Montag, November 06, 2006

Das Grenzabkommen


Mit wem wohl? Mit der Russischen Förderation. Ist diese auch wirklich eine? Ach egal, es geht um diesen Kompromiss: Titel eines Buches von 1996. Zehn Jahre sind vergangen "auf der Suche nach einem würdigen Kompromiss". Der Grenzvertrag war letztes Jahr fertig, aber die Esten konnten sich nicht verkneifen auf 1920 hinzuweisen. Sie haben in ihrer Version auf den Friedensvertrag von 1920 verwiesen, in dem die UDSSR auf ewig die Estnische Republik anerkannte. Ewig bedeutet heutzutage nicht viel. Fast nur eine Menschengeneration und alles ist wieder in Frage gestellt. Das gegenwärtige Problem: Estland war früher (zwischen 1920 und 1940) größer. Es gehörten auch Orte und Landstriche jenseits der heutigen Grenze hinzu. Russland unterstellt, dass mit der Anerkennung von 1920 auch die jetzige Grenze in Frage gestellt werden könnte. Da gibt es ein Kommunikationsproblem. Estland möchte endlich anerkannt werden, ganz, ohne wenn und aber. Und ohne 1920 gäbe es kein unabhängiges Estland. Das erste Mal übrigens seit 700 Jahren Fremdherrschaft. Die Russen feiern ja auch ihre Befreiung von den Tartarentributen. Oder hat die Mongolei noch Ansprüche heutzutage an Rußland?
Egal, als selbstreklamierte Großmacht stellt Russland weitere Forderungen: Respektierung der Minderheitenrechte. Nein, Einhaltung der Menschenrechte gegenüber den Minderheiten. Aber das ist absurd. Die Mehrheit der Minderheit besitzt mittlererweile einen estnischen Pass: Während in Estland ALLE russischsprachigen Kinder weitestgehend in russchischsprachige Schulen gehen, auch wenn die MEHRHEIT dieser Minderheit den estnischen Pass besitzt, sieht es in Russland ganz anders aus. Ein Blick auf die Situation der finno-ugrischen Minderheiten genügt. Muttersprachlicher Unterricht bleibt häufig ein visionärer Wunschtraum in Russland. Eher werden Aktivisten der Minderheiten verfolgt. Dagegen macht Russland Druck auf europäische Institutionen, sich der russischsprachigen Minderheit anzunehmen. Aber was soll erreicht werden? Wenn estnischsprachiger Unterricht an russischen Schulen gefordert wird, so dient das auch der INTEGRATION der Minderheiten. Wie sonst will man einen Job bei der expandierenden Medienbranche in Estland bekommen? Der letzte Post handelt von Nagi und diese neue Fotowebseite ist nur auf estnisch zu bedienen. Mit exzellenten Russischkenntnissen auch?
Hier ein Beispiel aus den Berichten des Europarats, auf die sich die offizielle Kritik Russlands bezieht:
An increasing number of parents belonging to national minorities have requested that their children be enrolled in regular Estonian-medium pre-schools and schools. The Advisory Committee considers that introducing classes with pupils from both majority and minority communities can be a valuable way not only to improve the pupils’ language skills but also to promote intercultural dialogue, provided the required specific pedagogical skills and tools and careful planning are ensured. There is a need to consider ways to further initiatives of this nature. This may need to involve changes in the current regulatory framework, which provides inter alia that, in order to enrol pupils in a school, they must have the sufficient proficiency in the language of instruction of the school concerned.


Images: Edgar Mattisen, Searching for a dignified compromise, Ilu Print, Tallinn, 1996. ISBN 9985-57-114-2

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