Die Nixen von Estland - das war vielleicht sein legendärstes Buch in deutscher Sprache - obwohl Leserinnen und Leser es vielleicht gar nicht mit einem bestimmten Land in Verbindung brachten. Denn obwohl der Verfasser, wie er im Vorwort schrieb, "sein Werk dem geschätzten Leser mit einigem Herzklopfen" vorlegte, waren es vielleicht erst die zauberhaften Illustrationen von Kat Menschik, die der Fassung des zuletzt im Eichborn Verlag erschienenen Buches seine ganze Verschrobenheit verlieh.
Andererseits hatte das von einem Esten Geschriebene auch in diesem Fall den schicksalhaften Weg über das Russische genommen, bevor es ins Deutsche übersetzt wurde, wie bei einigen weiteren seiner Werke (nicht bei allen). In der Eichborn-Ausgabe von 2002 rückt dann allerdings der Text, ebenso wie dessen Ursprungsland, ganz in den Hintergrund. Anders, direkt aus dem Estnischen, erschienen Vetemaa-Texte ("Parade eines gerupften Pfaus" oder "Requiem für eine Mundharmonika") später im Literaturmagazin "Estonia".
Enn Vetemaa wurde 1936 in Tallinn geboren. Ungewöhnlich seine Studien: zunächst wurde er Chemieingenieur an der Technische Universität Tallinn, dann studierte er Musikkomposition an der estnischen Musikakademie. Im Estnischen Fernsehen avancierte er zum Redakteur für Literatur und Kunst. Als Schriftsteller debutierte er 1962, ab 1968 schrieb er auch Theaterstücke, aber er komponierte auch Filmmusik, schrieb Opern-Libretti und viele Kurzgeschichten, mehr als 20 Romane. Das "Estonian Literature Centre" rechnet Vetemaa zur "literarischen Generation der 1960iger", da er in dieser Zeit auch der führende Prosa-Autor gewesen sei. Später sei er zu einer Art "vergessenem Klassiker" geworden, zwischenzeitlich sei er als ein zu oberflächlich Schreibender angesehen gewesen. Cornelius Hasselblatt bezeichnet Vetemaa's Werke als "in der gesamten Sowjetunion kontrovers diskutiert", da er "negative Helden" geschaffen habe, die in der Welt des sozialistischen Realismus eigentlich gar keinen Platz hatten.
"Ich mache mich wieder auf den Weg, und wenn ich endgültig müde werde wirst vielleicht du mich ablösen und weitergehen.Du wirst viel weiter gehen als ich gehen konnte." (Enn Vetemaa, Schlußwort zu "die Nixen in Estland")
Am 28. März 2017 starb Enn Vetemaa im Alter von 80 Jahren in Tallinn.
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