Montag, Dezember 27, 2021

Wer immer Maske trägt

Die estnische Sportlerin des Jahres 2021 ist ... Katrina Lehis. So meint es die estnische Sportpresse. Katrina wer? Aber doch - wir haben inzwischen vom Fechtsport in Estland schon mehrfach gehört. Einmal durch den Kinofilm, dessen deutschsprachige Ausgabe als "Die Kinder des Fechters" herauskam (siehe Beitrag). Zum anderen wird eine Geschichte weitergeschrieben - bisher war unter den Fechterinnen noch Julia Beljajeva das allein herausragende Vorbild: Einzel-Weltmeisterin des Jahres 2013 und Team-Weltmeisterin 2017. Nun kommt Katrina Lehis dazu: denn sie holte 2021 Bronze im Einzel und Gold mit dem Damenteam (auch Beljajeva war 2021 wieder dabei, daneben noch Erika Kirpu und Irina Embrich).

Andrej Schumakow, Chefredakteur des russischsprachigen "Delfi", wurde mit folgender Aussage zitiert: „Das Fecht-Team ist wie ein Querschnitt des Landes, der ganzen Gesellschaft. Da sind Russinnen und Estinnen. Die Mitglieder kommen aus den verschiedensten Städten: der Hauptstadt Tallinn, der Universitätsstadt Tartu, dem kleinen, gemütlichen Haapsalu. Erika Kirpu ist gar in Moskau geboren, was unter den Bewohnern von Estland ja auch nicht gerade selten ist." (eurotopics) So ist es also kaum verwunderlich, dass auch das Damen-Fechterteam den ersten Platz bei der Sportlerinnenwahl Estlands belegte (ERR)

Also war wohl Fechten die estnische Sportart des Jahres 2021. Von Haapsalu, der Heimatstadt der estnischen Star-Fechterin, bekam die zweifache Medaillengewinnerin ein 1800 m2 großes Stück Land geschenkt - offenbar in der Hoffnung, die berühmte Tochter der Stadt würde der Heimat (längerfristig) erhalten bleiben (ERR).

Montag, Dezember 20, 2021

Bauen in Groß-Amerika

Als "Komsomoli"-Straße hat dieser Teil der Innenstadt der estnischen Hauptstadt Tallinn einige Jahrzehnte erlebt. 1991 wurde die Straße in "Suur-Ameerika" (Groß-Amerika) umbenannt. Eine Vorausahnung? Nun veröffentlichte das estnische Außenministerium Pläne, gerade an dieser Straße - nomen est omen - den Neubau der US-Botschaft vorzusehen. 

So sieht der Planungsentwurf für das neue
Botschaftsgebäude aus

Um ein Mehrfaches größer als im bisherigen Botschaftsgelände an der Kentmanni 20 soll es hier zugehen, in einer Höhe von wahrscheinlich neun Stockwerken. Aber über Details verhandeln die US-Behörden derzeit noch mit der Stadtverwaltung. Betont wird, dass im Gegensatz zum gegenwärtigen Standort keine Straßensperrungen oder Änderungen des Verkehrsflusses nötig werden. (ERR)

Ursache für die Straßenbenennung sind jedoch nicht einfach estnische Träume von Amerika, ähnlich wie die Sprüche von Ex-Präsident Trump. Hier soll bereits Ende des 18. Jahrhunderts einmal ein Gasthaus gestanden haben, das sich "Ameerika" nannte. 1877 bereits wurde eine Straße danach benannt, die allerdings damals einen anderen Verlauf hatte.

Bei der Bombardierung Tallinns am 9.Mai 1944 wurden viele an der Straße befindliche Häuser zerstört. Vor dem 2.Weltkrieg befand sich auch eine der größten Schuhfabriken Estlands in diesem Bereich, sowie bis 1996 ein Sportstadion für Kinder und Jugendliche (Tallina Lastestaadion). 

Für das gegenwärtige US-Botschaftsgebäude fallen jedes Jahr 400.000 € Mietzahlungen an einen privaten Eigentümer an. Beim neuen Gebäude soll die Eigentümerschaft dann in die Hände der US-Regierung übergehen. 

Nebenbei interessant ist, dass Estland momentan gar keinen amtierenden US-Botschafter hat. Botschafter James D. Melville trat im Sommer 2018 zurück und führte unüberbrückbare Differenzen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump dafür an. Dieser ernannte dann William Ellison Grayson als Nachfolger - der jedoch sein Amt niemals in Estland antrat. Für den inzwischen amtierenden neuen Präsident Joe Biden steht die Ernennung eines neuen Botschafters für Estland noch aus. (ERR)