Also schlagen wir mal genauer nach. Es stimmt: immer wenn Esten (in diesem Fall sind nur die Männer gemeint) irgendwo in der Leichtathletik auftauchten, sei es Speerwerfen, Laufen oder Diskuswerfen, früher oder später kam immer die Rede auf Erki Nool. Ein Aushängeschild des estnischen Sports, im wieder unabhängig gewordenen, kleinen, aber stolzen Land. Weniger bekannt dagegen ist der Name Valter Külvet - der erste Este, der im Zehnkampf mehr als 8500 Punkte erreichte - 8506 Punkte am 3.Juli 1988 in Minsk. Külvet startete aber bei Olympia 1988 noch unter der Flagge der Sowjetuion, und musste dort am zweiten Wettkampftag verletzungsbedingt aufgeben. Er starb bereits 1998, im Alter von nur 34 Jahren (durch einen Raubüberfall!).
Neuer Held
Nun also holte Johannes Erm bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom erneut eine Goldmedaille im Zehnkampf für Estland. Die Gesamtpunktzahl von 8764 ist das zweitbeste Ergebnis in der estnischen ewigen Rangliste. Erki Nool holte 51 Punkte mehr, als Vizeweltmeister des Jahres 2001. Als Nool jedoch erstmals Europameister wurde, im Jahr 1998 in Budapest, holte er diesen Titel mit nur 8667 Punkten - 97 weniger als Erm. Sogar als Olympiasieger in Sydney 2000 reichten Nool lediglich 8641 Punkte - von daher kann Erm mit seinem Ergebnis in Rom wirklich zufrieden sein.
Gestern kam Johannes Erm zurück nach Estland. Er wird mit den Worten zitiert: "Schon während der Wettkampftage hatte ich Schwierigkeiten zu schlafen - jetzt kann ich es immer noch nicht!" Aber auch: "Ich will so bald wie möglich wieder trainieren." (err) Und an anderer Stelle: "Ich bin einfach in Emotionen ertrunken. Tausende und Abertausende Arbeitsstunden sind in diese Errungenschaft geflossen!" (postimees) Und Estland ist offenbar froh, in der gegenwärtig so angespannten politischen Lage, nahe an Russland, derart positive Nachrichten vermelden zu können.
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