Die Medaillen sind verteilt - das Wintersportland Estland hat einigen Neid hinterlassen bei seinen nordischen Nachbarn. Die drei Goldmedaillen von Smigun und Veerpalu ließen den estnischen Verband in der Statistik vor den finnischen Nachbarn, und sogar vor den erfolgsverwöhnten Norwegern landen - beide mit mehr Medaillenausbeute, aber die Norweger nur mit zwei goldenen und die Finnen ohne einen Platz auf dem obersten Siegerpodest.
Und was bewegt die Deutschen? Offensichtlich zunächst deutsch-estnische verwandtschaftliche Beziehungen. Sehr einfach waren diese gar nicht mal zu verstehen. "Der Zwillingsbruder meines norwegischen Mannes Trond ist der Mann der inzwischen nicht mehr aktiven Katrin, die ich schon aus gemeinsamen Junioren-Wettkämpfen kenne." - so gibt zum Beispiel die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND Äusserungen der Langläuferin Claudia Künzel wieder. Dass diese Claudia eigentlich "Claudsch" gerufen wird, das weiß sogar die NEUE PRESSE TENERIFFA, aber wie war das gleich? Wer ist hier der Zwilling von wem?
Clautsch (so die Schreibweise der WM-Zeitung 2005 in Oberstdorf) wollte ja eigentlich Grafik-Design studieren, und wurde dann zu einer der gegenwärtig stärksten deutschen Skilangläuferin. Aber wie kommt nun die Verwandschaft mit Estland zustande? Lesen wir mal in der Berliner Morgenpost nach: "Kristinas Schwester hat ein Kind von dem Bruder meines Mannes bekommen," steht dort zu lesen, und es folgt die Feststellung: "Glückliche Langlauf-Branche."
Wer nun aufzulösen weiß, dass mit "Kristina" natürlich Frau Langläuferin und Olympiasiegerin Smigun gemeint ist, der ist schon einen Schritt weiter. Und der Bruder des Mannes von Frau Künzel hat nun auch nichts Ungewöhnliches gemacht, sondern ist mit Schwester Smigun ganz normal verheiratet. So kann denn auch die FAZ nach dem abschließenden Olympia-Langlaufrennen vom "Tanten-Doppel" titeln. "Smiguns jüngere Schwester Katrin brachte Tochter Kristin Helena zur Welt", jubeln hier auch deutsche Leser mit, "und das am 29. Geburtstag der Olympiasiegerin in der Doppelverfolgung und über 10 Kilometer" (womit nun wieder Kristina gemeint ist - ein wenig sportinteressiert muß man für solche Beiträge schon sein!).
Angeblich sollen nun die estnischen Geburtshelfer von Katrin das Baby bewußt am 29. Geburtstag der dreifachen Gold-Schwester zur Welt gebracht haben .... und den estnischen Nationalfeiertag schnöde übergangen haben (das wäre einen Tag später - der 24.2.). Ist das einer Estin würdig?
Claudia Künzel selbst, die "Künstlerseele in der Loipe" (eigene Homepage), klärt über ihre eigenen Familienplanungen bei XC-SKI auf: "Mein Mann hat glücklicherweise ein sehr großes Vorstellungsvermögen und glänzt oft mit phantastischen Ideen. So kam es nicht umhin, dass wir auch über unsere Planung nachgedacht haben, aber zurzeit üben wir bloß."
So, so, Claudia, wir üben noch. Der estnische Präsident Arnold Rüütel wird sowohl Smigun wie auch Veerpalu einen der höchsten estnischen Staatsorden verleihen, wie das Präsidentenbüro verlauten läßt. Die estnische Post gibt Sondermarken und -postkarten heraus. Smiguns Sponsoren hoffen auf mehr. Ist Kristina eigentlich verheiratet?.Egal! Claudia übt noch - aber fühlt sich schon mal verwandt.
Ist Estland eigentlich "baltisch"? Die estnische Sprache ist ja dem Finnischen ähnlich (finno-ugrisch), und das sogenannte "Baltikum" ist sowieso ein Behelfsbegriff ohne Grundlage. Noch viel zu wenig ist in Deutschland bekannt über Kultur und Geschichte, über Politik und Gesellschaft in Estland. Die jungen Europäer in Deutschland und Estland werden die Zukunft prägen! Wir rufen auf zur Diskussion.
Montag, Februar 27, 2006
Samstag, Februar 25, 2006
Bloggen über Estland
Wer hat eigentlich damit angefangen? Schwer zu sagen. Aber einer der ersten war Scott Abel. Ein Amerikaner, der an einem kleinen Medieninstitut in Tallinn doziert. Sein erster Eintrag geht bereits auf das Jahr 2002 (!) zurück, als noch kaum jemand etwas vom Bloggen wusste. Vor allem in Deutschland noch nicht. Sein erster Post im balticblog vom 29.12.2002 begann so:
Er spricht auch von seinen Studenten. Und die hat er in den folgenden Jahren auf den Weg in die Blogosphäre geschickt. Darunter Dace und Elli mit ihren englischsprachigen Blogs 'Estonia: Through the eyes of a Latvian' und 'SadEst!. Elli haben wir bereits vorgestellt und beide werden ihre Blogs weiterführen. Jeweils ein Semester mussten sie sich ein Thema wählen und regelmäßig für Blogeinträge sorgen. Dace hat durchblicken lassen, dass ihr Prof zufrieden sei und besonders darüber dass sie das Projekt auch über die Mindestleistungen für das Studium weiterführen wollen.
Im englischsprachigen Raum, dazu gehört übrigens auch ganz Europa, haben die Blogs einen hohen Stellenwert innerhalb der Medienszene erreicht. Einer der Unterschiede zu den alten Medien ist: Es wird fortlaufend aus einem bestimmten Bereich oder Land berichtet und nicht nur wenn es die alten Leitmedien wollen, wie das Fernsehen, Rundfunk oder die Presse. Von der Vernetzung ganz zu schweigen. Die Möglichkeiten für Osteuropa sind hier noch lange nicht ausgeschöpft. Und wer noch mehr über die Entwicklung der Blogosphäre im Allgemeinen lesen will, der ist hier gut bedient. Obwohl ich nicht immer die gleiche Meinung, wie dort vertreten, teile.
Welcome to Baltic Blog
TALLINN -- I'm Scott Abel, a media professor at Concordia International University Estonia, a small private college on the outskirts of Tallinn, Estonia. Tallinn is a former Hanza League trading city and capital of Estonia, which is about 50 or so kilometers south of Helsinki across the Gulf of Finland.
I spent six months in Estonia in 2001 and planned to come back at the start of 2002, but September 11th and the war in Afghanistan derailed my return until August. Concordia has an eclectic mix of students from the Baltic States of Estonia, Latvia, and Lithuania, as well as students from Scandinavia, southeastern European countries such as Ukraine, with some Chinese students thrown into the mix. The local students always seem surprised than an American would return to the Baltics a second time instead of taking advantage of what they see as greater opportunities in the States and elsewhere. Their eyes tend to pop out on stalks when I tell them my main reason for coming back: it's an exciting time to be here.
Er spricht auch von seinen Studenten. Und die hat er in den folgenden Jahren auf den Weg in die Blogosphäre geschickt. Darunter Dace und Elli mit ihren englischsprachigen Blogs 'Estonia: Through the eyes of a Latvian' und 'SadEst!. Elli haben wir bereits vorgestellt und beide werden ihre Blogs weiterführen. Jeweils ein Semester mussten sie sich ein Thema wählen und regelmäßig für Blogeinträge sorgen. Dace hat durchblicken lassen, dass ihr Prof zufrieden sei und besonders darüber dass sie das Projekt auch über die Mindestleistungen für das Studium weiterführen wollen.
Im englischsprachigen Raum, dazu gehört übrigens auch ganz Europa, haben die Blogs einen hohen Stellenwert innerhalb der Medienszene erreicht. Einer der Unterschiede zu den alten Medien ist: Es wird fortlaufend aus einem bestimmten Bereich oder Land berichtet und nicht nur wenn es die alten Leitmedien wollen, wie das Fernsehen, Rundfunk oder die Presse. Von der Vernetzung ganz zu schweigen. Die Möglichkeiten für Osteuropa sind hier noch lange nicht ausgeschöpft. Und wer noch mehr über die Entwicklung der Blogosphäre im Allgemeinen lesen will, der ist hier gut bedient. Obwohl ich nicht immer die gleiche Meinung, wie dort vertreten, teile.
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Blogger
Samstag, Februar 18, 2006
Olympische Spiele - aber wo liegt Estland?
Diese Frage lässt sich mittlererweile einfacher beantworten, da das estnische Team in Turin bereits drei Goldmedallien gewonnen hat. Als Beschreibung Estlands taucht nun häufiger der Begriff Ostseerepublik auf. Das ist schon recht genau. Im vorigen Post hat unser Teamblogger estland darauf hingewiesen, dass der Begriff Baltikum stattdessen zum Aussterben verurteilt sei und die drei darunter versammelten Länder heutzutage eher direkt adressiert werden: Also Litauen, Lettland und Estland. Ein Tendenz, die gerade bei der geschichtlich unbelasteten jüngeren Generation anzutreffen ist.
Ja, es gibt Verschiebungen in der Wahrnehmung. AFP nennt in seinen Nachrichten Estland - ein Baltischer Staat nahe Finnland. Sowas ist neu, passt aber zur Selbstdefinition Estlands als nordisches Land. Skandinavien ginge wohl auch zu weit hier.
Aber wie war die Ausgangslage vor über 10 Jahren? Hier ein Kommentar von 1994, Olympische Spiele in Lillehammer:
The Baltic Independent March 1994, Lisa Clifford in Lillehammer (Norway) reports:
...
Down Under ist das Synonym für Australien.
Und was noch bemerkenswert ist: Sport ist die größte emotionale Klammer zwischen Litauen, Lettland und Estland wie mir scheint. Gegenseitig werden Gratulationen wegen der Erfolge bei den Spielen in Turin in den Internetforen ausgetauscht,tausendfach die Daumen gedrückt, "cross my fingers", und überhaupt sich gegenseitig unterstützt. Bei der Politik sieht das dann später wieder ganz nüchtern aus.
Ja, es gibt Verschiebungen in der Wahrnehmung. AFP nennt in seinen Nachrichten Estland - ein Baltischer Staat nahe Finnland. Sowas ist neu, passt aber zur Selbstdefinition Estlands als nordisches Land. Skandinavien ginge wohl auch zu weit hier.
Aber wie war die Ausgangslage vor über 10 Jahren? Hier ein Kommentar von 1994, Olympische Spiele in Lillehammer:
The Baltic Independent March 1994, Lisa Clifford in Lillehammer (Norway) reports:
...
'But Bob stayed with me. He scanned the media pass around my neck and enquired about The Baltic Independent.
"It´s based in Estonia," I said. A blank look came over Bob's chubby face.
"Where?"
"Estonia," I persisted. Perhaps a geographical locator would help clear his mind."In the Baltics. Estonia."
Bob smiled, the mystery solved: " So you're from Down Under, mate. I couldn't place the accent. It must be cold for you here."
Down Under ist das Synonym für Australien.
Und was noch bemerkenswert ist: Sport ist die größte emotionale Klammer zwischen Litauen, Lettland und Estland wie mir scheint. Gegenseitig werden Gratulationen wegen der Erfolge bei den Spielen in Turin in den Internetforen ausgetauscht,tausendfach die Daumen gedrückt, "cross my fingers", und überhaupt sich gegenseitig unterstützt. Bei der Politik sieht das dann später wieder ganz nüchtern aus.
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Olympiade
Donnerstag, Februar 16, 2006
Richtige Antworten auf falsche Fragen ... neue Mythen vom "Baltikum"
Wo bitte liegt das Baltikum? Vielen mag diese Frage nur aufkommen, wenn mal wieder die Wetterkarte der Ostseeregion gezeigt wird. Wer aber heute noch losgeht, und scheinbar wissenschaftliche Untersuchungen ausschließlich auf dieses "Scheinwissen" um die angebliche Identität eines "Baltikum" fußt, der ist wohl selbst Schuld. Eine derartige Vorgehensweise findet sich in einem Bericht einer gewissen Kathrin Fielenbach, der Mitte Februar 2006 auf der Internetseite der Deutschen Botschaft in Tallinn zu lesen war.
Warum nach "Baltikum" suchen, wenn man Estland, Lettland und Litauen finden kann?
Einiges der im Bericht von Frau Fielenbach dargestellten Ergebnisse läßt überraschen: allerdings nicht wegen der Ergebnisse, sondern wegen der merkwürdigen Fragen. "Was weißt Du über's Baltikum?" Mit dieser Frage überfiel Fielenbach ihre Freunde und Bekannten, und berichtet erstaunt, dass diese erst dann Kenntnisse hervorkramten, als die Bezeichnungen der Länder (also Estland, Lettland, Litauen) hinzugefügt wurden. Aber wen wundert das, und wen erfreut es? Die alten Deutschbalten mag es enttäuschen, die immer noch ganze Vortragsreisen unter dem Motto "Die Deutschen und das Baltikum" gestalten. Die junge Generation, die als erste deutsche Generation seit Jahrhunderten (!) endlich mal zu lernen die Chance hat, dass dort in der Region eben Esten, Letten und Litauer wohnen, wohl eher nicht.
Selbst wenn mit "Baltikum" die Besinnung auf alte Traditionen gemeint sein sollte, dann sind alle drei Länder eben doch sehr unterschiedlich, und Litauen hatte zum Beispiel gar keine Dominierung durch eine deutsche Oberschicht. Und auch die Esten werden wohl die ersten sein, die sich lieber als "nordisch" denn als "baltisch" bezeichnen, und somit vom "Baltikum" überhaupt nicht mehr reden werden.
Vermittlung veralteter Perspektiven? Oder die "deutsche Brille" nicht abgesetzt?
Es ist ganz allein der schlechten Berichterstattung und Kulturvermittlung estnischer, lettischer und litauischer Perspektiven durch Deutsche in Deutschland zu "verdanken", dass diese eigene Perspektive der Esten, Letten und Litauer so schlecht vermittelt wird!
Frau Fielenbach reiht sich da ein. Unfreiwillig? Angeblich konnte keiner der Befragten die "baltischen Hauptstädte" nennen. Zitat Fielenbach: "Die beiden anderen baltischen Hauptstädte, Reval (Estland) und Wilna (Litauen), nannte mir hingegen nur mein Freund, der sich aber auch liebend gern mit Landkarten beschäftigt und somit nicht ganz repräsentativ ist." Liebe Frau Fielenbach: Haben Sie tatsächlich Deutsche nach "Reval" befragt, ohne zu erklären dass Tallinn gemeint ist? Und warum benennen Sie Vilnius mit seiner polnischen Bezeichnung? Und welche Art Landkarten hat Ihr Freund da wohl zu Rate gezogen?
Da müssen wir uns doch Sorgen um solche "Kulturvermittler" machen! Warum steht so etwas auf den Internetseiten der Deutschen Botschaft, und nicht im Lehrbuch: "Wie Sie garantiert Mißverständnisse erzeugen?"
Immerhin stellt auch Frau Fielenbach noch fest, dass "die baltischen Staaten ... sich auf dem Weg zur EU-Osterweiterung stark gewandelt" haben. Ein Schüler, der gerade frisch die Länder im Erdkundeunterricht durchgenommen hatte, konnte ihr dann doch Antworten geben. Aber - aufgepaßt, Frau Fielenbach - wovon sprach dieser Schüler die ganze Zeit? Von Litauen! (vergessen Sie also besser das "Baltikum" und die damit verbundenen Mythen ...)
Wo kommen solche Mißverständnisse her?
Über Frau Fielenbach und ihre möglichen eigenen "Baltikum"-Erfahrungen ist leider wenig bekannt. Im Internet läßt sich lediglich nachlesen, dass sie sich im Jahr 2000 in Griechenland aufgehalten hat, im Zusammenhang mit der Arbeit eines "Instituts für angewandte Pädagogik" in Apolda. Als "Auftraggeber" ihrer Befragung steht die "Internationalen Medienhilfe", die im praktischen Sinne leider sehr wenigen Medien "hilft", mit einer Ausnahme: für Publikationen deutscher Minderheiten im Ausland. So kommt zum Beispiel die Unterstützung der "Baltischen Rundschau" zustande, deren Mitarbeiter- und Trägerkreis sich weitgehend aus Kreisen deutscher Minderheitengruppen in Litauen rekrutiert.
Leider ist die Vermittlung von estnischen, lettischen und litauischen Perspektiven in Deutschland äußerst schwach ausgeprägt. VHS-Veranstaltungen, im Schnellverfahren von Honorarkräften kurzfristig angeboten, helfen da ebenso wenig wie private Diavorträge im Vereinsrahmen. Gute Bildungsangebote, die sich der normal verdienende (und immer mehr von Arbeitslosigkeit bedrohte) Deutsche leisten kann, gibt es kaum. Studentische Projekte bleiben meist im universtitären Elfenbeinturm, oder man plaziert entsprechende Veranstaltungen viel zu oft ins Hauptstadt-Berlin, wo dann (wegen der Vielzahl des gesamten Angebots dort) nur 5 bis 10 Besucher erscheinen.
Die Landeszentrale für politische Bildung in Bremen antwortete vor kurzem auf ein Angebot, Veranstaltungen zu Estland, Lettland und Litauen in Kooperation zu veranstalten, sinngemäß so: "Aufgrund unserer schwierigen Haushaltslage können wir nichts machen, was Geld kostet." ("Haushaltstopp" nennt sich das in der "Fachsprache")
Ja, woher soll denn dann das steigende Bewußtsein für ein gemeinsames Europa kommen?
Warum nach "Baltikum" suchen, wenn man Estland, Lettland und Litauen finden kann?
Einiges der im Bericht von Frau Fielenbach dargestellten Ergebnisse läßt überraschen: allerdings nicht wegen der Ergebnisse, sondern wegen der merkwürdigen Fragen. "Was weißt Du über's Baltikum?" Mit dieser Frage überfiel Fielenbach ihre Freunde und Bekannten, und berichtet erstaunt, dass diese erst dann Kenntnisse hervorkramten, als die Bezeichnungen der Länder (also Estland, Lettland, Litauen) hinzugefügt wurden. Aber wen wundert das, und wen erfreut es? Die alten Deutschbalten mag es enttäuschen, die immer noch ganze Vortragsreisen unter dem Motto "Die Deutschen und das Baltikum" gestalten. Die junge Generation, die als erste deutsche Generation seit Jahrhunderten (!) endlich mal zu lernen die Chance hat, dass dort in der Region eben Esten, Letten und Litauer wohnen, wohl eher nicht.
Selbst wenn mit "Baltikum" die Besinnung auf alte Traditionen gemeint sein sollte, dann sind alle drei Länder eben doch sehr unterschiedlich, und Litauen hatte zum Beispiel gar keine Dominierung durch eine deutsche Oberschicht. Und auch die Esten werden wohl die ersten sein, die sich lieber als "nordisch" denn als "baltisch" bezeichnen, und somit vom "Baltikum" überhaupt nicht mehr reden werden.
Vermittlung veralteter Perspektiven? Oder die "deutsche Brille" nicht abgesetzt?
Es ist ganz allein der schlechten Berichterstattung und Kulturvermittlung estnischer, lettischer und litauischer Perspektiven durch Deutsche in Deutschland zu "verdanken", dass diese eigene Perspektive der Esten, Letten und Litauer so schlecht vermittelt wird!
Frau Fielenbach reiht sich da ein. Unfreiwillig? Angeblich konnte keiner der Befragten die "baltischen Hauptstädte" nennen. Zitat Fielenbach: "Die beiden anderen baltischen Hauptstädte, Reval (Estland) und Wilna (Litauen), nannte mir hingegen nur mein Freund, der sich aber auch liebend gern mit Landkarten beschäftigt und somit nicht ganz repräsentativ ist." Liebe Frau Fielenbach: Haben Sie tatsächlich Deutsche nach "Reval" befragt, ohne zu erklären dass Tallinn gemeint ist? Und warum benennen Sie Vilnius mit seiner polnischen Bezeichnung? Und welche Art Landkarten hat Ihr Freund da wohl zu Rate gezogen?
Da müssen wir uns doch Sorgen um solche "Kulturvermittler" machen! Warum steht so etwas auf den Internetseiten der Deutschen Botschaft, und nicht im Lehrbuch: "Wie Sie garantiert Mißverständnisse erzeugen?"
Immerhin stellt auch Frau Fielenbach noch fest, dass "die baltischen Staaten ... sich auf dem Weg zur EU-Osterweiterung stark gewandelt" haben. Ein Schüler, der gerade frisch die Länder im Erdkundeunterricht durchgenommen hatte, konnte ihr dann doch Antworten geben. Aber - aufgepaßt, Frau Fielenbach - wovon sprach dieser Schüler die ganze Zeit? Von Litauen! (vergessen Sie also besser das "Baltikum" und die damit verbundenen Mythen ...)
Wo kommen solche Mißverständnisse her?
Über Frau Fielenbach und ihre möglichen eigenen "Baltikum"-Erfahrungen ist leider wenig bekannt. Im Internet läßt sich lediglich nachlesen, dass sie sich im Jahr 2000 in Griechenland aufgehalten hat, im Zusammenhang mit der Arbeit eines "Instituts für angewandte Pädagogik" in Apolda. Als "Auftraggeber" ihrer Befragung steht die "Internationalen Medienhilfe", die im praktischen Sinne leider sehr wenigen Medien "hilft", mit einer Ausnahme: für Publikationen deutscher Minderheiten im Ausland. So kommt zum Beispiel die Unterstützung der "Baltischen Rundschau" zustande, deren Mitarbeiter- und Trägerkreis sich weitgehend aus Kreisen deutscher Minderheitengruppen in Litauen rekrutiert.
Leider ist die Vermittlung von estnischen, lettischen und litauischen Perspektiven in Deutschland äußerst schwach ausgeprägt. VHS-Veranstaltungen, im Schnellverfahren von Honorarkräften kurzfristig angeboten, helfen da ebenso wenig wie private Diavorträge im Vereinsrahmen. Gute Bildungsangebote, die sich der normal verdienende (und immer mehr von Arbeitslosigkeit bedrohte) Deutsche leisten kann, gibt es kaum. Studentische Projekte bleiben meist im universtitären Elfenbeinturm, oder man plaziert entsprechende Veranstaltungen viel zu oft ins Hauptstadt-Berlin, wo dann (wegen der Vielzahl des gesamten Angebots dort) nur 5 bis 10 Besucher erscheinen.
Die Landeszentrale für politische Bildung in Bremen antwortete vor kurzem auf ein Angebot, Veranstaltungen zu Estland, Lettland und Litauen in Kooperation zu veranstalten, sinngemäß so: "Aufgrund unserer schwierigen Haushaltslage können wir nichts machen, was Geld kostet." ("Haushaltstopp" nennt sich das in der "Fachsprache")
Ja, woher soll denn dann das steigende Bewußtsein für ein gemeinsames Europa kommen?
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Montag, Februar 13, 2006
Goldenes Olympiamärchen
Ein paar Sätze dürfen wir ja noch verlieren zum estnischen Erfolgstag. Nach 26 estnischen Meisterschaften, etlichen Weltcupsiegen und Weltmeister- schaftsmedaillen jetzt also noch der erste Olympiasieg bei den Winterspielen 2006 für Estland!
Es war das erste Olympiagold für eine estnische Frau überhaupt. Einige Konkurrenten zeigten sich am Tage der Entscheidung nicht ganz topfit: die favorisierte Norwegerin Margit Björgen ebenso nicht wie die deutsche Hoffnung Claudia Künzel. Dazu überraschen uns deutsche Medien mit familiären Kenntnissen: Der Zwillingsbruder von Künzels Mann soll, wie es die FAZ weiß, mit der Schwester von Kristina Smigun liiert sein. "Wenigstens bleibt der Sieg in der Familie", soll Künzel laut FAZ geäußert haben.
Auch andere zeigen schnelle Reaktion: die estnische wie auch die deutsche Fassung der Wikipeda Seite zu Smigun wurde schon wenige Stunden nach ihren Olympiasieg nachgebessert und aktualisiert, und bei Ebay stehen bereits "Autogramme der Olympiasiegerin 2006" zur Versteigerung.
Kristina Smigun feiert am 23.Februar ihren 29. Geburtstag. Sie war mehrfach Estlands Sportlerin des Jahres, ist geboren in Tartu und lebt heute in Estlands Winterhochburg Otepää.
"Estland hat eine neue Nationalheldin", schreibt der österreichische KURIER zurecht. Die Esten wussten das schon seit langem: "Smigun, die Schneekönigin" so wirbt das estnische Außenministerium mit der sportlichen Imageträgerin.
Es war das erste Olympiagold für eine estnische Frau überhaupt. Einige Konkurrenten zeigten sich am Tage der Entscheidung nicht ganz topfit: die favorisierte Norwegerin Margit Björgen ebenso nicht wie die deutsche Hoffnung Claudia Künzel. Dazu überraschen uns deutsche Medien mit familiären Kenntnissen: Der Zwillingsbruder von Künzels Mann soll, wie es die FAZ weiß, mit der Schwester von Kristina Smigun liiert sein. "Wenigstens bleibt der Sieg in der Familie", soll Künzel laut FAZ geäußert haben.
Auch andere zeigen schnelle Reaktion: die estnische wie auch die deutsche Fassung der Wikipeda Seite zu Smigun wurde schon wenige Stunden nach ihren Olympiasieg nachgebessert und aktualisiert, und bei Ebay stehen bereits "Autogramme der Olympiasiegerin 2006" zur Versteigerung.
Kristina Smigun feiert am 23.Februar ihren 29. Geburtstag. Sie war mehrfach Estlands Sportlerin des Jahres, ist geboren in Tartu und lebt heute in Estlands Winterhochburg Otepää.
"Estland hat eine neue Nationalheldin", schreibt der österreichische KURIER zurecht. Die Esten wussten das schon seit langem: "Smigun, die Schneekönigin" so wirbt das estnische Außenministerium mit der sportlichen Imageträgerin.
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Sonntag, Februar 12, 2006
Tubli - estnisches Wort des Tages
Warum?
Deswegen (aus www.delfi.ee):
Das ist ein Ausschnitt aus dem Kommentarbereich des Nachrichtenportals Delfi.
Kristina Smigun hat eine Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen für Estland gewonnen, im Skilanglauf 15 km.
Tubli wird heute das meistbenutzte Wort sein, wenn es um diesen Erfolg geht und bedeutet: Gut! Großartig!
Wer etwas von der estnischen Begeisterung für den Wintersport mitbekommen möchte , hier bei ETV, die Videoklipid-leiste suchen und 'Kristina Smiguni kuldne finis' anklicken.
Gestern gab es einen Hellseher im Eurosport Forum mit seiner Vorhersage:
Deswegen (aus www.delfi.ee):
Super !, 12.02.2006 11:46
Super! Tubli!
m, 12.02.2006 11:46
juhuuuuuuuuu!!!!! jessssssss!!!!!!!
:D
allboxing.ru, 12.02.2006 11:46
TUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUBLI KIKU !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
!!!!!!!!!!!!
Horse, karifs@inbox.lv, 12.02.2006 11:46
Congratulations from Latvia!!!
Das ist ein Ausschnitt aus dem Kommentarbereich des Nachrichtenportals Delfi.
Kristina Smigun hat eine Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen für Estland gewonnen, im Skilanglauf 15 km.
Tubli wird heute das meistbenutzte Wort sein, wenn es um diesen Erfolg geht und bedeutet: Gut! Großartig!
Wer etwas von der estnischen Begeisterung für den Wintersport mitbekommen möchte , hier bei ETV, die Videoklipid-leiste suchen und 'Kristina Smiguni kuldne finis' anklicken.
Gestern gab es einen Hellseher im Eurosport Forum mit seiner Vorhersage:
So all estonians hope,she has some luck going her way in these olympics.
p.s. i think the winner in the 7,5+7,5 km will be kristina smigun naturally with neumanova being second and scott in third....
KEEP UP THE GOOD WORK IN EUROSPORT AND TRY TO TALK MORE ABOUT THE LESSER NATIONS LIKE ESTONIA!!!
Rain from Tallinn
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Donnerstag, Februar 09, 2006
Finnen in Tallinn: Jagd nach Alkohol, Süßigkeiten, Zigaretten?
Finnische Tagestouristen waren schon seit Jahren die eifrigsten Tallinn-Besucher: schon zu Zeiten der Sowjetunion war eine Tagestour von Helsinki hinüber in die nur 80km entfernte estnische Hauptstadt attraktiv. Nach 1991 fielen alle Hemmungen: Billiger Wodka, ja sogar die im Nachbarland Estland günstiger erhältlichen einheimischen finnischen Produkte waren Objekte der Kauflust. Auf den vielen Fährschiffen zwischen Helsinki und Tallinn waren 90% finnische Touristen keine Seltenheit. Das hatte sogar Steuererleichterungen in Finnland zur Folge, um die neue Mobilität der Konsumenten etwas zu bremsen.
Nun hat das estnische Statistikinstitut EMOR die Kauflust der Finnen in Tallinn einmal genauer untersucht. Die Untersuchung wurde im Dezember 2004 durchgeführt, also zu einer Jahreszeit, in der zudem viele noch auf der Suche nach Geschenken für die Lieben daheim unterwegs sind. Eine Befragung unter 500 finnischen Gästen ergab, dass die Mehrheit von 67% so etwa ein bis zweimal im halben Jahr zu einem Kurzeinkauf nach Tallinn aufbrechen. Nur 2% der Befragten waren zum erstem mal da. 78% der Gäste kaufen Alkohol, je 40% gaben Kleidung oder Süßigkeiten als bevorzugte Waren an, 39& Tabak oder Zigaretten und 23% sogar medizinische Artikel oder Optikwaren.
Inzwischen führen die Esten diese Marktuntersuchung zweimal pro Jahr durch.
Auch ohne offizielle Umfragen bilden sich andere Gäste in Tallinn ihre Meinung zu den Finnen. Da erzählt Ina in ihrem Tallinn-Blog, gerade in der Oper seien Finnen häufig anzutreffen - was ihr angeblich kulturloses Gehabe vielleicht etwas aufwertet?
Studenten des Geografischen Instituts der Uni Kiel hingegen bestätigen in ihrem Projektbericht, dass finnische Touristen überwiegend aus "konsumorientierten Motiven" nach Tallinn kommen. Nun gut, auch ein preisgünstiger Opernbesuch mag ja "konsumorientiert" sein. Genau dieselbe Fomuulierung verwendet ein Architekturstudent in seinem "New Towns" Blog (dieselben Quellen?).
Der "FALTER", eine Zeitschrift aus dem österreichischen Alpenlande, formulierte 2003 im Abschnitt "die liebe Familie": "Devisen bringen jedes Wochenende finnische Touristen, die sich mit billigem estnischen Fusel besaufen." (hier war wohl eher die plastische Ausdrucksweise gefragt...)
Eine Serviceseite der POSTBANK zitiert einen Beitrag des Manager-Magazins zu Estland mit der Headline: "Land, Leute und finnische Touristen." Nun, stören sie denn nun, die Finnen? Der Verfasser dieses Beitrags glänzt zunächst mal nicht mit tollen Aussagen: "Im Süden hat Lettland eine weitgehend trockene Grenze zu Lettland." (vielleicht doch selbst vom Fusel genascht? Und was meint er genau mit "trocken"?) Zitiert wird dann aber der Reiseführer aus der Marco-Polo Reihe mit der Aussage: "Finnen sind in Estland selten nüchtern anzutreffen." Na, da haben wir es ja wieder. Es folgen aber Steuertricks für Investoren in estnische Kapitalgesellschaften - das funktioniert scheinbar auch im lockeren Plauderton.
Esten sind unfreundlich, eigensinnig, und ohne Ideale - so beschreibt es die Deutsche Pferdeliebhaberin Ute Wohlrab auf ihrer Internetseite. Eine weiter ungenannt bleibende "Sandra" pflichtet ihr bei: "ohne Auslandsinvestoren und finnische Touristen würde hier gar nichts passieren." Na, da wird den angeblich so haltlosen Säufern doch mal ein Denkmal gesetzt! (ob Sandra ebenfalls in Estland lebt, wird leider nicht verraten)
Schließlich bietet uns noch "Alex auf Weltreise" ein akutelles Foto, aufgenommen kurz nach dem Beitritt Estlands zur EU, untertitelt mit "estnische und finnische Touristen". Na, können Sie erkennen, wer da mehr torkelt? (siehe Foto oben)
Liebe Leserinnen und Leser: und was machen eigentlich die deutschen Touristen so in Tallinn?
Nun hat das estnische Statistikinstitut EMOR die Kauflust der Finnen in Tallinn einmal genauer untersucht. Die Untersuchung wurde im Dezember 2004 durchgeführt, also zu einer Jahreszeit, in der zudem viele noch auf der Suche nach Geschenken für die Lieben daheim unterwegs sind. Eine Befragung unter 500 finnischen Gästen ergab, dass die Mehrheit von 67% so etwa ein bis zweimal im halben Jahr zu einem Kurzeinkauf nach Tallinn aufbrechen. Nur 2% der Befragten waren zum erstem mal da. 78% der Gäste kaufen Alkohol, je 40% gaben Kleidung oder Süßigkeiten als bevorzugte Waren an, 39& Tabak oder Zigaretten und 23% sogar medizinische Artikel oder Optikwaren.
Inzwischen führen die Esten diese Marktuntersuchung zweimal pro Jahr durch.
Auch ohne offizielle Umfragen bilden sich andere Gäste in Tallinn ihre Meinung zu den Finnen. Da erzählt Ina in ihrem Tallinn-Blog, gerade in der Oper seien Finnen häufig anzutreffen - was ihr angeblich kulturloses Gehabe vielleicht etwas aufwertet?
Studenten des Geografischen Instituts der Uni Kiel hingegen bestätigen in ihrem Projektbericht, dass finnische Touristen überwiegend aus "konsumorientierten Motiven" nach Tallinn kommen. Nun gut, auch ein preisgünstiger Opernbesuch mag ja "konsumorientiert" sein. Genau dieselbe Fomuulierung verwendet ein Architekturstudent in seinem "New Towns" Blog (dieselben Quellen?).
Der "FALTER", eine Zeitschrift aus dem österreichischen Alpenlande, formulierte 2003 im Abschnitt "die liebe Familie": "Devisen bringen jedes Wochenende finnische Touristen, die sich mit billigem estnischen Fusel besaufen." (hier war wohl eher die plastische Ausdrucksweise gefragt...)
Eine Serviceseite der POSTBANK zitiert einen Beitrag des Manager-Magazins zu Estland mit der Headline: "Land, Leute und finnische Touristen." Nun, stören sie denn nun, die Finnen? Der Verfasser dieses Beitrags glänzt zunächst mal nicht mit tollen Aussagen: "Im Süden hat Lettland eine weitgehend trockene Grenze zu Lettland." (vielleicht doch selbst vom Fusel genascht? Und was meint er genau mit "trocken"?) Zitiert wird dann aber der Reiseführer aus der Marco-Polo Reihe mit der Aussage: "Finnen sind in Estland selten nüchtern anzutreffen." Na, da haben wir es ja wieder. Es folgen aber Steuertricks für Investoren in estnische Kapitalgesellschaften - das funktioniert scheinbar auch im lockeren Plauderton.
Esten sind unfreundlich, eigensinnig, und ohne Ideale - so beschreibt es die Deutsche Pferdeliebhaberin Ute Wohlrab auf ihrer Internetseite. Eine weiter ungenannt bleibende "Sandra" pflichtet ihr bei: "ohne Auslandsinvestoren und finnische Touristen würde hier gar nichts passieren." Na, da wird den angeblich so haltlosen Säufern doch mal ein Denkmal gesetzt! (ob Sandra ebenfalls in Estland lebt, wird leider nicht verraten)
Schließlich bietet uns noch "Alex auf Weltreise" ein akutelles Foto, aufgenommen kurz nach dem Beitritt Estlands zur EU, untertitelt mit "estnische und finnische Touristen". Na, können Sie erkennen, wer da mehr torkelt? (siehe Foto oben)
Liebe Leserinnen und Leser: und was machen eigentlich die deutschen Touristen so in Tallinn?
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Tourismus
Nachtrag zu den Reisenotizen aus Estland
Peter bemerkt in seinem Weblog Ich bin Papst:
"War mal im Museum der estnischen Geschichte, und habe ein bisschen besser verstanden, was die Esten ueberhaupt sind - ein kleines Voelkchen, dass kaum einmal einen eigenen Staat hatte, sondern seine Erfahrungen mit Deutschen und Russen sammelte. Neulich habe ich mit meinem Petersburger Geschichtslehrer noch eine Diskussion darueber gefuehrt, ob die estnische Staatengruendung nicht eigentlich etwas voellig Kuenstliches sei. Er meinte, dass es dabei allein um die Machtinteressen der lokalen Eliten gegangen sei. Das sehe ich nicht so."
Die Vergangenheit veblasst. Dass einmal die Deutschen über den längeren Zeitraum das Sagen hatten in Estland, gehört anscheinend nicht mehr zum Allgemeinwissen.
Aber in Estland ist man sich dieser Zeit immer noch bewusst. Hier ein Foto und ein Ausschnitt daraus, von der deutschen Ordensritterburg in Rakvere (Sommer 2003). Das Ziel des Bogenschützen im Foto-Detail, ein Ordensritter.
Sonntag, Februar 05, 2006
Auf Durchreise von St.Petersburg über Tallinn
Hier ein seltener Perspektivenwechsel. Als Deutscher, der zum ersten Mal von Russland aus nach Estland kommt, für einen Zwischenstopp. Die Eindrücke zusammengefasst in diesem Post bei "Ich bin Papst".
Mittwoch, Februar 01, 2006
Herderpreis zum letzten Mal - 2006 auch an eine Estin
Fünf süd- und osteuropäische KünstlerInnen und WissenschafterInnen erhalten die von der Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. (Hamburg) gestifteten Herder-Preise 2006, darunter auch die estnische Schriftstellerin Ene Mihkelson.
Wie die Stiftung mitteilte, geht die jeweils mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnungen an Personen, die einen besonderen Beitrag zur europäischen Kulturlandschaft geleistet haben (Schwäbische Zeitung). Überreicht werden die Preise am 6. Mai an der Universität Wien.
Mit dem Preis ist auch ein Stipendium für ein Studienjahr an einer Wiener Universität verbunden, das auf Vorschlag jedes Preisträgers einer begabten Nachwuchskraft aus dem gleichen Land zuerkannt wird.
Die Alfred-Töpfer-Stiftung schreibt zur Person Ene Mihkelson: "ihr poetisches Programm – „Schreiben ist die Wunde am weißen Körper aus Papier“ – ist von schmerzhafter Intensität und stellt sich den katastrophischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts ebenso wie den Herausforderungen der Zukunft."
Die 1944 in Imavere geborene Ene Mihkelson studierte Literatur an der Universität Tartu, arbeitete dann kurzeitig als Lehrerin, danach als Wissenschaftlerin im estnischen Literaturmuseum. Die größte Zeit ihres Lebens, so drückt es das estnische Institut aus, verbrachte Mihkelson aber als freie Autiorin in Tartu. Bisher veröffentlichte sie 9 Gedichtbände und vier Romane, darunter „Die Pein des Namens" (1995), und einen Erzählband „Des Todes Geburtstag" (1996). Auf Deutsch sind ausgewählte Gedichte in dem Band „Das Leben ist noch neu. Zehn estnische Autoren" (1992) erschienen.
Auf Grund einer "Neustrukturierung des Stiftungsprogramms" werden die Herder-Preise in diesem Jahr zum letzten Mal vergeben.
Wie die Stiftung mitteilte, geht die jeweils mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnungen an Personen, die einen besonderen Beitrag zur europäischen Kulturlandschaft geleistet haben (Schwäbische Zeitung). Überreicht werden die Preise am 6. Mai an der Universität Wien.
Mit dem Preis ist auch ein Stipendium für ein Studienjahr an einer Wiener Universität verbunden, das auf Vorschlag jedes Preisträgers einer begabten Nachwuchskraft aus dem gleichen Land zuerkannt wird.
Die Alfred-Töpfer-Stiftung schreibt zur Person Ene Mihkelson: "ihr poetisches Programm – „Schreiben ist die Wunde am weißen Körper aus Papier“ – ist von schmerzhafter Intensität und stellt sich den katastrophischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts ebenso wie den Herausforderungen der Zukunft."
Die 1944 in Imavere geborene Ene Mihkelson studierte Literatur an der Universität Tartu, arbeitete dann kurzeitig als Lehrerin, danach als Wissenschaftlerin im estnischen Literaturmuseum. Die größte Zeit ihres Lebens, so drückt es das estnische Institut aus, verbrachte Mihkelson aber als freie Autiorin in Tartu. Bisher veröffentlichte sie 9 Gedichtbände und vier Romane, darunter „Die Pein des Namens" (1995), und einen Erzählband „Des Todes Geburtstag" (1996). Auf Deutsch sind ausgewählte Gedichte in dem Band „Das Leben ist noch neu. Zehn estnische Autoren" (1992) erschienen.
Auf Grund einer "Neustrukturierung des Stiftungsprogramms" werden die Herder-Preise in diesem Jahr zum letzten Mal vergeben.
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