Donnerstag, September 29, 2011

Stalkerstreet

Stalkerstreet by rene j
Stalkerstreet, a photo by rene j on Flickr.

Nachtrag zum letzten Post. Hier war einer der Drehorte für die "Zone" im visionären Film Stalker von 1979. Die alte Chemiefabrik am Hafen in Tallinn, kurz vor der Sanierung.

Samstag, September 24, 2011

Reenactment

Ursprünglich war ich auch auf der Suche nach Infos zum neuen Film von Reiner Sarnet: Idioot. Er wird im Herbst anlaufen und auf einem der weltweit größten Filmfestivals in Busan, Südkorea, aufgeführt. Das stelle ich erst mal nach hinten, denn dabei bin ich auf ein Reenactment einer sowjetischen Produktion gestoßen. Wichtige Filmszenen wurden auch in Tallinn gedreht. In den Siebzigern, und die Orte sollen sich seitdem kaum verändert haben. Ein düsterer visionärer Film. Andrei Tarkowski war der Regisseur und es heißt, einige der Beteiligten und er selbst seien womöglich an den Folgen der damals vergifteten Umwelt gestorben:
"Stalker", Сталкер und der lesenswerte Wikipedia Eintrag.
Foto 2011 beim Reenactment.
Stalker shooting reenactment
Foto von VilleHoo
Die Kartonagenfabrik. Foto von Aulo Aasmaa
Auf Youtube mit englischen Untertiteln:

Andy Buckle's Film Emporium:
Having just completed my third Andrei Tarkovsky film in a week, the man still continues to leave me in awe. His 1979 science fiction masterpiece (yeah, I'll use that term again) Stalker is the toughest viewing of his impressive resume I have experienced to date, but I kept thinking to myself throughout that I was likely watching one of the greatest films of all time.


Warum die Aufmerksamkeit jetzt?
Die wenigsten wissen, dass Andrej Tarkowski den Großteil seines mysteriösen Kultfilms Stalker in Tallinn gedreht hat - nicht einmal die Einwohner der estnischen Hauptstadt selbst. Der Initiative zweier österreichischer Künstler - Anna Ceeh und Franz Pomassl - ist es zu verdanken, dass - mithilfe von Tarkowskis Standfotographen - die Originalschauplätze wiederentdeckt und teilweise auch vor dem Abriss bewahrt wurden. Ihre Idee aufgreifend hat jetzt im Rahmen von Tallinn Kulturhauptstadt Europas 2011 zu Ehren des allzu früh verstorbenen Meisters ein großes Festival stattgefunden - unter dem wortspielmäßig sinnigen Titel Stalking Stalker.

Der Standard: Tallinn auf den Spuren von Tarkowski - Von Robert Quitta 7. September
Stalking Tallinn, ein Blogeintrag von 2010LAB.tv
Facebook: Stalker Tallinn

Dienstag, September 13, 2011

Was macht eigentlich Kadri Kõusaar?

Einige Posts im Estland-Blog drehten sich um die Filmemacherin und Publizistin Kadri Kõusaar. Ihr mit mehreren Preisen versehener Kino-Debut-Film "Magnus" wurde mit einem Veröffentlichungsverbot belegt. Den Rechtsstreit hat eine Person gewonnen, die sich in dem Film vermeintlich wieder erkannt sah. Die Regisseurin wurde zur umstrittenen Persönlichkeit in Estland, wobei bei ihr auch Gedanken aufkamen, das Land zu verlassen. Zwischendurch folgten tatsächlich Aufenthalte in Alaska und anderswo. Jetzt steht eine Art TV-Talk-Show an: "Seks ja küla", Sex und das Dorf. Sie besucht verschiedene ländliche Regionen in Estland und interviewt die Einheimischen über ihr Liebesleben. Extreme Tabus sollen dabei aber nicht überschritten werden. Wie es scheint, gab es schon aufschlussreiche Begegnungen, wie dieses Foto zeigt. Alle Altersgruppen werden berücksichtigt.

Persönliche Gespräche in öffentlichen Räumen abseits von Tallinn:

TV3 Seks ja küla
Sie bemerkte auch, dass sie erstaunt sei, auch Ansichten des vorvorvergangenen Jahrhunderts wieder zu finden.
Fotos: Kadri Kõusaar Facebook
Was mich fasziniert: Es gibt noch die gleichen Typen. Mein Onkel (sehr jung) und ein estnischer Fischer bei Klooga.
Estonian shore - 30s

Mittwoch, September 07, 2011

Estland-Nordirland 4:1

Wer hätte das gedacht. Irgendwer schrieb, bei Estland gäbe es höchstenfalls zwei Tore und drei seien gegen Serbien die Ausnahme gewesen.
Nun ist Estland an dritter Stelle in der Gruppenquali für die Fußball-EM 2012. Zwei Punkte hinter Serbien. Hier das letzte Tor vor dem Abpfiff.

Sonntag, September 04, 2011

Noch einmal Drambjan

Im August gab es in Estland einen Amoklauf im Verteidigungsministerium, der auch im Blog diskutiert wurde. Im Estland-Blog gab es eine Erörterung der unterschiedlichen Angaben in der Presse. Wikipedija ist sicher alles andere als eine sichere Quelle, aber es ist interessant zu sehen, daß unmittelbar nach den Ereignissen im August über den Täter ein Artikel eingestellt wurde, den es einstweilen auf Englisch, Estnisch und Finnisch gibt.

Die estnische Version bezeichnet Drambjan als Lokalpolitiker, Jurist und Terrorist, der das sowjetische Estland habe wieder herstellen wollen (sic!). Er stamme aus Armenien, seine Muttersprache sei jedoch Russisch. Er habe in Tartu und Kaliningrad studiert, sei geschieden und Vater zweier Töchter, von denen eine in Spanien lebt.

Drambjan habe als Anwalt 2007 Larissa Neštšadimova (estnische Transkription) von Ночной дозор (nächtliche Wache) verteidigt, die im Zusammenhang mit den Ausschreitungen wegen der Versetzung des bronzenen Soldaten angeklagt worden war, wurde aber später durch einen “fähigeren”, der Landessprache mächtigen anderen Juristen ersetzt. Wie gut er sich im estnischen Recht nach der Unabhängigkeit auskannte, wurde bislang weder von der Presse noch von Wikipedija erwähnt.

Drambjan gehörte eine Weile der inzwischen im Parlament nicht mehr vertretenen Volksunion an, die mehrfach mutierte Partei des ehemaligen Präsidenten Arnold Rüütel. Darüber hinaus war er aktiv in der Splitterbewegung Konstitutionspartei sowie in der Vereinigten Linkspartei, der heute bedeutungslosen Nachfolgeorganisation der Kommunisten Estlands. Der gebürtige Armenier hatte nach 1999 für die Liste “Zukunft Maardus” im Stadtrat von Maardu gesessen, war aber mit jeweils 45 und 23 Stimmen als Kandidat der Volksunion und der Linkspartei angehörender Einzelkandidat später nicht erneut gewählt worden. Für die Konstitutionspartei hatte er 2007 auch erfolglos versucht, im Wahlkreis Tallinn-Piritia ins nationale Parlament zu gelangen.

Der Beitrag in Wikipedija diskutiert ebenfalls, daß von politischer Seite nach dem Anschlag in Tallinn der Vergleich zum Amoklauf in Norwegen gezogen wurde und das Psychologen der Ansicht sind, Drambjan habe es lediglich an Aufmerksamkeit gefehlt, sein Tot wäre somit vermeidbar gewesen. Zu den Motiven wird auch hier spekuliert über die schwierige Lebensituation des Verstorbenen, der seine Kanzlei wegen mangelnde Kenntnisse der Landessprache hatte schließen, Wohnung, Sommerhaus und Auto verkaufen müssen und bei Freunden lebte und später einen Schlafplatz in Lasnamäe gemietet habe.