Freitag, November 30, 2007

Magnus der Film - Treiler

Magnus ist als Kinofilm konzipiert und wurde bereits bei mehreren Festivals unter anderem in Frankreich, Polen und Korea vorgestellt. Im Oktober haben wir darüber berichtet. Nun sind die Treiler im Netz verfügbar, aber die Frage bleibt, ob Magnus in Estland veröffentlicht werden darf. Die Geschichte des Films wurde vor dem Hintergrund einer wahren Tragödie entwickelt.
Magnus is a sensitive boy from a family where no-one really cares about him. His parents consider that given food and shelter, their children will just grow up on their own. As a child Magnus suffers from a potentially fatal lung disease and he plays bizarre games to cheat death. Ten years later modern medicine has cured the disease, but Magnus' death wish continues. After his second attempt to take his own life his father's conscience finally awakens. He tries to convince his son to go on living, applying some rather unorthodox techniques.

Erst muss in einem Gerichtsverfahren geklärt werden, ob eine Person, die meint sich darin wieder zu erkennen und gegen die Veröffentlichung prozessiert, diesen Prozess gewinnt. Jedenfalls ist es für mich eine der bemerkenswertensten Produktionen aus Estland, die ich bisher gesehen habe, Der Treiler Teil 1

Hier die übrigen Teile auf der Magnus-Hauptseite.
Mart Laisk spielt den Vater, und damit einen Teil seiner Biografie. Etwas schwer verdaulich sind seine Rückblicke auf sein reales Leben:
Mart Laisk, who plays Magnus' father, did let his 17-year-old son go: he stood at the edge of the field while his son walked into the forest with a rope. Later he found the dead hanging body. Yes, that was a shock, he said, the actual hanging body.

At the time," he explained. "I thought it was the best thing. The boy was suffering so much. And I myself knew what it meant to suffer. I was depressed all through my thirties. I thought my son was making a good decision."

zitiert aus brightlights film journal.
Die Filmdirektorin bei der Suche nach Drehorten in Estland, hier ein Youtube-Video "Magnus location tour"
Wie schwierig es war ein unabhängiges Filmprojekt zu starten und zum Abschluss zu bringen, zeigt ein Interview im Avanti newsletter.

Mittwoch, November 28, 2007

Déjà vu in Tallinn



Der Rubel, Währung in Estland bis Sommer 1992. Darauf in mehreren Sprachen "Kümme Rubla" für die Estnische Sowjetrepublik in der Sowjetunion.

Wann hat es das letzte Mal Warteschlangen vor Wechselstuben und Banken gegeben in Estland? 1992 wurde der Rubel von der Eesti Kroon abgelöst. Vorher hatte es noch eine Rubelkrise gegeben. Obwohl die Inflation damals "galoppierte" gab es keine Geldscheine, kein Bargeld. Selbst mit Westwährung kam man nicht weiter, weil die Rubelscheine nur sporadisch ausgegeben wurden. Das ist über 15 Jahre her. In Tartu konnte es Tage dauern bis man Glück hatte Rubel in die Hände zu bekommen.

In russischsprachigen Internetseiten wurde nun kürzlich ein Gedankenspiel vorgenommen, das für manche sehr plausibel erschien. Die estnische Krone würde abgewertet und der Zeitpunkt stünde gerade bevor. Folge: Fast nur russischsprachige Bürger machten sich auf, um ihr Geld in andere Währungen umzusetzen. Sie werden dafür nun doppelt bestraft. Wer zurückwechselt hat zweimal die Kommission an die Bank bezahlt.

Flasher_T und Giustino mit ihren jeweiligen Posts zu den Ereignissen.

Giustino:
This was Tallinn, after all, the place where crazy things happen. To your average Estonian, who is female, speaks Estonian as a first language, doesn't live in Tallinn, and is between the ages of 45 and 49, the capital must increasingly look like some revolving circus of riots, stag parties, ugly post-modern buildings, and devaluation fears. It is the capital of Estonia, sure. The only problem is that it doesn't look too much like the Estonia most Estonians see from their kitchen windows.



Montag, November 26, 2007

Europäische Geschichte - Der Holodomor

Wird es jemals eine gleiche Bewertung historischer Ereignisse in Europa geben? Eigentlich eine Voraussetzung für einen vereinten Kontinent. Die Chancen sind gering. Es war schon ein außergewöhnliches Projekt ein französisch-deutsches Schulbuch herauszubringen. Hier das Goethe Institut dazu:
Es ist bekannt, dass gerade Geschichtsschulbücher immer auch Identitätsangebote unterbreiten. Früher waren das meist nationale, nicht selten auch nationalistische. Was könnte im 21. Jahrhundert, also in Zeiten, in denen Europaeuphorie und Europaskepsis dicht beieinander liegen, vor diesem Hintergrund sinnvoller erscheinen, als mit einem Lehr- und Lernmittel zur Bildung eines europäischen Geschichtsbewusstseins beitragen zu wollen? Denn das Buch ist nach Aussagen seiner Herausgeber keine Darstellung der deutsch-französischen Beziehungsgeschichte, sondern eine deutsch-französische Sicht auf die europäische Nachkriegsgeschichte. Im Vorwort von Histoire/Geschichte - Europa und die Welt seit 1945 heißt es dazu: "Nie kamen junge Leute in Deutschland und Frankreich so eng in Berührung mit der Geschichte des anderen und dazu noch in einer europäischen und weltoffenen Perspektive..."

Ein Beispiel dafür wie weit wir von gemeinsamen Sichtweisen entfernt sind: Wissen wir, dass gestern einer der Hauptgedenktage in der Ukraine stattgefunden hat? Immerhin wird dem Verlust mehrerer Millionen Menschen gedacht.

The Day of Victims of Famine and political repression is commemorated annually in Ukraine on November 26.

On the international level, the tragedy of Ukrainians was recognized by the Joint Statement of the 58th Plenary Session of the UN General Assembly on the Seventieth Anniversary of the Holomodor (artificial famine) in Ukraine – the document, which was supported by 63 countries, including all 25 EU member-states of that time.

At the same time, the act of genocide against Ukrainians was recognized by the parliaments of Argentina, Australia, Canada, Estonia, Georgia, Hungary, Italy, Lithuania, Poland and the USA[1].

Ukrainians feel a special gratitude to Ukrainian Diaspora, which started the elucidation of Holodomor in the 80th, when this topic was still forbidden by agonizing Soviet regime.

The monuments and memorial signs for victims of Famine and political repressions could be seen in Australia, Austria, Argentina, Belgium, Estonia, Hungary, Kazakhstan, Canada, Russia, and the USA.


Es ist nicht erstaunlich, dass Deutschland in dieser Liste fehlt. Dazu ist die eigene Geschichte zu tief mit dem Nationalsozialismus verbunden und den Opfern, den diese Ideologie gekostet hat. Weder hier noch weniger beim Holodomor sind alle Geschichten erzählt von noch Überlebenden. Zum Beispiel wissen erst seit einigen Jahren von Zwangsarbeitern aus der SU, der Ukraine im 2. Weltkrieg und ihren individuellen Leidenswegen. Denn die Rückkehrer in der SU wurden wie Verräter gesehen, viele haben ihre ersten Schilderungen bei Besuchen in Deutschland wiedergegeben, sich nie getraut zu Hause davon zu berichten. Beim Holodomor ist es ähnlich. 60 Jahre hätte das Thema nur Schwierigkeiten für die Nachkommen und Überlebenden verursacht. Veronica hat in ihrem Blog sich die Mühe gemacht, russische und ukrainische Stimmen ins Englische zu übersetzen. Auf Deutsch gibt es noch weniger Quellen.

Auszug:
My grandmother told me how from her family of nine children only five survived. She told me how they ate [ocheret - reed] and rotten potatoes. How the Commies were taking away all wheat and farm animals, and how at night they gathered wheat spikes at the field and some of them survived thanks to that. She told me about the village cannibals and one person who ate her own child. She told me about the man who had lost his mind and was chasing them around with an ax, and how she had barely managed to escape...

It's a sad date today. Eternal memory...

Freitag, November 23, 2007

Der Fenstersturz von Echternach

Seit langem plane ich einen zweiten Post über den Freiheitskämpferbund in Estland der 30er Jahre. Diese Gruppierung spielt eine Rolle, warum Estland von einem Präsidenten seit 1934 autoritär regiert wurde mit Anfängen einer neuen parlamentarischen Ausrichtung um 1939.

Eine der Schlüsselfiguren, des auch als faschistisch bezeichneten Freiheitskämpferbunds, starb in Luxemburg im Exil. Nicht in Deutschland, was nach dieser Lesart nahe liegend wäre. Warum Luxemburg? Wenigstens ist dieses Detail jetzt bei Wikipedia zu finden, einige leisten hier Fleißarbeit:

Die Gruppe stand nach erfolgreichen Regionalwahlen 1933 kurz vor der Machtübernahme, wurde aber 1934 von Konstantin Päts verboten. Sirk konnte sich seiner Inhaftierung durch eine Flucht nach Finnland entziehen, wo er in der Lapua-Bewegung Verbündete hatte. Er liess sich dann in Luxemburg nieder. Die Rückkehr nach Estland war ihm wegen zweier gescheiterter Umsturzversuche seiner Bewegung 1934 und 1935 verwehrt.[1]

Sirk starb nach einem Sturz aus dem Fenster eines Hotels in Echternach. Estnische Geschichtswissenschaftler, darunter Pusta[2] und Tomingas[3] beschuldigten Agenten der Regierung Päts der Defenestration, obwohl die örtliche Polizei in Luxemburg von einem Selbstmord ausging.


Artur Sirk in Wikipedia, es wird wohl eine Weile dauern bis weitere Informationen bei Wikipedia hinzugefügt werden.

Sonntag, November 18, 2007

Down Town - Unterwelt Tartu II


Down Town
Originally uploaded by Flasher T
Das ist Flasher_Ts Foto der Grabungsfläche im März, im letzten Post die Situation von Juli mit den Archäologen bei der Arbeit. Tartu am Rathausplatz.

Freitag, November 16, 2007

Unterwelt Tartu


Zoo
Originally uploaded by decade_null
decade_null hat dieses Foto zwar mit "Zoo" betitelt und gerade veröffentlicht, aber es ist Alltag der Archäologen in alten Städten beim Ausgraben beobachtet zu werden. Die Aufnahme scheint im Juli gemacht worden zu sein. Und was gut zu erkennen ist, dass die Archäologen einige Meter tiefer gehen müssen, um an die ältesten Zivilisationsspuren zu kommen.
Leider habe ich im Moment keine weitergehenden Informationen zu dieser Ausgrabung bei der Hand. Aber aus dem Foto lese ich heraus, dass sie wahrscheinlich im Bereich von Mittelalterfundamenten arbeiten, die mit ihren Häuserfluchten nicht mit der "modernen" Struktur und Wegeführung übereinstimmen müssen. Das mittelalterliche Tartu wird wahrscheinlich andere Grundzüge gehabt haben. Lediglich die Jaanikirche, Reste der Stadtmauer und wenig anderes haben noch einen direkten Bezug zum Mittelalter.


Eine Übersicht:

In the old part of the town, around the Town Hall and the main building of Tartu University, underneath the pavement level there is cultural layer of 3-metre thickness.

Starting from the bottom: above the earliest traces of the prehistoric period, stratigraphy reveals layers from the Middle Ages - covered by the rubble strata of 16th and 18th century destruction.In the 13th century Tartu became the centre of the eponymous bishopric and the easternmost Hanseatic town.

Its 27,6 hectare territory was surrounded by the solid town wall and encircled by suburbs.The remains of 13th and 14th century log pavements and wooden houses are well preserved in the ground. The unearthed ground-floor constructions of 15th-16th century brick-buildings give an idea of the local merchants' way of life - and wealth.

Of the seven medieval churches and three monasteries only St John's Church, currently under reconstruction, and the majestic ruins of St Peter and Paul's on the cathedral hill, Toomemägi, have survived to this day.


3 Meter beträgt also die Kulturschicht über der man spazieren geht. Und heutzutage kaum zu glauben, es fehlen von sieben Kirchen und drei Klöstern alle, bis auf zwei Ausnahmen. Quelle.

Die Geschichte systematisch in solchen Tiefen zu untersuchen ist nicht selbstverständlich. Früher meinte man mit alten schriftlichen Dokumenten das Wesentliche erklären zu können. In Deutschland wird erst seit den 70ern die Stadtkernarchäologie ernsthaft ausgeübt. Mit der Folge, dass wir uns von einem einheitlichen Städtebild des Mittelalters verabschieden müssen. Nicht diese Fachwerkidylle der Märchenbücher. Es ist komplexer.Besonders für den ersten Höhepunkt der Städte um 1300. Für Tartu:
Rünno Vissak resümiert die letzten Jahrzehnte archäologischer Forschungen in Tartu (Estland). Analog zur Situation in Deutschland war auch in Estland vor 1980 das Interesse an Stadtkernarchäologie gering. Mittlerweile sind jedoch über 100 Fundstellen bekannt, die als Grundlagen für partielle 3D-Rekonstruktionen historischer Zustände dienen.


Die dreidimensionale Darstellung und Rekonstruktion Tartu befindet sich auf der Seite der Stadt. Hier das Quicktime-Video.

Update: decade_null hat eine wertvolle Zusatzinformation geliefert. Die Grabung hat an der Ecke Universitäts-Hauptgebäude und dem Rathausplatz stattgefunden. Im Video ist es der Bereich der Kirche in der Mitte der Stadt. Der große Platz ist auch schon im Mittelalter zu erkennen, wo der virtuelle Einstieg vom Fluß Emajogi durch die Stadttore in die Stadt beginnt.

Die Bebauung des Tartuer Rathausplatzes ist nach dem Stand von 1682 dargestellt und das äußere Bild der Marienkirche ist vom Grundriss der Kirche und den von den Ruinen angefertigten Zeichnungen abgeleitet. Aus viel früherer Zeit, wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert, stammen die Holzbauten, deren Rekonstruktion sich auf Anhaltspunkte aus erhalten gebliebenen Gebäuden stützt. Der vorliegende Videoclip hat provisorischen Charakter und gibt eine erste Vorstellung davon, was in Zukunft noch möglich ist.

Samstag, November 10, 2007

Mal für ein Semester nach Estland

Judith ist 23 und ihr chinesisches Sternzeichen ist Ratte. Aber Judith ist auch eine der deutschen Studentinnen in Estland, deren Erfahrungen per Blog öffentlich nachzulesen sind. Seit dem 3.Oktober schreibt Judith über ihre Erlebnisse als Deutsch-Tutorin, über Ausflüge, und über die Saksa Keele Oppetool.

Interessant nachzulesen sind natürlich die Vergleiche zwischen den beiden Ländern. "Als typisch deutsch wird angesehen, wenn wir vorzugsweise mit Bargeld bezahlen", schreibt Judith. In Tallinn seien Handy, Wifi-Zonen, Laptop und per SMS die Parkgebühren zahlen überall zu finden. Dementsprechend liest frau auch beim estnischen Frühstück am Laptop die neuesten Nachrichten aus Deutschland, und notiert, dass Esten an Deutschen Pünktlichkeit (was sonst!), Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit schätzen, und gelegentlich Deutsch auch vor dem Fernseher lernen. Foto: Judith und Freundinnen.

Mehr aus Judith's Blog hier

Weitere Blogs:
- Was Saloniere an Estland findet. ein Sprichwort: “Ära räägi lollust”.

- Was Seeadler in Estland findet: Biber und Nordlichter.

- Was der "50plus-Treff" findet: viele Kirchen, trotz wenig Gläubigen.

- Was der Paddelblog in Estland findet: natürlich Paddeltouren.

- was der Internationale Bauorden in Estland findet: viel Arbeit.

- Was Jakob in Estland findet: eine "gewisse russische Note", und betrunkene Finnen.

- Was der Luftsport Blog in Estland findet: einen unschlagbar billigen Fallschirmsprung.

- Was Lukas, Erasmus-Student in Tartu, in Estland findet: wunderschöne waldige Landschaft.

- Was Hausmeister Pachulke in Estland findet: zu wenig Urlaub für Arbeitnehmer.

- Was der Corporate Blogging Weblog in Estland findet: Business-Blogging.

- Was Mia, Voluteer in Viljandi, in Estland findet: ein Mädchen namens Triini, eine vom Himmel geschickte
Szilvia, und ein Tag am Meer.

- Was Zora, per YFU-Austauschjahr in
Karksi-Nuia, in Estland findet: Schlittschuhlaufen in Viljandi und wie man einen Saal voll stocksteifer Esten zum Tanzen bringt.

- Was Ulli in Estland findet: das Bahnhofsmuseum in Haapsalu, und Elchschilder auf Saaremaa.

- Was Sophie in Estland findet: Geschenke auspacken und den ersten Schnee.

- Was Christian in Estland findet: das Uni-Jubiläum in Tartu, und eine unruhige Busfahrt nach St.Petersburg.

- Was Alex in Estland findet: die drei größten Inseln an einem Tag, und die Internetevolution.

- Was Kathleen in Estland findet: ein nettes Hallenbad, die beste Schokolade, und das Leben in Haapsalu.

- Was Helene in Estland findet: eine Reggaeparty!

- Was Kaddi in Estland findet: ein Blick in die estnische Musiklandschaft.

- Was Patrick in Estland findet: ein Lasteaed und viele Kinder.

- Was Andrea in Estland findet: Viljandi-Leute, die Studentenstadt Tartu, und ein komisches Gefühl, nicht in Deutschland zu sein.

Freitag, November 09, 2007

Georgien und Estland


Georgian Restaurant
Originally uploaded by Jens-Olaf
Was verbindet beide Länder? Auf jeden Fall dieses georgische Restaurant in Tartu mit, wie mir scheint, authentischer grusinischer Küche.
Ja, es gab gegenseitige Unterstützung während der Krisen in den eigenen Ländern,so geschehen bei den Aprilunruhen in Estland oder bei der Rosen-Revolution in Georgien.
Aber ich muss gestehen, dass ich keinen tiefen Einblick in georgische Verhältnisse habe. Aber Flasher_T hat sich neben offiziellen russischen Informationsdiensten in die Tiefen des Bloganbieters LiveJournal begeben, wo viele russischsprachige Diskussionen über die Nachbarstaaten Russlands stattfinden .
Hier ist seine Analyse.
Auch gibt es eine deutschsprachige Quelle, die genauer auf die Entwicklung in Georgien eingeht und die Unterschiede zu Estland erklärt. In Eurozine von Vicken Cheterian:
Im heutigen Georgien haben wir es trotz der prowestlichen Wende und einer demokratischen Rhetorik im Grunde mit einer Reproduktion der alten Strukturen zu tun, wobei nur der institutionelle Überbau erneuert wurde.

Georgian
Und noch eins ist sicher: Die georgische Küche kann schärfer sein als es die Esten jemals wünschen wollen.

Montag, November 05, 2007

Wo liegt eigentlich Estland?

Jetzt wäre es einfach eine Anspielung auf amerikanische Geografiekenntnisse zu machen. Aber über die Schwierigkeiten andere Länder auf der Karte zu orten können die Amerikaner selbst Witze machen.
Ausserdem landet man schnell bei der Besserwisserei, wenn man europäischen Überblick herauskehren möchte. Zum Beispiel: Wer weiß wieviel Länder zu Europa gehören? Kann jeder aus dem Stand alle aufzählen? Immerhin lernen die Schüler in Amerika die eigenen Bundesstaaten, und die sind in der Anzahl mehr als Europas Staaten. Der jüngste in Europa ist Montenegro.
Lassen wir das. The Singing Revolution, eine Dokumentation über die Jahre vor 1991 hat seit dem Filmfestival in Toronto, Kanada, für einige Aufmerksamkeit gesorgt.
Vorweg die Kritik: Der Blick auf die Vergangenheit vor der Singenden Revolution bis zurück auf die drei sowjetischen und deutschen Besetzungen während des 2. Weltkrieges sei flüchtig und lückenhaft. Im Mittelpunkt steht Estland, während zwei weitere baltische Länder ebenfalls an dieser Revolution mitgewirkt haben. Es heisst, die Berücksichtigung von Lettland und Litauen hätte den Rahmen gesprengt.
Also, der Fokus ist Estland und der Film wird im Dezember in Los Angeles und New York gezeigt. "life after eesti" berichtet.
Jason Cherniak war bei der Aufführung in Toronto, wo Mart Laar der Historiker und Expremier ebenfalls anwesend war unter vielen Exilesten. Er beschreibt die Veranstaltung hier.
Eine Szene aus der Dokumentation zeigt die Schwierigkeiten der Umbruchjahre. Die pro-sowjetische Interfront war gegen die Unabhängigkeitsbewegung, und verlangte entschlosseneres Eingreifen der Zentrale in Moskau.

Es ist fraglich ob diese Dokumentation jemals im deutschsprachigen Raum eine Rolle spielen wird. Ohne die Gesamtlänge des Films gesehen zu haben, fällt es schwer ein Urteil darüber zu fällen.
Und es ist nicht die erste Dokumentation dieser Art. Und dann kommen wir doch wieder zum gesamtbaltischen Kontext. Wer damals 1991 Homeland von Juris Podnieks gesehen hat und seine Crew mit der Szene "Keep Filming", als Slapins tödlich getroffen im Schnee des Parks im Zentrum Rigas lag und Zvaigzne wenig später ebenfalls an den Verwundungen starb, der wird verstehen was ich meine, wenn es um Emotionen geht. Dieser Film war noch unmittelbar am Geschehen. Und dazu gehören Litauen, Lettland und Estland.

Aus dem gleichen Film stammen diese Szenen. Die Litauer haben die größte Last getragen, was die Bedrohung durch militärische Angriffe angeht. Hier ein weiterer Ausschnitt.
Natasha Slapins in Latvians.com:
Slapins' widow, Natasha Dushen, doesn't expect that to happen.
"I've thought endlessly about who is to blame, but in the end, I think it was the system," she said. "It created primitive people by teaching them that everything can be solved by force of arms."
"Andris once told me he would even give his life for Latvia to be free," she said. "The Soviet forces really underestimated that desire for freedom."