Der "Öö-Club Sugar"
ist eine der heißesten Adressen der estnischen Hafenstadt Pärnu - ob
demnächst ein Strategiewechsel anstehen wird? Die estnische Regierung
jedenfalls plant mit einer neuen, mehrstufigen Steuer den Trend zu immer
mehr Zucker umzudrehen. Falls das Gesetz wie geplant in Kraft tritt,
sollen Getränke mit 5-8g Zucker pro Liter etwa 35% im Verkaufspreis
teurer werden, bei über 8g Zuckergehalt sogar bis zu 50%. Allerdings
soll die Umsetzung über zwei Jahren gestreckt werden; ab 2018 soll der
Steuersatz bei Getränken über 10g Zucker pro Liter 36 Cent betragen, ab
2019sinkt diese Grenze auf 9g, um ab 2020 dann ab 8g Zuckergehalt schon
zu gelten. Berechnungen des estnischen Finanzministeriums zufolge soll
dies, falls auch Säfte mit Zuckerzusatz einbezogen werden, eine
jährliche zusätzliche Steuereinnahme von bis zu 25 Millionen Euro
ergeben (Baltic Course).
Natürlich
denken viele angesichts solcher Pläne vor allem an die
US-amerikanischen Großkonzerne mit ihrem stark zuckerhaltigen
Getränkeangebot. Der estnische Gesundheitsminister Jevgeni Ossinovski
(Sozialdemokrat, SDE) äußerte sich jedenfalls zuversichtlich, das neue
Gesetz könne die Hersteller dazu bewegen, den Zuckergehalt in ihren
"Softdrinks" zu senken (ERR).
Alles was nur 5% Zucker und weniger enthalte, sei von der neuen Steuer
nicht betroffen. Obwohl es auf den ersten Blick fragwürdig erscheine,
Firmen wie Coca-Cola durch ein Gesetz im kleinen Estland zu irgend
welchen Änderungen zu bewegen, dann zeige sich doch, so Ossinovski, dass
auch bei diesen Konzernen der Zuckergehalt der Getränke von Land zu
Land sehr unterschiedlich sei. Ähnliche Pläne wie Estland gibt es auch
in den EU-Ländern Portugal, Irland, Spanien und Frankreich.
Pressemeldungen zufolge gibt es tatsächlich bei einigen Herstellern
Pläne zur Reduzierung des Zuckergehalts (FoodNavigator). Begründet wird das allerdings mit geänderter Verbrauchernachfrage.
Kritische
Stimmen kommen u.a. von der estnischen Lebensmittelverarbeitenden
Industrie (Eesti Toiduainetööstuse Liit - ETL). Der Verband weist darauf
hin, dass innerhalb der Europäischen Union (EU) keine bestimmte
Warengruppen "diskriminierenden" Gesetze zulässig seien - so sei auch
schon eine finnische Steuer auf Süßwaren und Eis und ein dänische
Besteuerung der Verwendung von gesättigten Fettsäuren inzwischen wieder
aufgehoben worden. In Finnland wurde die Regelung allerdings wegen
ungleicher Besteuerung von Warengruppen aufgehoben (Steuer auf Süßwaren,
nicht aber auf Plätzchen). Das finnische Zuckerbesteuerungsgesetz von
Softdrinks, bereits seit 1940 in Kraft, bleibt allerdings bestehen.
Auch EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis hatte sich kürzlich positiv über die Einführung einer Steuer auf Zucker geäußert.
Ganz schön schlau vom Herrn Ossinovski. Die ganzen Cola-saufenden NATO-Soldaten bezahlen also ihren eigenen Aufenthalt über die Zucker-Steuer.
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