Donnerstag, Mai 13, 2010

OECD und Euro

Tax Wedge
Was hat das zu bedeuten? Estland wird voraussichtlich Mitglied der OECD und dann auch möglicherweise Mitglied der Eurozone. Flasher_T meint, dass damit alle wesentlichen Punkte der Westintegration erreicht sind. Und Estland sowieso schon in der skandinavischen Ökonomie integriert sei. Aber er wirft einen genaueren Blick auf die Steuerverhältnisse im Land:
Sein Fazit:
You can keep playing with the numbers to see the situation that is of most interest to you. Conclusions? Despite all the talk of Estonia's very high labour tax, it's actually about the same as the average of the world's most powerful economies. We're about at the median for OECD members, and on the lower end of the spectrum for those that are also in the EU.

Etwas anders, als man sonst hört. Von wegen Flat Tax (Niedrigsteuer). Er meint zwar die Arbeitskosten, aber auch sonst gibt es Berechnungen, dass die reale Besteuerung gar nicht so niedrig ist.

7 Kommentare:

  1. ich halte mich mal lieber inhaltlich zurück, sonst rege ich mich nur wieder auf. Erfahrungsgemäß kann man mit Neoliberalen eh nur sehr schwer diskutieren. Deren Überzeugungen beruhen ja leider nicht auf Fakten, sondern haben eher was pseudo-religiöses. In Deutschland z.Z. sehr gut an Herrn Westerwelle zu beobachten. Ich wusste übrigens gar nicht, dass Flasher_T so ein ausgewachsener Wirtschaftsexperte ist? Erstaunlich, und das mit seinem fachfremden sechs Semester BA Abschluss? Na ja, andere Länder, andere Sitten. Die neuste Bezeichnung deutscher Professoren für den BA Abschluss lautet übrigens " zertifizierter Studienabbruch zwei Monate nach Zwischenprüfung". Soviel nur zur Kompetenz derjenigen, die sich hier zu europäischen Wirtschaftsfragen äußern. Mit freundlichen Grüßen.

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  2. Er ist kein selbsternannter Wirtschaftsexperte sondern kommentiert zur Wirtschaft. Was er sagt kann man diskutieren. Nur was?
    Und was hat ein Hochschulabschluss damit zu tun? In die Wirtschaftskrise haben uns unter Anderen Hochschulabsolventen in den Banken und woanders manoevriert, soweit zum Expertenwissen.

    Ausserdem finde ich die Sache weniger aufregend, denn das Steuersystem klingt zwar neoliberal, aber ist nicht weit von anderen Steuersystemen entfernt.
    Wikipedia ueber Flat Tax in Estland
    In Estonia, which has had a 26% (24% in 2005, 23% in 2006, 22% in 2007, 21% in 2008, 21% in 2009, planned 20% in 2010, 19% in 2011, 18% in 2012) flat tax rate since 1994, studies have shown that the significant increase in tax revenue experienced was caused partly by a disproportionately rising VAT revenue.[10] Moreover, Estonia and Slovakia have high social contributions, pegged to wage levels.[10] Both matters raise questions regarding the justice of the flat tax system, and thus its long-term viability. The Estonian economist and former chairman of his country's parliamentary budget committee Olev Raju, stated in September 2005 that "income disparities are rising and calls for a progressive system of taxation are getting louder - this could put an end to the flat tax after the next election" [26]. However, this did not happen, since after the 2007 elections a right-wing coalition was formed which has stated its will to keep the flat tax in existence. However, critics argue that the tax rates these countries have are actually more progressive than flat.[11]

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  3. Die Besteuerung auf Gehälter für Abhähngigenbeschäftigte ist in Estland tatsächlich nicht so niedrig, wie es den Anschein haben mag.

    Die Einkommensteuer auf Arbeitnehmerseite ist zwar nur 21%, allerdings muss der Arbeitgeber noch 33% Sozialabgaben tätigen, dann sind wir schon bei 54% Realbesteuerung auf Gehälter und dass ist noch nicht alles.

    Selbständige zahlen sich deshalb auch meist den "Gehalt" als Dividende aus (27% Besteuerung), soweit es profit ausuteilen gibt, versteht sich.

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  4. Kloty weist in einem Post auf seinem Blog auf die Kehrseite der Medaille hin, nämlich auf die drastischen Folgen, die das Sparen für den Euro für die Schwächsten in der Gesellschaft hat: Beim Sozialstaat wurde nämlich gespart, um die letzten finanziellen Reserven für die Euro-Einführung zu mobilisieren, nachhaltige Wirtschaftspolitik sieht anders aus. Während westeuropäische Staaten Keynes neu entdecken und finanzielle Mittel in die Hand nehmen um Bevölkerung und Industrie vor dem wirtschaftlichen Absturz zu retten, nimmt man in Estland den wirtschaftlichen Absturz breiter Teile der Bevölkerung hin. Der Katzenjammer wird später kommen. Um einseitiger Kritik gleich vorzubeugen: man muss nicht einmal besonders links sein, um diese Art Politik zu kritisieren: ein christliches Weltbild, gesunder Menschenverstand und ein wenig Gerechtigkeitsgefühl reichen schon aus um abzulehnen, wie in Estland mit den Schwächsten umgegangen wird. Hier der link zum post von kloty: http://kloty.blogspot.com/2010/05/ein-blick-aus-deutschland-etwas-links.html#links

    Einen schönen Gruss aus Berlin!

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  6. eine Bemerkung vorweg: man sollte nicht den Fehler machen, ein christliches Weltbild mit der CDU gleichzusetzen. Ganz im Gegenteil. Oder kann man nach Ihrer Meinung ein christliches Weltbild nur als Christdemokrat haben? Ich dachte eigentlich über die Zeiten wären wir in Deutschland inzwischen hinaus. und richtig, die Welt ist nicht schwarz weiß. Genau darauf bezieht sich ja meine Kritik: Darauf, dass eine gewisse politische Klasse in den baltischen Staaten der Bevölkerung seit zwei Jahrzehnten einzuhämmern versucht, es gäbe nur einen wirtschaftspolitischen Weg, den Wirtschaftsliberalismus, das wäre "alternativlos" und alles andere wäre "kommunistischer Unsinn". Das ist schwarz- weiß Denken par exelence. "alternativlos" ist übrigens so ein Wort, das sich mit Demokratie und das Streiten um die richtigen Lösungen so ganz und gar nicht verträgt. Ein schlimmes Wort in einer Demokratie und doch das Lieblingswort Wirtschaftsliberaler. Und was das "Die Esten haben so nachhaltig gewirtschaftet" angeht: genau da möchte ich widersprechen.- Sie haben sich totgespart, bei den öffentlichen Leistungen für den Schwächsten in der Gesellschaft und bei den Löhnen und Gehätern der Arbeiter und Angestellten. Die Arbeitslosenquote in Estland spricht da Bände. Während nahezu alle Industriestaaten Geld in die Hand genommen haben, um z.b. wie in Deutschland mit Kurzarbeiterregelungen, die Bevölkerung zu schützen ist all das in Estland unterblieben um in einer Krise unsinnige Sparziele zu erfüllen, die die Lage nur noch verschlimmern werden. Wie bitte soll denn damit in Zukunft Wirtschaftswachstum erreicht werden? bei sinkener Binnennachfrage auf Grund Arbeitslosigkeit und sinkender Gehälter? In einem Land das so gut wie nichts produziert? wie gesagt: man kann sich auch totsparen und die Politik Estland in der Krise geht genau in diese Richtung. Das erinnert irgendwie in fataler Weise an die desatsröse Deflationsspirale in die Deutschland Anfang der 30er Jahre auf Grund der unüberlegten Wirtschaftspolitik von Brüning geriet. Der verlinkte Beitrag des Experten der Uni Tallin spricht da Bände und ich empfehle eine sehr sorgfältige Lektüre.
    PS: diese unsinnigen Vergleiche a la "in Lettland ist alles viel schlimmer" hab ich so oft von Esten gehört. Als ob das irgendwie weiterhelfen würde. Macht das denn die Lage in Estland besser? Im Grunde genommen folgen doch beide demselben unsinnigen wirtschaftspolitischen Dogma, spielt es da tatsächzlich eine Rolle wer von beiden Ländern seine Wirtschaft schneller und gründlicher ruiniert?

    Mit freundlichen Grüßen.

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