Europa ohne Grenzkontrollen, allmählich kommen wir dem Ziel näher. Wieder wird der Schengen-Raum erweitert. Was früher unter den skandinavischen Staaten üblich war und später unter einigen Mitgliedern der EU, dehnt sich jetzt nach Nordosteuropa aus. Zwischen Valka/Lettland und Valga/Estland werden am 21. Dezember feierlich die Grenzkontrollen abgeschafft.
Bis dahin war es ein weiter Weg, und er wurde auch voreilig kritisch begleitet. Mit der Unabhängigkeit der baltischen Staaten stöhnten nicht wenige vorwurfsvoll in Deutschland: "Schon wieder neue Grenzen in Europa und wir (EU) sind dabei sie abzuschaffen".
Unter Umständen ist sowas auch ohne EU- Mitgliedschaft möglich. Aber das haben nur Länder wie Norwegen (kein EU Land) und die anderen drei Nachbarländer Dänemark, Schweden und Finnland schon vor Jahrzehnten untereinander hinbekommen.
Valka und Valga sind die beiden Orte, die 1991 mit zu meinen ersten Baltikum-Erfahrungen gehören. Und diese Grenze zwischen Estland und Lettland ist indirekt schuld daran, dass mir 1992 von einer Behörde in Tallinn eröffnet wurde, dass ich mich seit einiger Zeit illegal im Lande aufhalte. Ein ziemlicher Schreck.
Eingereist war ich nach der Jahreswende 1991/1992 bereits ein zweites Mal, nun mit einem Visa der estnischen Botschaft in Deutschland, das für 3 Monate ausgestellt wurde. Aber merkwürdigerweise erkannte Tallinn gar nicht solche Visa an. Ich hatte es befürchtet. Von Tartu aus war ich des öfteren bei Freunden in Valka/Lettland. Ein Grenzübertritt und ich hätte nur den Pass stempeln lassen müssen nach einer gewissen Zeit, um eine Ausreise anzuzeigen. Einmal fragte ich einen estnischen Grenzposten deswegen, aber er war ahnungslos, er telefonierte mit einem Vorgesetzten und der meinte es sei alles kein Problem. Das Visa sei korrekt. Aber dieser Ausreise-Stempel fehlte dann, ich hatte den Daueraufenthalts-Zeitraum überschritten. Da man das Land damals nur mit einer offiziellen/dokumentierten Einladung betreten durfte (die Grenzkontrollen in Tallinn wurden noch von SU-Vertretern durchgeführt - trotz Unabhängigkeit), musste ich laut Anweisungen in Tallinn eine Strafrunde nach Tartu unternehmen. Denn von dort stammten die Einladungsdokumente. Nachdem ich dort also den Aufenthalt wieder offiziell bestätigt und eine gewisse Gebühr entrichtet hatte, war die Sache bereinigt. Das vorherige dreimonatige Reisevisum war ungültig. Stattdessen hatte ich jetzt eine Aufenthaltsgenehmigung.
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