Eine gute Gelegenheit zum Treffen mit estnischen Filmemachern und deren Werken bietet zur Zeit "Eesti Film 101", ein estnischer Filmabend, der an vier Abenden in dieser Woche in Bremen, in Kiel, in Hamburg und abschließend in Hamburg zu erleben ist.
Aber keine Angst: was hier geboten wird, kann ganz gemütlich vom Kinosessel aus genossen werden. Auch wenn Andres Maimik und Rain Tolk ihren Film "Umbkotid" (dessen Titel mit "Lappen" ins Deutsche übersetzt wurde, aber auch so etwas wie "Looser" heißen könnte) regelrecht warnten: es sei eine Art "Krankheit" damit verbunden. Wenn also nach ansehen dieses Films irgendwie ein Tag anbricht, wo man plötzlich sein ganzes Geld verliert, oder auf einer Bananenschale ausrutscht, ein Ehestreit ausbricht oder der letzte Bus nach Hause doch noch verpasst wurde - dann, so meinten beide scherzhaft, möchten sie bitte nicht dafür verantwortlich gemacht werden.
Kuku", "Kormoranid ehk nahkpükse ei pesta ", "Jan Uuspõld läheb Tartusse"), der lernt hier dazu, dass sie sogar in ihren eigenen Filmen sich nicht scheuen auch ihre Rollen selbst zu spielen. Ein Stück Autobiographisches ist also durchaus im Spiel, wenn sie in "Umbkotid" immer von der Realisierung eines "genialen Künstlerfilms" träumen, Kant und Kierkegaard lesen - aber dann doch einen billigen Werbefilm drehen und diesen sogar noch mit überschwenglichen Reden begründen. Dabei stehen Maimik und Kolk selbst ja nicht in Gefahr, schwache Billig-Produktionen machen zu müssen - als Regisseure und auch als Schauspieler waren sie sowohl mit Spielfilmen wie auch Kinofilmen schon erfolgreich ("Sügisball", "Pangarööv", "Seenelkäik"). Dabei machen sie sich in "Imbkotid" weder zu Helden, die wissen wie es geht, noch zu Fatalisten, die aus Verzweiflung dem Alkohol verfallen. "Die Motive für unsere Filme sind meist aus dem Alltag genommen", sagte Maimik im Gespräch mit Filmbesuchern in Bremen.
Die Zahl der Liebhaber estnischer Filme wächst - zumindest war das am Auftaktabend in Bremen zu spüren. Dazu tragen auch die Kurzfilme von Studierenden der "Baltic Film und Mediaschool Tallinn" bei, von denen eine Auswahl ebenfalls am "Eesti-Film 101"-Abend präsentiert wurden. Diesmal war Haardy Keerutaja selbst in Bremen, um seinen Film "95" vorzustellen, der alltägliche Situationen jugendlicher Esten auf überraschende Weise als spannende Geschichten erzählt. Der Titel "95" orientiert sich dabei an der Oktanzahl einer Benzinsorte, die der jugendliche Protagonist ja gern für das Famlienauto erwerben würde - wenn er das dafür vorgesehene Geld nicht längst für andere Verwendungszwecke ausgegeben hätte. So entstehen neue Handlungsverläufe, die Interesse dafür erzeugen, welche Wege und Auswege hier wohl noch begangen werden.
Stellten sich im City46 in Bremen den Filmfreunden zur Diskussion: Kristiina Jessen, Kristin Laufer (für die Filmauswahl "Eesti 1010" verantwortlich), Rain Tolk, Andres Maimik |
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