Sonntag, Dezember 28, 2008

Estland nur noch online?

Ist das glaubhaft - oder ist es nur entsprechend dem vituellen Ruf geschnitzt, den Estland in Europa so gerne pflegt?
"Esten lesen immer weniger Zeitungen" - so zitiert die Auslandshandelskammer der Schweiz eine akuelle Untersuchung (Saar Poll) in Estland. Mehr und mehr Menschen in Estland suchen sich die nötigen Informationen aus den Online-Medien. Von 3.000 befragten Personen gaben 14% an, die regelmäßige Lektüre von gedruckten Zeitungen innerhalb der vergangenen 12 Monate aufgegeben zu haben, weitere 6,5% wollen dies in allernächster Zeit tun. Die Leserschaft der Druckmedien sei so niedrig wie seit acht Jahren nicht mehr, so fassen es die Estland-interessierten Schweizer zusammen.

Allerdings schlägt dieser Trend nicht überall durch: die Leserschaft russischsprachiger Zeitungen und Zeitschriften zeigt sich stabil. Im Gegensatz zur russischsprachigen "Schwester" fiel bei der estnischen "Postimees" der Marktanteil im Laufe der vergangenen 8 Jahre von 26.7% auf 21.7%, bei "Eesti Paevaleht" von 21.7% auf 14%, und bei "Aripaev" von 10.9 percent auf 6.9%. Die meisten der Genannten setzen allerdings schon länger gleichzeitig auf ihre Online-Verfügbarkeit. So wurden gegenwärtig 91.000 regelmäßige Leser/innen der Online-Ausgabe von "Postimees" festgestellt, gegenüber 41.000 im Jahr 2004. Es folgen "Õhtuleht" mit einer regelmäßigen Leserschaft von 77.000, "Eesti Paevaleht" mit 64.000, die Wochenzeitung "Eesti Ekspress" 48.000, "Aripaev" mit 28.000 und die Wochenzeitung "Maaleht" mit 13.000 online-Leserinnen und -Lesern.

Wie sieht das im Vergleich in Deutschland aus? Trends werden regelmäßig von der "Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V." (auf www.ivw.de) veröffentlicht. Diesen Zahlen zufolge gibt es besonders bei Tageszeitungen und Fachzeitschriften einen enormen Rückgang. Dort ist nachzulesen, dass gegenwärtig etwa 3 Milliarden Besuche auf Seiten von Online-Medien gezählt werden (1997 waren es nur 0,02 Milliarden). Wen interessiert es also in erster Linie, ob Medien gelesen werden oder nicht? Weiterhin erstmal die Werbewirtschaft. Ob Menschen auch besser informiert werden oder sind, das wird wohl noch anderen Untersuchungen vorbehalten sein müssen.

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