Donnerstag, April 07, 2005

Hansapank - Die Schweden haben ihr Ziel erreicht

Jetzt haben die Schweden mehr als den geforderten 95 % Aktienanteil, um die estnische Hansapank vollständig zu übernehmen. Die schwedische Bank will durch den Aufkauf die führende Bank im skandinavisch-baltischen Raum werden. Die restlichen Aktienbesitzer werden nun nach Tallinn gebeten laut einem Bericht von der Tallinner Börse:

HPA: Comment to an article in business daily Äripäev

AS HANSAPANK STOCK EXCHANGE RELEASE 07.04.05

Comment to an article in business daily Äripäev

In an article published today in the business daily Äripäev, Henrik Kolga,
Swedbank's head of corporate communications, says that Swedbank intends to
convene an extraordinary shareholders meeting of Hansabank in May of this year to
decide on the squeeze out of the remaining minority shareholders at the price of
13.5 euros per share. Until then, Swedbank will continue to purchase Hansabank's
shares at the same price on the stock exchange.

Since Hansabank has no information about Swedbank's intentions to convene an
extraordinary shareholders meeting, we are unable to comment this information.



Welches Fazit aus dem Werdegang einer der profitabelsten estnischen Banken bis zur Übernahme durch Swedbank lässt sich ziehen?

1.
Schweden war von 1988-1991 kein enthusiastischer Befürworter der Unabhängigkeit Estlands. Schließlich war die sowjetische Annektion der baltischen Staaten anerkannt worden.

2.
Das hat aber nach 1991 die schwedische Wirtschaft nicht davon abgehalten in Estland zu investieren oder produzieren zu lassen. Anteile an gut laufenden Firmen wurden übernommen. Zu einer Zeit, als sich deutsche Unternehmen erst auf Informationstour im Baltikum befanden.

3.
Die heftige Liberalisierung der estnischen Wirtschaft in den ersten zehn Jahren der erneuerten Unabhängigkeit hat keine zweifelhaften Glücksversprechen für Rentner und soziale Randgruppen hervorgerufen, denn am Anfang gab es keine Rücklagen, die zu verteilen waren. Die mussten erst erwirtschaftet werden. Ein defizitärer Staatshaushalt wurde mit einer neuen Verfassung quasi verboten. Schuldenmacherei, damit es allen kurzfristig besser gehe, wurde damit ausgeschlossen. Deshalb sind die Esten, in der europäischen Kommission vertreten, vehement gegen Verletzungen des Stabilitätspaktes. Einst dachten die Deutschen sie selbst wären die Gralshüter einer harten Währungspolitik für den Euro. Das sind jetzt wohl andere. Und Estland gehört noch nicht einmal zur Eurozone - noch nicht.

4.
Erst wenig mehr als 10 Jahre standen im Baltikum zur Verfügung, Kapital anzusammeln. Würden die Betriebe heutzutage nur aus maroden Sowjetruinen bestehen, würde sich auch kaum jemand drum kümmern. Stattdessen gibt es jetzt, in der Bankenszene zum Beispiel, eine offensive Kundenpolitik, fortgeschrittenes Online-Banking, Kontoführung umsonst usw. . So werden auch Konkurrenzunternehmen angelockt, die aus den schwerfälligeren europäischen Wirtschaftsräumen stammen. Schweden hat schon eine lange Friedenszeit hinter sich und trotz hausgemachter Krise vor Jahren genug Vermögen angehäuft. Und schwupp verschwindet ein estnischer Newcomer, in Deutschland noch nicht einmal richtig bekannt, von der Börsenbühne.
Das estnische Dax-Gegenstück heisst Talse. Der Index-Verlauf stand letztens an erster Stelle weltweit. Es wird spannend, ob Tallinn nun als Börsenplatz bestehen bleibt, immerhin wird es dort demnächst bis zu drei Unternehmen geben, die auf die Handelsliste wollen.

5.
Vielleicht ist diese Entwicklung für die Arbeitsplätze egal, vielleicht in Zukunft aber nicht. Wer weiß?

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