Ginge es danach, was die internationalen Medien an der Regionalwahl in Estland am meisten interessiert - dann wäre die Entscheidung schon jetzt gefallen.
Der spannenste Teil der estnischen Regionalwahlen ist - drei Tage vor der Wahl - vielleicht bereits entschieden. Das E-Voting ist bereits beendet.
Bei aller internationalen Aufmerksamkeit für die Tatsache, dass Estland als erstes Land ein E-Voting bei den Regionalwahlen vom 16.Oktober 2005 durchführt, war den meisten Berichterstattern entgangen, dass dieses elektronische Wahlverfahren lediglich zwischen dem sechsten und vierten Tag vor dem eigentlichen Wahltag möglich ist. Somit liegt am 13.Oktober zumindest die elektronische Wahlbeteiligung bereits vor. Hier ist das Ergebnis:
An der Spitze liegt der Kreis JÕGEVA mit 20% Internet-Wahlbeteiligung, gefolgt von den Kreisen SAARE (15,7%), PÕLVA (15,4%), HIIU (14,8%), VALGA (14,6%), JÄRVA (13,2%), LÄÄNE (13,1%), VÕRU (13,0%) und VILJANDI (12,9%). Damit haben tatsächlich die eher ländliche Bereiche únd die Inselbevölkerung besonders intensiv von der Möglichkeit der elektronischen Abstimmung Gebrauch gemacht.
Diejenigen, die es wohl nicht weit zum Wahllokal haben, nutzen das E-Voting am wenigsten - obwohl wahrscheinlich doch auch ein Internet-Cafe oder ein Büro in der Nähe gewesen sein wird. In Tallinn waren es mit nur 9,2% die wenigsten E-Wähler, danach folgen Tartu mit 10,1% und Pärnu mit 10,3%.
Ebenfalls "elektronisch inaktiv" zeigten sich die Wahlberechtigten im Nordosten Estlands: In Ida-Virumaa waren es nur 10,5%.
Eine endgültige E-Wahlbeteiligung stellt dies allerdings noch nicht dar. "Das traditionelle Wahlverfahren mit dem Stimmzettel hat Vorrang", gibt das estnische Wahlamt bekannt. Wer also am 16.Oktober sich anders entscheidet, in sein zuständiges Wahllokal geht und die Wahl per Stimmzettel vollzíeht, dessen elektronische Stimme wird wieder gelöscht.
Nachtrag (20.10.2005)
Leider waren die vom estnischen Wahlamt zugänglichen Informationen in sofern ungenau, dass immer nur die Zahlen für diejenigen Wähler angegeben wurden, die vorab ihre Stimme abgegeben haben. Die meisten der Medien , die nach Bekanntgabe der estnischen Wahlergebnisse "geringe Beteiligung" beim E-Voting konstatierten, gaben ebenfalls keine Quelle an. Ich habe nun einige Tage recherchiert, und fand erst in englischsprachigen Medien genauere Angabe. Danach waren es zwar 129.000 Menschen, die ihre Stimme vorab abgaben (siehe obige Zahlenangaben), das wären etwa 12% der abgegebenen Stimmen. Davon waren aber nur etwa 9300 Stimmen per Internet abgegeben worden. Alles andere muss der traditionellen Briefwahl zugeschlagen werden. Auf eine genauere Analyse der E-Voting-Ergebnisse muss wohl noch eine Zeitlang gewartet werden.
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