Leider habe ich im Moment keine weitergehenden Informationen zu dieser Ausgrabung bei der Hand. Aber aus dem Foto lese ich heraus, dass sie wahrscheinlich im Bereich von Mittelalterfundamenten arbeiten, die mit ihren Häuserfluchten nicht mit der "modernen" Struktur und Wegeführung übereinstimmen müssen. Das mittelalterliche Tartu wird wahrscheinlich andere Grundzüge gehabt haben. Lediglich die Jaanikirche, Reste der Stadtmauer und wenig anderes haben noch einen direkten Bezug zum Mittelalter.
Eine Übersicht:
In the old part of the town, around the Town Hall and the main building of Tartu University, underneath the pavement level there is cultural layer of 3-metre thickness.
Starting from the bottom: above the earliest traces of the prehistoric period, stratigraphy reveals layers from the Middle Ages - covered by the rubble strata of 16th and 18th century destruction.In the 13th century Tartu became the centre of the eponymous bishopric and the easternmost Hanseatic town.
Its 27,6 hectare territory was surrounded by the solid town wall and encircled by suburbs.The remains of 13th and 14th century log pavements and wooden houses are well preserved in the ground. The unearthed ground-floor constructions of 15th-16th century brick-buildings give an idea of the local merchants' way of life - and wealth.
Of the seven medieval churches and three monasteries only St John's Church, currently under reconstruction, and the majestic ruins of St Peter and Paul's on the cathedral hill, Toomemägi, have survived to this day.
3 Meter beträgt also die Kulturschicht über der man spazieren geht. Und heutzutage kaum zu glauben, es fehlen von sieben Kirchen und drei Klöstern alle, bis auf zwei Ausnahmen. Quelle.
Die Geschichte systematisch in solchen Tiefen zu untersuchen ist nicht selbstverständlich. Früher meinte man mit alten schriftlichen Dokumenten das Wesentliche erklären zu können. In Deutschland wird erst seit den 70ern die Stadtkernarchäologie ernsthaft ausgeübt. Mit der Folge, dass wir uns von einem einheitlichen Städtebild des Mittelalters verabschieden müssen. Nicht diese Fachwerkidylle der Märchenbücher. Es ist komplexer.Besonders für den ersten Höhepunkt der Städte um 1300. Für Tartu:
Rünno Vissak resümiert die letzten Jahrzehnte archäologischer Forschungen in Tartu (Estland). Analog zur Situation in Deutschland war auch in Estland vor 1980 das Interesse an Stadtkernarchäologie gering. Mittlerweile sind jedoch über 100 Fundstellen bekannt, die als Grundlagen für partielle 3D-Rekonstruktionen historischer Zustände dienen.
Die dreidimensionale Darstellung und Rekonstruktion Tartu befindet sich auf der Seite der Stadt. Hier das Quicktime-Video.
Update: decade_null hat eine wertvolle Zusatzinformation geliefert. Die Grabung hat an der Ecke Universitäts-Hauptgebäude und dem Rathausplatz stattgefunden. Im Video ist es der Bereich der Kirche in der Mitte der Stadt. Der große Platz ist auch schon im Mittelalter zu erkennen, wo der virtuelle Einstieg vom Fluß Emajogi durch die Stadttore in die Stadt beginnt.
Die Bebauung des Tartuer Rathausplatzes ist nach dem Stand von 1682 dargestellt und das äußere Bild der Marienkirche ist vom Grundriss der Kirche und den von den Ruinen angefertigten Zeichnungen abgeleitet. Aus viel früherer Zeit, wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert, stammen die Holzbauten, deren Rekonstruktion sich auf Anhaltspunkte aus erhalten gebliebenen Gebäuden stützt. Der vorliegende Videoclip hat provisorischen Charakter und gibt eine erste Vorstellung davon, was in Zukunft noch möglich ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen