Montag, Oktober 20, 2008

Erinnerungskulturen - eine Fortsetzung



Seit zwei Jahren posten wir ab und zu über die verschiedenen Erinnerungskulturen rund um den 2. Weltkrieg in Europa, besonders Osteuropa. Ein Fazit lässt sich ziehen: Es tut sich wenig auf dem Weg zu einer einheitlichen Bewertung des 2. Weltkriegs, seiner Ursachen, seines Ablaufs und seiner Folgen. Zu sehr ist jeder in seinem eigenen Geschichtsraum verfangen.
Hier zitiere ich noch einmal Professor Dr. Stefan Troebst aus seinem Essay "Holodomor oder Holocaust?" in der FAZ vom 4. Juli 2005, Troebst ist zu dem Zeitpunkt stellvertretender Direktor des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Uni Leipzig.

Wenn in historischer Perspektive das Europäische an Europa ist, daß es Nationen gibt, dann ist und bleibt der Nationalstaat auf absehbare Zeit der primäre Bezugsrahmen für Erinnerung. Somit werden sich viele "Erinnerungsorte" wie der russ(länd)ische Erinnerungsort Stalingrad und das polnische Jalta mutmaßlich nicht in eine wie auch immer geartete Übereinstimmung bringen lassen. ...

Eher wird die Vierteilung Europas in Westeuropa, Westmitteleuropa, Ostmitteleuropa und Osteuropa, wie sie derzeit besonders deutlich hervortritt, zunächst noch tiefer werden. Die Kontroverse zwischen dem Jalta-Lager, also den postkommunistischen EU-Mitgliedsgesellschaften Ostmittel- und Nordosteuropas, und dem auf Stalingrad ausgerichteten Rußland hat gerade erst begonnen.


Das war 2005, dazwischen liegen die Bronzenen Nächte in Tallinn. Schöne Vorhersage und weiterhin aktuell. Warum das alles so ist, aus estnischer Perspektive, hier ein recht neues Buch. Das Überleben des estnischen Pastors Harri Haamer im sibirischen GULag. "Unser Leben ist im Himmel - Erinnerungen an Sibirien", Projekte Verlag 1. Auflage 2007.

Auf Englisch: "We shall live in heaven". (Meie elu on taevas)

Erinnerungsgeschichte, Erinnerungsorte, Erinnerungsschichten –
Annäherungen an Osteuropa

Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. 15.04.2008

Geschichtspolitik und Gegenerinnerung in Osteuropa Heft 06/2008

Daraus die Einleitung zu einem Beitrag von Karsten Brüggemann:
Karsten Brüggemann
Denkmäler des Grolls
Estland und die Kriege des 20. Jahrhunderts

Im April 2007 löste die Umsetzung des „Bronzesoldaten“ in Estlands Hauptstadt Tallinn Straßenkrawalle und diplomatische Konflikte mit Russland aus. Der Streit wurde zum Symbol für die gegensätzlichen Vergangenheitsbilder in Ost und West. 2004 hatte ein Gedenkstein für estnische Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg in deutscher Uniform gekämpft hatten, international Aufsehen erregt. Nun plant Estlands Regierung, ein Denkmal zur Erinnerung an den Sieg im Freiheitskrieg 1918–1920 zu errichten. Damit geht der Denkmalstreit in die 3. Runde.

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