Die Regierungskoalition in Estland ist zerbrochen. Nachdem die Zentrumspartei schon bei einigen Gesetzesvorhaben nicht mehr mitstimmen mochte, sagt Regierungschefin Kaja Kallas nun: die Sicherheitslage in Europa erlaubt es nicht mehr, mit der Zentrumspartei zusammenzuarbeiten. Im Ergebnis wird nun offenbar die estnische Parteienlandschaft noch mal neu durchgemischt.
Eigentlich schien es ja ein Vorteil zu sein, dass in Zeiten des bedrohlichen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht auch noch Wahlkampf geführt werden muss. Die nächsten regulären Parlamentswahlen würden in Estland im März 2023 stattfinden - dieser Termin bleibt auch dann bestehen, wenn es Kaja Kallas gelingen sollte bis dahin eine neue Koalitionsregierung zusammenzuschmieden.Und pötzlich hat offenbar der Vorwahlkampf eingesetzt - dem nach zu urteilen, was einzelne Parteien jetzt veranstalten. "Bürgern eines ganz anderen Landes, eines feindlichen Landes, das
Wahlrecht bei Kommunalwahlen zu geben – das könnte abgeschafft werden“. So läßt sich jetzt Mart Laar zitieren, zweimal (zuletzt 2002) estnischer Ministerpräsident, Ehrenvorsitzender der Vaterlandspartei "Isamaa". Liegt der "Schlüssel zu einer neuen Regierung", wie "Postimees" meint, wirklich bei seiner Partei?
Ein Block von Zentrum und EKRE würde doch ein wenig zu sehr russlandfreundich daherkommen, gibt Laar zu. (FT) Aber Urmas Reinsalu, stellvertretender Isamaa-Parteichef, bekräftigt: "Estnische Staatsbürger und Bürger der Europäischen Union sollten das Wahlrecht bei Kommunalwahlen haben. Bürger anderer Staaten nicht." (ERR)
Inzwischen ist Regierungschefin Kallas, die von der Zeitung "Postimees" schon als "neue eiserne Lady Estlands" ausgerufen wurde nun offenbar soweit, Koalitionsverhandlungen mit der sozialdemokratischen SDE und auch der Vaterlandspartei (Isamaa) aufnehmen zu können. Estland hat gegenwärtig eine der höchsten Inflationsraten der gesamten Eurozone vorzuweisen (euronews) - mal sehen, welche Argumente von den einzelnen Parteien da noch hervorgeholt werden, um sich - für ein paar Monate, danach gibts erneut Wahlkampf - ins eine oder ins andere Boot schwingen zu können.
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