90% der in Estland erzeugten Windenergie sei im Jahr 2009 ins südliche Nachbarland Lettland verkauft worden, verkündet stolz das estnische Aussenministerium, und beruft sich dabei auf Eesti Päevaleht. Das sind 150 der insgesamt erzeugten 172 Gigawattstunden (Gwh). Möglich macht dies der Preis: er liegt um ganze 25% niedriger als in Lettland selbst. Wie Eesti Päevaleht nachrechnet, stecken in dem so exportierten Strom insgesamt 120 Millionen estnische Kronen (EEK) an estnischen Subventionen. In Estland dürfen solche Subventionsempfänger auch exportieren, in Lettland ist das ausgeschlossen. Die estnischen Stromproduzenten wiederum erklären den Export mit dem höheren Marktpreis in Lettland.

Dennoch liegt der Anteil der Windenergie an der Energieerzeugung in Estland erst bei ca. 1%. Manche Pläne zum Ausbau mögen auch (außer auf Hiiumaa) anderswo leichtes Gruseln hervorrufen: Pläne, den Windspargel in den Peipussee hineinzustellen, mag ausser skrupellosen Geschäftemachern wohl nur diejenigen freuen, die unbedingt die Sicht Richtung Russland verstellt haben wollen.
Ein Blick in verschiedene Presseberichte zum Thema Windenergie in Estland zeigt, dass Firmen aus sehr vielen Ländern in Estland aktiv sind: Kanadier, Deutsche, Dänen, Finnen, Norweger, US-Amerikaner und viele andere. Eine kleine estnische Forschergruppe untersucht Möglichkeiten, Windenergie-Turbinen selbst in Estland zu produzieren, um das Argument "Windenergie ist importierte Technologie welche die Handelsbilanz weiter verschlechtert" zu entkräften.Die Frage ist nur, welche Auswirkungen die Bemühungen der estnischen Regierung haben werden, wenn auch weiter auf neue Ölschieferanlagen und sogar Atomkraftwerke gesetzt wird - das könnte zu Lasten des mit der EU abgestimmten Ziels gehen, bis 2020 einen Anteil von 25% erneuerbarer Energie an der Energieversorgung zu erreichen. Und ein weiterer Faktor wird sein, wie hoch Steuern auf das umweltschädliche CO2 festgesetzt werden, das vor allem bei der Ölschiefergewinnung massenhaft anfällt.
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