Freitag, Dezember 08, 2006

Erinnerungskulturen III


Budapest
Originally uploaded by Csaba1981.
Kaum zwei Monate zurück fanden die anhaltenden Demonstrationen gegen die Regierung in Ungarn statt. Anlass war das Eingeständnis der vorsätzlichen Lüge. Die Lage Ungarns wurde offiziell rosiger dargestellt als sie in Wirklichkeit war. Es ging um den Machterhalt. In diese stürmischen Wochen mit Dauerprotesten fiel der Jahrestag des Ungarnaufstandes 1956. Und hier zeigt sich, dass Ungarn gespalten ist. Die einen hätten nachträglich 1988/1989 gerne eine Revolution gesehen. Eine friedliche wie in der DDR, eine Singende Revolution wie im Baltikum, statt dessen gab es eine Wende. Das ist die Terminologie der ehemaligen Kommunisten. Ein Begriff den Egon Krenz auch für die DDR anwendete und der es geschafft hat bei uns die "Friedliche Revolution" zu verdrängen. Das zeigt, wie wenig sensibel wir mit osteuropäischer Vergangenheit umgehen, während für die Zeit ab 1933 in bundesrepublikanischer Tradition sich keiner einen Fehltritt in der Beschreibung des Nationalsozialismus und seiner Zeit leisten darf und durfte.
Nun war die Verwunderung groß, dass das estnische Parlament das Benutzen von Nazi- und Sowjetsymbolen verbieten möchte. Klingt überraschend, aber Ungarn hat dieses Gesetz schon längst. Und im Photo sieht man Demonstranten im September beim Vollzug. Sie entfernen das Sowjetsymbol am Obelisken für die "Befreier" in Budapest. Csaba, der die Aufnahme gemacht hat, meint, die heftige Reaktion aus Russland auf das estnische Verbotsvorhaben läge wohl daran, dass Estland Teil der Sowjetunion war und dadurch die Empfindlichkeiten in Moskau größer seien.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen