Freitag, Mai 02, 2008

Moment Mal

Baltman ist ein koreanischer Journalist, der über das Baltikum berichtet. Bei seinem letzten Beitrag über den Bronzenen Soldaten zitierte er einen Kollegen der Deutschen Welle. Dieser soll die Situation der Türken in Deutschland mit der der Russischsprachigen in Estland verglichen haben. Ich bin noch nicht soweit, ob eine Verbindung zu diesem Journalisten hier besteht. Aber dieser Vertreter der DW war auch auf dieser Veranstaltung zum Jahrestag.
Ob beide Personen identisch sind, weiß ich noch nicht. Hier DW und der Reporter zitiert Vseiov unkommentiert:
Derzeit finden in Tallinn Veranstaltungen statt, die den Ereignissen vor einem Jahr gewidmet sind: Kleine Mahnwachen der Gegner der Verlegung der Gedenkstätte, zu denen sich mehr Journalisten als Teilnehmer einfinden, aber auch einige Diskussionsforen. Der Historiker David Vseiov sagte im Gespräch mit der Deutschen Welle am Rande des Forums "Bürgerfrieden: Rückblick auf April 2007", die Ereignisse der "Bronzenen Nacht", wie man sie heute in Estland nennt, habe dem Mythos ein Ende gesetzt, wonach Estland friedlich die Unabhängigkeit erlangt und die Gesellschaft sich friedlich transformiert habe: "Plötzlich flogen Steine. Also ein gewisser Mythos, auf den wir uns stützten, nachdem wir uns als einzigartig angesehen hatten, war plötzlich weg."

Eh, der Mythos friedlicher Übergang? Was soll das denn heißen? Der "blutige Sonntag" in Vilnius war nicht friedlich und auch nicht die Angriffe in Riga 1991. Aber Estland? Wir sind 17 Jahre später. Was ist hier Mythos? Da hat sich einer mit beliebten Journalistenfloskeln verhaspelt, auch wenn er sie nur als Zitat benutzt.

6 Kommentare:

  1. Oh dear! I had no idea that Germany was occupied by Turkey for half a century. :-P

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  2. It's very hard for me to find out what else was said, but the Korean wrote that the German journalist mentioned talked about the introduction of islamic education in schools in Germany (in Tallinn). This is kinda weirdo. I really need a script of this event.

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  3. "Dieser soll die Situation der Türken in Deutschland mit der der Russischsprachigen in Estland verglichen haben."

    Ganz schlimm, wenn es so stimmt. Ich weiss auch nicht was an völkischen Vergleichen erstrebenswert sein soll.

    Von ganz ungefähr kommen solche Vergleiche mit Sicherheit nicht.

    In Deutschland scheint es auch zunehmends eine erhärtete Diskussion über die in Deutschland lebende muslimischen Bevölkerungsanteil zu geben.

    Dabei wird sich gerne an den türkischstämmigen Teil bedient, siehe hierzu einfach Organisationen, wie ProNRW (FPÖ nahe stehend) oder ProKöln, mal vom ARD Tatort Spielfilm "wem Ehre gebührt" abgesehen, in dem nichtmuslimischem Aleviten ein strukturierter familiärer Kindesmissbrauch Nahe gelegt wird (was auf eigene Anfrage kompletter Blödsinn sein soll, zudem dies ein weit verbreiteter Diffamierungsmythos von Islamisten gegen Aleviten sein soll). Und scheinbar scheint es auch über Ziwschengruppen, wie den Gesellianern etwa, LaRouche und derren Frontgruppen, wie dem Schiller-Institut etc, auch immer mehr zu gelingen, von rechtsseits bei den radikalen Linken nach dem crossover Prinzip anzuwerben.

    Wer macht eigentlich so eine fragwürdige Politik in Deutschland?

    In manchen deutschen Presseorganen (vor allem mit Linksdrall) werden auch immer gerne Russischssprachige in Estland mit ethnischen Russen gleichgesetzt und von der Zerstörung des bronzenen Denkmals berichtet oder auch der Schändung durch Verlegung an den Stadtrand(???).

    Welche politischen Ziele stehen dahinter? Weiss da jemand mehr?

    Bei der Frau Wagenknecht aus dem europäischen Parlament ist mir das schon ziemlich klar, sie schreibt ja auch in ihrem Abgeordneten Watch Blog Fragenden ganz unverholen, dass für sie der Kommunismus als Ideal steht, z.B. am 2.4.08:

    "Welche konkrete Gestalt ein künftiger Sozialismus letztlich haben wird, hängt eben wesentlich von den Bedingungen ab, unter denen er geschaffen wird und die kennt momentan noch niemand genau (...) Kommunismus wäre dann noch eine höhere Stufe in der gesellschaftlichen Entwicklung. Aber bis dahin ist es noch sehr weit. Wichtig ist erstmal, dass sich mehr Menschen von der neoliberalen Gehirnwäsche freimachen (...)"

    Aber was ist mit den Anderen?

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  4. Ich glaube nicht,dass da große Hintergedanken bestehen. Diese Vergleiche: Deine Minderheiten-meine Minderheiten helfen nicht wirklich. Sie wirken von oben herab. Das fängt schon in Deutschland an. Es gibt die Dänen und Sorben, das sind anerkannte Minderheiten mit eigenen Schulen. Alle anderen, egal wie groß die Gruppen sind, werden mitunter gar nicht als Minderheit angesehen. Allein um die deutsche Situation zu verstehen, müsste man weit ausholen.

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  5. Bei Frau Wagenkencht jedenfalls unterstelle ich absichtliche Vergleiche und Spaltungsversuche der estnischen Gesellschaft (alle Minderheiten inbegriffen) um ihre krude Idee des Kommunismus als "höhere Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung" zu promoten.

    Seht her, die "neoliberale Gehirnwäsche" des estnischen Staates ist nicht gut für Euch, nur wir LINKE aus Deutschland und Einiges Russland können Euch davor bewahren - so in etwa.

    Wie es bei anderen WeltverschwörungstheorethikerInnen aussieht, vermag ich nicht zu beurteilen - schon gar nicht über Deutschland.

    Ich stelle nur in den deutschssprachigen Medien, Diskussionsforen und bestimmten politischen Organisationen/Vereine fest, dass der gegenüber Estland doch recht moderate Migrantenanteil auf hohen Unmut stösst und für alles Schlechte im Land zu verantworten haben. Da wird aus Einzelfällen (???), wie dem Kalifen von Köln der deutschen Bevölkerung die islamisierte Bedrohung im Land aller Türkischssprachigen nahegelegt als Beispiel. Dass fällt mir auch in anderen Ländrn mit niedriger Migration auf, z.B. in Schweden (was für ein Terror es dort in den Neunzigern wegen eines lächerlichen Moscheebaus in Stockholm doch gab). Bei den Mulsimen kann mans ja auch machen, die haben nicht eine so gute Lobby, als Personen jüdischen Glaubens z.B. (man stelle sich vor, gerade in Deutschland würde man diesen Selbiges vorhalten, wobei dies indirekt ja mit der neumodischen Antizionisumus-Keule durchaus nicht nur von rechtsaussen, sondern auch von links her so argumentiert wird - Stichwort Rockefeller und Weltverschwörungstheorien der Juden gegen die Welt, soviel bekomme ich aus Deutschland doch schon mit).

    Migranten scheinen in diesen Ländern auch immer wieder gerne für Arbeitsplatzverlust und wirtschaftliche Schwierigkeiten herangezogen zu werden. Mal sinds die bösen Polen, die Hartz IV Empfängern die Feldarbeit beim Spargelstechen wegnehmen (kurioser gehts gar nicht mehr), dann sinds die Türekn, die die Deutschen wegfertalisieren wollen (wird tatsächlich genau so in deutschen Foren diskutiert), dann die kapitalistischen Juden, die als Bankiers den deutschen Arbeitnehmer ausnehmen... ist echt zum kotzen, sowas gerade von Deutschland aus lesen zu müssen.

    Man bedenke, in Estland würde so über Russischsprachige argumentiert werden.

    Frau Wagenknecht wäre die Erste, die "Faschismus" brüllen würde.

    Was die DW sich bei ihren Äusserungen gedacht hat, mag keine großen Hintergedanken haben. Aber Leute mit oben angegebener Einstellung fühlen sich dadurch natürlich bestätigt.

    Gut, dass in Estland nicht alles so schrecklich ist, wie in Deutschland behauptet und über die eigenen Minderheiten hergezogen wird.

    Hoffentlich wird Estland sich hier auch als kleines Land behaupten können und die eigenen Anliegen und Sichtweisen der Weltöffentlichkeit artikulieren können.

    In Deutschland scheint davon jedenfalls nicht viel anzukommen, wie hier die Dinge gesehen werden, weder von ethnischen Esten seits, noch von den Russischssprachigen, die eben mehrheitlich weder Russen sind, noch akzeptieren würden, als Versalle Russlands sich benutzen zu lassen. Oder von Frau Wagenknecht. Bei der Dame kommt mir ehrlich gesagt auch das Kotzen, wenn ich ihre ideologisch indoktrinierenden Texte lese. Steht die eigentlich in Deutschland unter verfassungsschutzrechtlicher Beobachtung?

    Immerhin will sie ja die demokratischen Grundprinzipien abschaffen, was sie ja auch permanent öffentlich zugibt.

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  6. Das Problem bei der Linken ist, daß sie offenbar null Ahnung von der Geschichte des Zusammenlebens der drei Völker im Baltikum haben. Rußland war immer schon ein bedrohlicher Nachbar für die baltischen Völker. Die Besatzer gaben sich jahrhundertelang die Klinke in die Hand, aber für ein paar wenige schwierige Jahre gab es eine Unabhängigkeit, die viel zu bald wieder verloren ging. Die Angst ist groß, das könnte wieder passieren. Ich sprach vor einigen Jahren mit meinen Verwandten in Tallinn, die zogen das wirklich in Betracht; darum das große Streben nach dem Schutz des Westens bei den baltischen Ländern.
    Meine Großmutter wurde in Reval unter dem Zaren groß. Sie bekam von einem Tag auf den anderen den gesamten Schulunterricht im Gymnasium auf Russisch. Das Deutschtum meiner Familie, die sich ebenso aus russischen und estnischen Quellen speiste, war eher Fiktion.
    Die Republik Estland ab 1918 war in kultureller Hinsicht tolerant. Die Deutschen und die Russen durften in eigener Sprache unterrichten, wenn auch Estnisch überall Pflichtfach war. Das war die Zeit, als meine Eltern zur Schule gingen. Sie sprachen drei Sprachen und sahen sich als Deutsche. Sie emigrierten 1939, und ich wurde in der Emigration geboren. Meine Eltern fuhren regelmäßig nach Tallinn. 1968 war ich einmal mit ihnen zusammen dort und habe die Feindseligkeiten der Russen gegenüber den Esten, die Bespitzelung und die Atmosphäre der Angst und des Mißtrauens bei jedem Schritt gespürt.
    Viele Male war ich auf dem Jahrestag der Republikgründung, den die Esten im Exil feierten. Sie sangen die Hymne unter Tränen. Ich habe damals fest geglaubt, daß Estland niemals frei sein würde, und ich habe eine blau-schwarz-weiße Fahne genäht, als es passierte.
    Als ich 2006 in Tallinn war, sprach ich mit meiner Verwandten, die noch immer an Gelenkproblemen leidet, weil der KGB sie gefoltert hat.
    Auf einem Spaziergang im Park bei Kiek in de Köök beobachtete ich ein paar Jugendliche, Punk und Gothic, die wechselnd Estnisch und Russisch miteinander sprachen. Da kam in mir Hoffnung auf.

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