Vi bläddrar i deras lärobok, Estlands historia I. Kapitel IV heter ”Den svenska tiden”. Den svenska tiden är utförligt skildrad. Både den första och den andra delen, som behandlar Estlands historia fram till i dag, är ordagrant översatta till ryska och används även i de ryskspråkiga skolorna. Sedan beror det förstås på den enskilde historieläraren hur stor vikthon eller han lägger på de olika avsnitten, menar Inna Grau-siene, som är historielärare i Gustav Adolfgymnasiet.
Quelle.

Sonntag, Oktober 15, 2006

Wo endet Skandinavien?

Was passiert, wenn ein Blog sich um Estland dreht und der Untertitel lautet: "A blog about the world's only post-communist Nordic country." Alt-Skandinavier,zu denen demnach bestenfalls noch Finnen dazugehören, fühlen sich auf den Schlips getreten. Einverstanden, es gibt Dinge, die lassen Estland skandinavisch erscheinen, andere weniger. Über diese Grenzziehung lässt sich ausserdem hervorragend streiten, wie hier.
Und um die Verwirrungen der 90er aufzugreifen, hier ein Flaggenentwurf für Estland, anlehnend an Island, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen und einigen Regionalflaggen.

Und hier die Quelle von 1997.




Wer Gefallen an einem erweiterten Skandinavien findet, kann sich hier inspirieren lassen:

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Alte Autos beschrieben von einem Schrauberfan

"Leben in Estland" hat einen kenntnisreichen Post über die letzten alten Autos im Lande verfasst. Ohne Überblick über die sowjetische Fahrzeuggeschichte geht es nicht, hier der Beitrag: Alte Autos.

Dienstag, Oktober 10, 2006

"What has happened to our dreamland?"

Mehrere Posts hier drehten sich um den Wahlkampf für die Präsidentschaft Estlands. Toomas Hendrik Ilves ist jetzt das neue Staatsoberhaupt. Und er richtet gleich einen Apell an die Bürger. Sie sollten nicht dem Staat den Rücken zukehren, sondern selbst die Entscheidungen beeinflussen.
...
There has been wailing that after the accession to the NATO and the European Union Estonia has no goal. Just like a student we have worked hard for more than ten years, successfully graduated from the university and achieved everything we intended to while growing up. In a way we are at a loss now: what to do now as an adult. What kind of targets to set; what kind of responsibility to assume as an adult state?

However, while setting targets let us ask ourselves and ask honestly: have the people and the state internally done equally well?

What has happened to our dreamland, to the democratic Republic of Estonia if its citizens are afraid to freely express their opinion; if the citizens have become scared and frustrated to act as citizens, to implement the duty of citizen and follow one’s conscience?

Plans to mine phosphorite, which once enkindled our independence movement have transformed into our own businessmen’s plan to open new oil-shale mines. Is the threat to Estonia’s nature now really less significant? Should the people in Virumaa take it more calmly now that the potential environmental catastrophe will be caused not by decision-makers in Moscow but in Tallinn?
...
Nachdem alle bisherigen Ziele erreicht wurden wie die EU-Mitgliedschaft fragt er, in welche Zukunft Estland eigentlich steuern möchte.

Montag, Oktober 09, 2006

Korea kriis


Von 1994 stammt dieser Artikel aus der nicht mehr existierenden Eesti Sonumid. Er schildert eine Episode aus den unzähligen Koreakrisen. Nachträglich hiess es, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel standen kurz vor dem Ausbruch eines heissen Krieges. Für Estland war damals interessant zu beobachten, wie sich weiterbestehende kommunistische Regime über Wasser hielten. Jetzt hat Nordkorea doch die (A)-Bombe , es war also nicht nur riskantes Pokerspiel während der diplomatischen Verwirrungen der letzten Jahre.

Freitag, Oktober 06, 2006

Noch ein Wirtschafts-Loblied

Ausser TIME MAGAZINE, das nicht spart mit der Lobpreisung des Wirtschaftsstandorts Estland, stehen die deutschen Blätter dem nicht nach, WirtschaftsWoche bilanziert genauso. Aber die Zukunft wird anders sein, jedenfalls ist eine möglichst freie Ökonomie nicht alles. Warum? Giustino ahnt es.

Donnerstag, Oktober 05, 2006

Ein mutiger Japaner beim Pilzesammeln


Mushrooms, a lot
Originally uploaded by TosYum.
Toshinobu in Estland. Hoffentlich hat er sich kenntnisreichen Einheimischen angeschlossen, gesammelt haben sie jedenfalls bis die Körbe überlaufen.
Pilzesammeln: Ohne das gäbe es keinen Herbst in Osteuropa.

Mittwoch, Oktober 04, 2006

Der Blick über die Grenze 1991-2006

Vents Krauklis, 1991 Herausgeber der Zeitschrift Ziemellatvija


In Lettland ist Wahlkampf. Dort gibt es eine Stadt, die liegt genau an der Grenze zu Estland und heisst Valka. Und um die kümmert sich seit 1991 ganz besonders Vents Krauklis, der sich zum Bürgermeister emporgearbeitet hat und von dem sich viele weitere Verbesserungen versprechen. Allerdings kandidiert er gerade für das nationale Parlament auf einer recht aussischtsreichen Position für die TAUTAS PARTIJA Auf der anderen Seite der Grenze gibt es auch eine Stadt,das estnische Valga. Die lettische Seite ist kleiner. Das hatte Folgen nach der Auflösung der Sowjetunion. Die nationalen Wirtschaften wurden neu ausgerichtet. Estland blickte nach Norden (Finnland) und Westen (Schweden). Valka schien den Anschluss zu verpassen. Riga, die Haupstadt ist verkehrsmäßig fast weiter entfernt als die estnische Metropole. Für die Stärkung der Grenzregion kämpft Krauklis und ist ein vielbesuchter Gesprächspartner für Medien auch aus dem Ausland.

Die Grenze 1991, estnische Grenzkontrolle in neuen Uniformen.


Vents Krauklis hat in diesem Frühjahr die Probleme seiner Stadt einer Gruppe der Technischen Universität Chemnitz dargestellt. Hier das Protokoll.
Zitiert wird Krauklis:
Heute sei sie wieder so hoch wie vor 100 Jahren (Anmerk.: das lettische Valka 7.100, das estnische Valga 15.330 Einwohner). Die offiziellen Einwohnerzahlen seien in Wirklichkeit allerdings viel geringer, da viele das Land verlassen hätten, um u.a. in Irland und Großbritannien zu arbeiten. Dadurch fehlten Fachkräfte in der Region.1920 wurde die Stadt geteilt, die Diskussion, welcher Staat Anrecht auf welchen Teil hat, sei sehr kontrovers gewesen, sodass der britische Gesandte Colonel Talents amEnde die Stadt aufteilte. Ein Teil sei an Lettland und zwei Teile an Estland gegangen.
Unter der sowjetischen Herrschaft habe es ein starke Abwanderung gegeben, in deren Folge viele Firmen schließen mussten. Nach der zweiten Unabhängigkeit Lettlands sei die Situation die gleiche gewesen. Erst vor zwei Jahren habe wieder ein Wachstum der Stadt eingesetzt. Diese Entwicklung solle durch die Kampagne „ZweiStaaten-eine-Stadt“ gefördert werden. Doch nur zusammen hätten die Städte eine gewisse Kraft, weshalb die Zusammenarbeit gefördert werden müsse. So soll eine Außenstelle der Universität Lettlands in Valka eröffnet werden, außerdem sei nocheine gemeinsame Eishockeyhalle geplant.

Dienstag, Oktober 03, 2006

Arbeitskräftemangel und Arbeitsemigranten

Was denn nun? Zunächst ein Artikel aus TIME MAGAZINE, 'Getting it right', berichtet wird über das schnellere estnische Wirtschaftswachstum , das noch mehr Tempo entwickelt als das chinesische,über den Mangel an Fachkräften in der IT-Branche. Wenn eine der bekannten Firmen wie Playtech noch weiter expandiert, gibt es keine Software-Entwickler mehr auf dem Arbeitsmarkt. Skype hat in Tallinn schon 50 Beschäftigte aus der ganzen Welt. Andere Esten gehen nach Finnland. Da ergeben sich völlig andere Probleme, hier die DEUTSCHE WELLE über ein Informationsbüro für Finnlandgänger.

Montag, Oktober 02, 2006

Momentaufnahme Wahlkampf - ein Rückblick


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Originally uploaded by petskratt.
Hier erinnert jemand mit einem Foto an die Zeiten als der bisherige Präsident Arnold Rüütel noch ein Teil der Nomenklatura Estlands war. Es gibt also auch Emotionen im politischen Alltagsgeschäft in Estland. Und wie zu sehen ist, wurde mit harten Bandagen gekämpft. Peeter Marvet von www.tehnokratt.ee hat das Foto bereitgestellt.
Einer der Auftritte des Kandidaten Toomas H. Ilves ist als Youtube-Video festgehalten (Nachrichtensendung). Es geht dort unter anderem um die verschiedenen Perspektiven der älteren und jüngeren Generation. Alles auf estnisch.

Sonntag, Oktober 01, 2006

Samstag, September 30, 2006

Und schon geht's los

Angekündigt war, dass der neue Präsident Estlands anecken wird. Schon geschehen. Bevor er richtig im Amt sitzt fühlen sich einige schon auf den Schlips getreten. Die Moldauer haben mal wieder genaueres. Die westeuropäischen Medien tun immer noch so, als ob Estland ganz weit weg liegt, sie berichten über sowas kaum, oder gar nicht:

Ilves recommends that Estonia conduct its relations with Russia through the European Union and that it work with the European Commission to raise with Russia the issues of interest to Estonia. The Russian Duma’s international affairs committee chairman, Konstantin Kosachev, promptly criticized the president-elect for having “never acknowledged that Estonia had joined the Soviet Union de jure” (Interfax, September 23). Such remarks suggest that Moscow is interested in unsettled relations with the Baltic states even at the cost of singularizing Russia with that position.


Diese alte Klamotte, mit dem freiwilligen Beitritt zur Sowjetunion, oder hier der 'de Jure'-Trick ist wirklich ein wenig mehr als veraltet. Wer seit 60 Jahren nicht dazulernen will, sollte sich setzen und gar nichts sagen. Rote Karte von hier aus.

Freitag, September 29, 2006

Ein Postkartenfund


Market in Tartu Estonia
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Die alte aber leider verschwundene Brücke in Tartu, über ihre Geschichte und ein Foto aus anderer Perspektive hier.

Donnerstag, September 28, 2006

Nochmal Ilves (der neue Präsident)

Aber aus anderer Perspektive. Einmal Ross Mayfield im Silicon Valley, USA, der mit einer Estin verheiratet ist. Er war in den 90ern IT-Berater des estnischen Präsidenten Lennart Meri, seine Reaktion hier.Darauf hat sich ein Osteuropaexperte gemeldet,Edward Lucas. Warum Ilves so bedeutend sei schildert er hier.
Und damit besitzen die baltischen Staaten eine Sonderstellung in Europa! Drei Präsidenten stammen aus den Exilkreisen. Schweden, USA und Kanada sind da einige Stationen. Präsidenten, die US-Staatsbürger waren. Mitten in diesem Kontinent stehen Menschen an der Spitze ihrer Länder mit völlig anderer Perspektive als wir es gewohnt sind,wir, die deutlich zwischen den USA und Europa unterscheiden.
Update: Die Moldawier gehen weiter in ihren Spekulationen. Was wäre wenn Rüütel Präsident geworden wäre?
Ilves’ election also invalidates the recent deal among Ruutel, the Center Party, and the People’s Union. Under that deal, a reelected Ruutel was to have reciprocated by nominating Savisaar as prime minister of a Center Party-People’s Union government in the spring of 2007, with Ruutel slated as guarantor of that agreement. Such a constellation could have brought non-transparent business interests associated with Savisaar as well as Russian interests close to the center of power in the country (see EDM, September 22). With parliamentary elections due in spring 2007, a center-right alliance of the Pro Patria Union, Res Publica, the Reform Party, and Social Democrats seems likely to form the government

Also, hier die Sichtweise aus Moldawien.