Es ist bekannt, dass gerade Geschichtsschulbücher immer auch Identitätsangebote unterbreiten. Früher waren das meist nationale, nicht selten auch nationalistische. Was könnte im 21. Jahrhundert, also in Zeiten, in denen Europaeuphorie und Europaskepsis dicht beieinander liegen, vor diesem Hintergrund sinnvoller erscheinen, als mit einem Lehr- und Lernmittel zur Bildung eines europäischen Geschichtsbewusstseins beitragen zu wollen? Denn das Buch ist nach Aussagen seiner Herausgeber keine Darstellung der deutsch-französischen Beziehungsgeschichte, sondern eine deutsch-französische Sicht auf die europäische Nachkriegsgeschichte. Im Vorwort von Histoire/Geschichte - Europa und die Welt seit 1945 heißt es dazu: "Nie kamen junge Leute in Deutschland und Frankreich so eng in Berührung mit der Geschichte des anderen und dazu noch in einer europäischen und weltoffenen Perspektive..."
Ein Beispiel dafür wie weit wir von gemeinsamen Sichtweisen entfernt sind: Wissen wir, dass gestern einer der Hauptgedenktage in der Ukraine stattgefunden hat? Immerhin wird dem Verlust mehrerer Millionen Menschen gedacht.
The Day of Victims of Famine and political repression is commemorated annually in Ukraine on November 26.
On the international level, the tragedy of Ukrainians was recognized by the Joint Statement of the 58th Plenary Session of the UN General Assembly on the Seventieth Anniversary of the Holomodor (artificial famine) in Ukraine – the document, which was supported by 63 countries, including all 25 EU member-states of that time.
At the same time, the act of genocide against Ukrainians was recognized by the parliaments of Argentina, Australia, Canada, Estonia, Georgia, Hungary, Italy, Lithuania, Poland and the USA[1].
Ukrainians feel a special gratitude to Ukrainian Diaspora, which started the elucidation of Holodomor in the 80th, when this topic was still forbidden by agonizing Soviet regime.
The monuments and memorial signs for victims of Famine and political repressions could be seen in Australia, Austria, Argentina, Belgium, Estonia, Hungary, Kazakhstan, Canada, Russia, and the USA.
Es ist nicht erstaunlich, dass Deutschland in dieser Liste fehlt. Dazu ist die eigene Geschichte zu tief mit dem Nationalsozialismus verbunden und den Opfern, den diese Ideologie gekostet hat. Weder hier noch weniger beim Holodomor sind alle Geschichten erzählt von noch Überlebenden. Zum Beispiel wissen erst seit einigen Jahren von Zwangsarbeitern aus der SU, der Ukraine im 2. Weltkrieg und ihren individuellen Leidenswegen. Denn die Rückkehrer in der SU wurden wie Verräter gesehen, viele haben ihre ersten Schilderungen bei Besuchen in Deutschland wiedergegeben, sich nie getraut zu Hause davon zu berichten. Beim Holodomor ist es ähnlich. 60 Jahre hätte das Thema nur Schwierigkeiten für die Nachkommen und Überlebenden verursacht. Veronica hat in ihrem Blog sich die Mühe gemacht, russische und ukrainische Stimmen ins Englische zu übersetzen. Auf Deutsch gibt es noch weniger Quellen.
Auszug:
My grandmother told me how from her family of nine children only five survived. She told me how they ate [ocheret - reed] and rotten potatoes. How the Commies were taking away all wheat and farm animals, and how at night they gathered wheat spikes at the field and some of them survived thanks to that. She told me about the village cannibals and one person who ate her own child. She told me about the man who had lost his mind and was chasing them around with an ax, and how she had barely managed to escape...
It's a sad date today. Eternal memory...
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