Gestern habe ich Professor Sang Gum Li getroffen. Eigentlich ist er zuständig für die deutschsprachige Literatur an der Pusan National University in Südkorea. Weit im Norden von Busan an einem Berghang:
Wahrscheinlich haben Germanistikstudenten dieses Fenster beschriftet:
Die Sturm und Drang Zeit und überhaupt deutsche Philosophie stehen bei Professor Li wie bei vielen Koreanern im Vordergrund. Deutschland kennt er schon lange. 1989 hat er vor Ort in der Bundesrepublik miterlebt.
Irgendwann bekam er Joschka Fischers Buch: "Mein langer Lauf zu mir selbst" in die Hände. Da war er auch schon ein Endvierziger. Und tatsächlich, innerhalb weniger Jahre lief er eine Marathonbestzeit unter 3 Stunden und 40 Minuten. 2004 in der Altersklasse über 50 absolvierte er den Berlin-Marathon in 3:43 Stunden. Und nicht nur das, naturverbunden, waren ihm Schuhe suspekt. Einen Lauf hat er barfuß bestanden. Triathlon ist seine andere Leidenschaft, aber das führe hier zu weit.
In dieser Zeit las er in Deutschland über die EU-Osterweiterung. Estland gehörte dazu. Und besonders ein Artikel über den wichtigsten Schriftsteller des Landes lies ihn nicht los. Er wollte mehr erfahren über Jaan Kross, der in seinen Romanen die Geschichte Estlands verarbeitet hat. Gleichzeitig erfuhr er von den deutschsprachigen Balten und ihrer Literatur, die nun schon selber zur Geschichte gehören. Zwei Estlandaufenthalte folgten. Und tatsächlich beherrscht Professor Li schon ein Alltagsestnisch. Ein Essay von Jaan Kross, den er noch persönlich kennen lernte, wurde von ihm ins Koreanische übersetzt, in diesem Band:
Und überhaupt, er ist der einzige Experte für baltische Literatur in Korea. Der erste Schritt ist getan.
Update April 2009:
Ein ganzseitiger Artikel von Professor Li in der Pusan-Ilbo (Südkorea) über Estland.
Hier die Online-Version.
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