Über ein ganz spezielles Beispiel östereichischer Farbenlehre berichtet die Zeitung DER STANDARD am 12. Januar 2006. Rem Kolhaas aus den Niederlanden war als "Stararchitekt" aus den Niederlanden verpflichtet worden, um die gegenwärtige EU-Präsidentschaft Österreichs marktgerecht der Presse darzustellen. Dazu hatte Kohlhaas einen Entwurf nach Art eines "Strichcodes" gemacht, in dem er die Farben aller EU-Nationalflaggen zusammenfassen wollte.
Bei diesem hochbezahlten Versuch eines Designfachmanns scheint einiges schief gegangen zu sein. Leidtragend war zunächst einmal vor allem die Nationalflagge Estlands, deren Farbfolge in genau auf dem Kopf stehender Reihenfolge verwendet wurde. Wie der Autor des Beitrags richtig bemerkt, übernimmt auch die Webseite www.zukunfteuropa.at die durcheinandergekommenen Nationalfarben kurzerhand in ihre Vorstellung des Landes Estland.
Die Autorin des STANDARD-Beitrags fragte gleich auch bei der estnischen Botschaft in Wien an. "Wir nehmen das nicht persönlich," soll da die ganz gelassene Antwort gewesen sein, "schließlich soll es sich ja um ein Kunstwerk handeln, das verstehen wir." - Verstehen tun die Esten dabei wohl in erster Linie die Kunst der Diplomatie, denn wer könnte schon die eigene Kampagne in Geld aufwiegen, wenn im Ergebnis mal wieder alle von Estland reden?
Die Vertretung Österreichs bei der EU in Brüssel dagegen schiebt die Schuld eifrig von sich: "Das ist Herrn Kolhaas passiert, der hat das Urheberrecht."
Über so "coole" Stellungnahmen wird dann auch gleich im Leserforum des STANDARD weiterdiskutiert. Da geht es von "coole Typen, die Esten", bis zum nicht ganz ernst gemeinten "hoffentlich erklären sie uns nicht den Krieg." Dennoch bekommen die Diskutanten auch politische Sorgen, angesichts der Stolperer bei der Präsidentschaftskampagne Österreichs. Eine Präsidentschaft sei eben keine "Schnackerlangelegenheit", meint da einer (ob das die Esten wohl verstehen?), und ein anderer bemerkt sorgenvoll "huu, was hätten unsere politiker gebrüllt, wäre das österreichische Wappen irgendwie verunstaltet worden...". Aber auch der Designkünstler kriegt sein Fett weg: "wenn ein dillo nicht mal ein grafikprogramm richtig bedienen kann und weiteren dillos das nicht mal auffällt...muß eine arge freunderlpartie sein..."
Andere versuchen dazuzulernen: "Kommt der EU-Kommissar mit dem oagen schnautzer nicht aus Estland?" (alles Originalzitate, keine Schreibfehler....).
Auch ein "symbolisches Versöhnungskonzept wird von den "Standard"-Lesern angeboten: "Ich empfehle zur Wiedergutmachung einen Ein-Wöchigen Estland-Schwerpunkt auf www.zukunfteuropa.at und estnisches Essen & Folklore auf dem nächsten EU-Gipfel. Oder so... "
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