Nun hat auch noch der 33-jährige estnische Ski-Langläufer Algo Kärp in einem Interview mit der Tageszeitung Ohtuleht gestanden, zu dem in Erfurt festgenommenen Sportarzt Mark S. Kontakt gehabt und mit dessen Hilfe Blutdoping betrieben zu haben (sportschau).
"Ich kann doch nichts dafür!" Den anderen Sportlern im estnischen "Team Haanja" - wie hier Marko Kilp, estnisches Meister im Skispint - bleibt im Moment nur ratlose Irritation |
Es gibt auch Berichte über Nebenwirkungen des Dopings. Depressionen zum Beispiel. In diesem Zusammenhang wirkt es logisch: nicht in Form sein, mit Doping Leistungssteigerung erhoffen, diese nicht erreichen, und in Depressionen versinken.
"Zum Glück sind die anderen Doper die Esten, nicht die Letten", so ein Kommentar aus Österreich, "sonst wäre die Farbkombination unserer Flagge demnächst gleichgesetzt mit einer Doper-Flagge!" (Standard)
noch am 3.Februar 2019 stolz auf Instagram gepostet: Andreas Veerpalu als estnischer Meister |
Im Fokus ist das "Team Haanja", dem alle drei erwischten Sportbetrüger (Andreas Veerpalu, Algo Kärp, Karel Tammjärv) angehörten. Der estnische Baukonzern "Merko" soll bereits angekündigt haben, die Zusammenarbeit mit dem "Team Haanja" beenden zu wollen.(tt)
Leichter haben es da die Funktionäre: Urmas Sõõrumaa, Chef des Estnischen Olympischen Komitees, äußerte sich enttäuscht und schockiert über den Skandal (err). Sõõrumaa erklärte die estnischen Dopingkontrollen für ausreichend: "Sünder gibt es überall!"
Die estnische Presse beobachtete auch genau den Umgang der Ertappten Doper mit der Öffentlichkeit: während Karel Tammjärv sich noch in Österreich auf einer Pressekonferenz erklärte, waren Vater Andrus und Sohn Andreas Veerpalu erst mal einige Tage "verschwunden". Eine spätere Stellungnahme schickte dann Mama Angela Veerpalu den estnischen Medien. Diese liest sich so: "Ich wollte ja nicht abhauen, ich wollte nur zurück zu meiner Familie." (err) Dabei war die "Familie" - der Vater, 2013 selbst schon mal Objekt von Doping-Anklagen - ja die ganze Zeit selbst dabei.
Der bisherige Kulturminister Indrek Saar, ein Sozialdemokrat, äusserte Überlegungen, Doping in Estland gesetzlich zu einer Straftat zu erklären.Er wird allerdings voraussichtlich nach den Wahlen jetzt nicht Mitglied der Regierung bleiben.
In diesen Tagen beginnt in Schweden die Biathlon-WM. Auch die nicht auf den Skisport fixierte Magazine wie der "Kicker" haben nun offenbar den Tenor öffentlicher Generalverdächigungen aufgenommen und schon mal vorab Biathlonstar Martin Fourcade gefragt. Halten Sie Doping auch beim Biathlon für möglich? Darauf Fourcade: "Ich wäre nicht überrascht."
Es sollen ja bei dem jetzt angeklagten Erfurter Arzt noch ca. 40 weitere Blutbeutel gefunden worden sein, nur mit Codenamen versehen. Die Untersuchungskommission wird versuchen, diese mit vorhandenen Blutproben verschiedener Sportler zu vergleichen. Man darf gespannt sein, was in dieser Sache noch zu Tage gefördert wird.
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