„moevenort“ kommentierte den Beitrag über die Zufriedenheit der Esten mit ihrer Regierung wie folgt: „Was soll denn diese Schönfärberei? unkritischer geht es wohl nicht mehr?“ April 04, 2010 2:45 PM
Es handelt sich bei erwähnten Zahlen um das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Turu Uuringute AS, welche von der Tageszeitung Postimees zitiert wurde.
Jüngst hatte ein Geschäftsmann in einem Gespräch mit derselben Zeitung erklärt, er zöge den Hut vor Andrus Ansip, während der Bürgermeister von Tallinn, Edgars Savisaar, süffisant meinte, er sehe Ansip eher als guten Bürgermeister von Tartu. Ansip war vor etlichen Jahren Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Estlands.
Die Politologin der Tallinner Universität, Anu Toots, wies auf die Besonderheit der langem Amtszeit hin. Ansip feierte kürzlich sei fünftes Jubiläum im Amt. Freilich hat er dabei nicht immer die gleiche Koalition geleitet und zwischendurch sogar mit Savisaar regiert. Toots hält es trotzdem nicht für ausgeschlossen, daß sich Ansip noch weitere fünf Jahre im Amt hält. Für Toots ist es die größte Leistung des Regierungschefs, im Rahmen der Krise Schlimmeres von Estland abzuwenden. Ein Blick nach Süden über die Grenze genügt, wie es auch hätte laufen können.
ich bleibe bei meinem Kommentar, es handelt sich um Schönfärberei und nichts anderes. Ich bin selbst Politikwissenschaftler, weiss also sehr genau wie solche Umfragen zustande kommen Ganz wesentlich dabei ist die Art der Fragen, die gestellt werden gestellt bzw. nicht gestellt werden. Das ist in Deutschland nicht anders als in Estland. Inbesondere die angebliche Zustimmung zur Amtsführung von Politikern gleicht eher einem Blick in die Glaskugel als empirischer Wissenschaft. Oder provokanter formuliert: man schafft sich durch die Art der Fragestellung die Realität, die man gerne hätte. Das zum einen. Zum anderen hab ich zwei Jahre in Estland gelebt und gearbeitet, weiss also durchaus wie in wirtschaftlicher Hinsicht dort aussieht. Meine Prognose dürfte allerdings kaum gefallen. Es gibt nicht wenige Länder, die es selbst in der gegenwärtigen Krise nicht fertig gebracht haben, genau die Ideologie zu hinterfragen, die diese Krise verursacht hat. In Europa sind das nur die baltischen Staaten mit Estland an der Spitze. Es gibt glaube ich kaum ein Land in Europa wo neoliberale Ideoolgie so tief in die Köpfe der Menschen gelangt ist, dass sie sich selbst in ihrer Fantasie keinerlei wirtschaftspolitische Alternativen mehr vorstellen können. Damit jedoch wird aus der wirtschaftlichen Krise auch eine gesellschaftliche Krise. Es gibt in diesem Land keinerlei intellektuelles Poential mehr, was in der Lage wäre, mit jetzigen Krise umzugehen, zu anlysieren was dazu geführt hat bzw. Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Denn alles was man 20 Jahre lang in Estland getan hat war (wie kleine Kinder, so kam es mir manchmal vor) einer neuen Ideologie zu folgen (diesmal der neoliberalen) und eifrig das nachzuplappern, was in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Kreisen von Bankern, Analysten und politisch Verantwortlichen so en vogue war Die Folgen sind desatströs und ich bin mir nicht sicher ob das den Verantwortlichen überhaupt so wirklich klar geworden ist bzw. man sich nicht immer noch in Schönfärberei übt. Was Estland erlebte war ein auf kreditfinanzieren privatem Konsum basierendes Blasenwachstum ohne Produktion, ohne wirtschaftliche Basis und erst recht ohne sozialen Ausgleich. nicht mehr und nicht weniger Bislang hat sich daran nichts geändert, ganz im Gegenteil. Und ehrlich gesagt ist der politischen Elite Estlands so wie ich sie kennengelernt habe auch nicht zuzutrauen, dass sie in naher und mittlerer Zukunft auch nur irgendetwas daran ändern wird. So weit die Realität. so schnell vergessen? nötig wäre in Estland jetz eigentlich vor allem eins: Hinterfragen, kritisch nachdenken, entwickeln neuen Ideen. - nur leider sieht man nichts davon. Ganz im Gegenteil,was man sieht ist die die geistige Leere in einem Land, das so weitermacht als ob nichts passiert werde, das darauf spekuliert, dass ja alles nicht so schlimm sei, das alles Ernstes davon ausgeht, man könne nach der Krise exakt so weitermachen wie vorher. Diese geistige Leere ztu sehen ist traurig. anderererseits: woher soll das Nachdenken auch in einem Land kommen, dass in seinen Schulen und Universitäten nicht den geringsten Wert legt, seiner Jugend selbständiges Denken beizubringen? ? Worauf in der vergangenen Jahren Wert gelegt wurde, war stattdessen nachzubeten, nachzuplappern, Sprechblasen wiederzugeben. Kein Wunder also, dass den politisch Verantwortlichen in Estland wahrscheinlich gar nichts übrig bleibt als einfach weiterzumachen wie bisher und zu hoffen, dass es schon irgendwie gut gehen wird. Strategie sieht glaub ich anders aus. Was nun die vielgelobte Euro Einführung angeht: Ich hatte in diesem Blog hier ja eh wenig Hoffnung, dass man auch diesen Punkt einmal hinterfragen könnte, aber die einseitige art der Darstellung hier hat selbst mich ein wenig überrascht. Vielleicht sollte man auch hier ein klein wenig weniger nachplappern und sich ein bischen mehr selbst Gedanken machen. Was nämlich unerwähnt bleibt ist, dass es nicht zu wenige Wirtschaftswissenschaftler gibt, die genau in dieser Euro -Einführung ein zusätzliches Problem für Estland sehen.
AntwortenLöschenna ja, danke für die energische Meinungäusserung. :-)
AntwortenLöschenIch glaube, worauf der Beitrag zunächst mal hinweisen wollte, war der Unterschied zwischen Estland und Lettland. Lettische Umfragen (wie auch immer sie zustande kommen, im Zweifelsfall mit der sogenannten "Sonntagsfrage") weisen ein starkes Misstrauen gegenüber den gegenwärtig Regierungen auf - in Estland haben Umfragen offenbar momentan andere Ergebnisse.
Allerdings bringt diese oberflächlich andere Einstellung auch in LV nur wenig tiefer gehende Kritik mit sich, die hier zurecht angemahnt wird. Denn nur wenige ziehen sich den Schuh dann auch an, und helfen per selbstbewusster Meinungsäusserung und politischem Engagment mit, die Lage zu ändern oder in eine andere Richtung zu bewegen. Schimpfen auf die Regierung ist populär, aber sich nicht einfach vom politischen Geschehen distanzieren sondern mitmachen - das tun nur wenige. Pauschales Schimpfen von Deutschen über angeblich "estnische Verhältnisse" oder gar "Ossis" möchten wir uns hier aber genauso wenig anschließen.
In sofern sind aber der Blogbeitrag und darüber hinaus gehende Diskussionen zwei verschiedene Dinge.
Übrigens gelten für diesen Blog ganz ähnliche Voraussetzungen wie sie hier scheinbar eingefordert werden: wer nicht nur oberflächlich chatten möchte, anonym Leute anmachen oder lange ideologische Vorträge halten möchte, ist herzlich zu eigenen Beiträgen eingeladen. Einfach mit uns Kontakt aufnehmen!
Kritik an einseitig neoliberaler Ausrichtung finde ich berechtigt - aber sind alle, die nicht gleichzeitig für die Vergesellschaftung von Banken oder für die Re-Aktivierung falscher sozialistischer Versprechungen eintreten auch gleich "unkritisch"?
AntwortenLöschenDa hätte ich doch gern mal ein paar eigene Argumente gelesen, nicht nur das Zitieren von angeblich klugen Professoren ...
Unbestritten aber bleibt (ich denke, auch in diesem Blog war das bisher so): das Überleben sowohl in Estland wie auch in Lettland ist für normale Menschen gegenwärtig alles andere als leicht ...
moevenort ist der Ansicht, daß Anu Toots Andrus Ansip nicht gut finden darf. Echte Sozialwissenschaft.
AntwortenLöschenIch habe mir heute Morgen die Mühe gemacht, den Kommentar zu überfliegen. Wirklich lesen ging nicht, sorry, der Text ist viel zu wenig strukturiert. Vorweg sei mal erwähnt, daß der vom Kommentator bereits zwei Mal wegen unkritischer Beiträge kritisierte Autor nicht nur zwei, sondern drei Jahre selbst in Estland gelebt hat und seither von Lettland aus seit mehr als zehn Jahren regelmäßig in Estland ist!
AntwortenLöschenDer Kommentator ist selbst Politikwissenschaftler, na schön. Dann aber erwarte ich mehr als verschwörungstheoretisches Niedermachen der Demoskopie. Daß Umfrageergebnisse von der Fragestellung abhängen, ist trivial. Politiker auf einer Skala quasi mit Schulnoten zu bewerten, ist allerdings schwer manipulierbar. Sollte der Kommentator von Manipulationen wissen, dann bitte Belege!
Vielen Dank für den Hinweis auf die Meinung anderer Wissenschaftler. Zwei Ärzte werden zwei verschiedene Dinge ebenso sagen wie zwei Rechtsanwälte, das ist nun wirklich trivial. Wie unterschiedlich sind die Einschätzungen der "Experten" im Falle der Auswirkungen Griechenlands auf den Euro!
Ein solcher Beitrag, der nicht einmal konkreten Esten, die sich im Gegenteil zum Nickname Ghostwriter namentlich bekennen, ihre Meinung erlaubt, hilft niemandem. Solche Tiraden klingen verdächtig danach, daß er Autor glaubt, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein.
... ach so, ich vergaß: Daß Experten die bessere Politik machen, ist auch so eine Überzeugung, die sich z.B. in Lettland festgefressen hat. So dürfe etwa der Orthopäde nicht in der Rigaer Burg sitzen, das meinen viele. Berufe, welche auch immer, Wissenschaft und politische Verantwortung sind ganz verschiedene Dinge.
AntwortenLöschenMir wäre es auch lieber, wenn mehr Leute sich trauen würden, wirklich mitzudiskutieren, anstatt per Pseudonym und mit bloss behauptetem Fachwissen andere anzugiften - wahrscheinlich nur um ein bischen Staub aufzuwirbeln.
AntwortenLöschenAlso: statt Fakten durch Verschwörungstheorien und angeblich verborgene Wahrheiten ersetzen zu wollen, lieber selbst recherchieren oder etwas vom eigenen Wissen preis geben. Estnische Quellen zitieren, das wäre bei einem Thema, wo es schließlich um die Meinungen und Einstellungen von Esten und Estinnen geht, ebenso wünschenswert. Sonst bleibt es trotz allen erkennbaren Engagements blass.
und noch eine Hausmitteilung zur Hausmitteilung:
AntwortenLöschenAutoren, die ihre Identität völlig anonym gestalten, und noch dazu auch in ihrem angemeldeten Profil nicht mal eine Email hinterlassen um erreichbar zu sein, müssen damit rechnen, dass sie auch die Argumente nicht erreichen, warum sie auf dieser Seite nicht das Recht zugestanden bekommen, andere Autoren anzupöbeln. So eine Vorgehensweise können wir nicht als "Diskussion" bezeichnen.
Daher an dieser Stelle wiederum nur der sachliche Teil dessen, was "Moevenort" zuletzt schrieb:
"Zur Demoskopie: Mich stört einfach diese absulute Umfragegläubigkeit, Wahlen werden an der Urne entschieden, nicht durch irgdendwelche Umfragen, von wem die auch immer erstellt oder bestellt wurden. Zur Rolle Demoskopie und Umfrageforschung in der Mediendemokratie gibt es übrigens interessante Argumente aus der Postdemokratie- Debatte innerhalb der Politikwissenschaft. Colin Crouch`s "Postdemocracy" ist hier als Lektüre durchaus zu empfehlen. Mit freundlichen Grüßen."
der Blogadministrator
Leider werden Wahlen nur allzu oft durch das ständige Veröffentlichen von Umfrageergebnissen beeinflusst. Und nicht nur Wahlen, sondern auch die öffentliche Meinung wird dauernd davon geprägt. Wer will das bestreiten?
AntwortenLöschenOb das gut oder schlecht ist, wäre ja noch eine andere Sache.
Aber was da genau an dieser estnischen Meinungsumfrage bestritten wird, habe ich immer noch nicht verstanden.
Was beeinflußt dann nicht? Arbeitgeber, Freunde, Verwandte ... Das andere habe ich auch nicht verstanden, kann man auch nicht, da der anonyme Kommentator ja keine konkreten Fakten nennt.
AntwortenLöschenBeliebtheit ist so 'ne Sache. Ansip führt nun die 38. und 39. Regierung. Seit 2005. Trotz der Krisen 2007 und Ende 2008 bis heute, länger als die Vorgänger seit 1991, und die Alternativen scheinen nicht allzu stark. Sonst wäre der Premierminister schon längst aus dem Amt. Mögen muss man ihn deshalb nicht. Manchen gefällt die Stabilität.
AntwortenLöschenDas Zitieren einer Umfrage hat mir Gläubigkeit nun nichts zu tun. Jens-Olaf hat völlig Recht, und um konkret zu werden, hätte Savisaar irgendeine Chance gesehen, Ansip aus dem Amt zu jagen und sich selbst auf den Stuhl zu setzen, wäre dies längst geschehen. Ansip hat statdessen 2007 nach der Wahl Savisaar aus der Koalition geworfen und lieber andere Partner gesucht. Aber da hat unser Freund sicher auch wieder eine "passende" Antwort.
AntwortenLöschenAber wie dem auch sei, hier geht es nicht mehr um Estland. Eine Grundsatzdiskussion sollte anderswo ausgefochten werden. Ich empfehle dem Kritiker, dies in meinem Blog zu tun.
@moevenort: Bravo, die Analyse ist durchaus zutreffend. Nur braucht es gar nicht Verdaechtigungen ueber die Art der Umfragen anzustellen, Du lieferst ja die Antwort schon selbst. Durch das fehlende Wissen ueber Alternativen zu Neoliberalismus scheinen die Leute zu denken, dass es schon so alles seine Richtigkeit hat und hiterfragen die Politik von Ansip und Co gar nicht. Die Alternative heisst Savisaar, aber es ist ja Freund der Russen, also unwaehlbar.
AntwortenLöschenIch habe 12 Jahre in Estland gelebt und dass die Esten Sturrkoepfe sind, bis sie ihre einmal festgelegte Meinung auch mal aendern, da koennen viele Jahre vergehen.
na, nun sollten wir es aber bald klar haben :-)
AntwortenLöschenwie kloty richtig sagt: uns haben vor allem die merkwürdigen Verdächtigungen über die Art der Umfragen irritiert. Der ursprüngliche Beitrag stellt lediglich heraus, dass diese Umfrageergebnisse offenbar anders ausfallen als in Lettland.
Alle Verdächtigungen anderer Art gehören deshalb hier nicht hin. Mir sind gute posts (Beiträge) lieber!
kloty, Schwarzmalerei ist nicht nötig. Savisaar fand von Anfang an Anhänger, unter Esten (auch ohne russischen Bezug). Schon 1992 gab es zum Beispiel viele ältere Esten, die eine auf ihn bezogene und neu gegründete Zeitung begüßten, und auch seine Politik.
AntwortenLöschenUnd das setzte sich fort. Es gibt DIE Esten gar nicht. Auch nicht bei Wahlen. Siehe Rüütel (viele Savisaar-Sympathisanten) gegen Meri bei den Präsidentschaftswahlen vor bald 10 Jahren.
Ich meinte Schwarzweißmalerei, sorry.
AntwortenLöschenJa, und weil die Russen die Weisheit mit Schaumlöffeln gefressen haben, geht es ihnen besonders in Rußland ganz großartig. Kloty hat schon lange etwas gegen den Westen, darum frage ich mich, warum er nach Rußland nicht übersiedelt.
AntwortenLöschenHm, ich teile nicht jede Kritik Klotys an Estland, aber finde nicht, dass er das jetzige Russland als Vorbild gegenüber Estland darstellt.
AntwortenLöschen@ Dr.Reetz: Ich fuehle mich in Deutschland sehr wohl, viel wohler als in Estland oder in Russland. Wuerde mir estnische Gesellschaft wuenschen, die mehr die deutsche und skandinavische Werte und Verstaendnisse von Marktwirtschaft und (Minderheiten-) Politik teilt, als was da gerade vorherrscht.
AntwortenLöschen@Jens-Olaf: Was Savisaar angeht, die Zeiten aendern sich. Momentan ist die Lage doch eher so, dass viele Esten sagen, dass sie nur deswegen Reformpartei waehlen, um Savisaar zu verhindern. Naeheres dazu koennen flasher_t und Giustino sagen.
WOW!!! So viele Kommentare hat es ja noch nie gegeben!! Aber dann gleich auch typisch deutsch:" Kann man nicht lesen, der Text ist viel zu wenig strukturiert." Ach ja...
AntwortenLöschenEin kleiner Hinweis: In Deutschland haben 15 Prozent FDP gewählt, obwohl jeder weiß, dass Steuersenkungen falsch sind. Das heißt:Das, was als richtig erkannt wird, und das, was Menschen wählen, stimmt nicht immer überein. Darüber mag man sich ereifern, das ändert aber nichts, denn auch bei der nächsten Wahl in NRW ist die FDP wieder dabei. Und auch der Vorsprung in den USA für Obama war mal nur hauchdünn, obwohl jeder einen Wechsel wünschte und auch als notwendig ansah.
Kurzum, Änderungen, die politisch wirklich bedeutsam sind, kommen nur ganz allmählich. Und in Estland ist davon noch lange nichts zu sehen, obwohl moewenort natürlich recht hat.
Zu so vielen Kommentaren kommt es, weil ein Post über einen konkreten Kommentar dessen Autor natürlich zum Widerspruch herausfordert, das ist auch vollkommen ok.
AntwortenLöschenSchwieriger ist, daß der Kommentar zum einen wenig strukturiert verfaßt ist – das sage übrigens nicht nur ich, sondern auch andere Leser – und zum anderen den Neoliberalismus kritisiert und die Lebensfähigkeit der estnischen Wirtschaft in Frage stellt. Weder das eine noch das andere waren Thema des Posts. Darüber hinaus wurden die Methoden der Demoskopie ohne rechte Argumentation in Frage gestellt, was wiederum den Widerspruch anderer Leser herausgefordert hat. Da diese Diskussion weder viel mit dem kommentierten Post zu tun hat, noch überhaupt etwas mit Estland, setzte ich eine Aufbereitung derselben in meinen Blog. Hier ist der falsche Ort dafür.
Ich moechte an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen, wie repraesentativ "repraesentative Umfragen" sind, sondern auf einen weiteren statistischen Sachverhalt eingehen.
AntwortenLöschenWaehrend eine konstante Popularitaet von Regierungsspitzen in Estland nicht von der Hand zu weisen ist, sieht das Verhaeltnis bei Parteienumfragen der selbigen Firma "Turu-uuringute AS" ein wenig anders aus.
Bei der Umfrage von Anfang 2009, gaben 21% ihre Unterstuetzung fuer die Zentrumspartei an, 16% fuer die Reformpartei und 12% fuer IRL.
Zwar ist die Unterstuetzung fuer die Zentrumspartei bei der Umfrage Anfang diesen Jahres auf 18% zurueckgefallen, und die fuer die Reformpartei auf 20% angestiegen, allerdings sollte nicht unerwaehnt bleiben, dass die Umfrage im Maerz den Sozialdemokraten eine Unterstuatzung der Waehlerschaft von 10% zusagt, was interessant ist, wenn man nach links und rechts für politische Grundhaltungen sortiert.
Wie auch immer, wenn man die Parteienumfragen und Umfragen ueber politische Personen ueber die letzten Jahre zurueck verfolgt, so stellt sich heraus, dass die Personenpopularitaet relativ konstant bleibt, die Parteienpopularitaet jedoch stark flukturiert.
Dies weist darauf hin, dass sich eine stabile Parteienpolitik in Estland bisher nicht etablieren konnte, und stattdessen die Wahlen sich vornehmlich personenfixiert im Wahlergebnis verhaelt, was dann auch die gehaeuften Regierungswechsel der Vergangenheit erklaert, an der sehr unterscheidliche Parteien beteiligt waren, selten jedoch konstant, in der allerdings populaere Personen der Politik nicht selten ein Partei-Hopping betrieben haben (oder Parteienfusionierung), denn die an den Regierungen beteiligten Personen der vergangenen Jahre sind stets die Selben, mit der Ausnahme von Savisaar, welcher derzeit nicht mehr an der Minderheitenregierung beteiligt ist und bei der russischsprachigen Bevoelkerung als populaer gilt.
Die Personifizierung der Politik in Estland begruendet auch plausibel, warum unabhaengige Kandidaten, wie Indrek Tarand, bei Europawahlen etwa ohne grosse Probleme und Aufwand in Estland abraeumen koennen (mit 25.81% der Stimmen).
Vielen Dank fuer die Aufmerksamkeit,
Knut Albers
Sonikrave, das ist richtig. Im Vergleich zu Lettland und auch Litauen ist das estnische Parteiensystem ein Hort der Stabilität. Da können vielleicht noch Tschechien und Ungarn mithalten in postsozialistischen Raum.
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