Mittwoch, Mai 30, 2007

Cyberwar - Schlagzeilen

Die letzten Wochen taucht Estland haeufig mit den gleichen Schlagzeilen in der internationalen Presse auf. Zum Beispiel gestern in der International Herald Tribune:
First war in cyberspace: Lessons from Estonia
Der erste Krieg im virtuellen Netz. Interessant, dass auch Gadi Evron ein Experte aus Israel an der Analyse der Angriffe auf das estnische Netz beteiligt war. Es wird von ihm ein "postmortem" zu den Vorgaengen in Estland geben, so die IHT.
Abgesehen von den zitierten Regierungsstellen, werden als Quelle der Informationen auch Informatiker genannt, vor allem Jose Nazario, und der aeussert sich nun, nachdem die aergsten Denial of Service Attacken vorbei sind folgendermassen in cnet:
So the size [of the attacks] isn't necessarily groundbreaking. We're talking about 100 or 200 megabits per second. Looking at our infrastructure surveys that we have published--and we have one going on currently for release later this year--we have seen that this is on the low side of an average size of attack on providers that we talk to, who run our products or don't run our products, who participate in our survey. It's kind of a common-size attack


Eine andere Frage an Nazario:
Might we see other DDoS attacks in the very near future? Or is the Estonian situation just a one-off, a response to a specific event?
Nazario: I don't think it's a one-off. You mentioned the India-Pakistan issues; I mentioned the South Korean Olympic issues from several years ago. We have seen this kind of thing before. You look around the globe, and there's basically no limit to the amount of skirmishes between well-connected countries that could get incredibly emotional for the population at large.
In this case, it has disrupted the Estonian government's ability to work on online, it has disrupted a lot of its resources and attention. In that respect, it's been effective.

Es gibt also Vorlaeufer, und es wird sehr wahrscheinlich sein , dass zukuenftige Konflikte auch mit diesem Instrument, dem Botnetmissbrauch, ausgetragen werden.

Noch ein Post zum Thema bei A Fistful of Euros. Dort wurde Gadi Evron interviewt.
Ross Mayfield fragt unter welchen Bindungen solche Angriffe entstehen koennen. Es muesse nicht alles gesteuert sein.

Sonntag, Mai 27, 2007

Die Rampe in Voru


Die Rampe in Voru
Originally uploaded by Jens-Olaf
Lokalpolitik: hier die umstrittene "Rampe" in Voru. Es war einmal ein grüner Platz im Stadtzentrum, der vor kurzem umgestaltet wurde. In der Mitte steht eine Rampe, die ein Wasserfall ist. Demnächst noch mehr aus Voru. Ein Beispiel dafür, wie in Estland Steuergelder ver(sch)wendet werden können.

Freitag, Mai 25, 2007

Hoher Besuch aus Japan

Das poste ich nicht, weil es ein erster und wichtiger Staatsbesuch des japanischen Kaisers ist, sondern weil es es auch andere Perspektiven jenseits der russisch-estnischen Querelen gibt. Es muss nicht immer nur "Baruto" sein. Er ist der bekannteste Este in Japan, weil er der obersten Liga der Sumoringer angehört. Toshinobus Freundin "pipi" hat dieses Photo aufgenommen. Toshinobu lebt in Japan,hat aber eine enge Verbindung zu Estland.
Im Hintergrund rechts an der Türschwelle ist Edgar Savisaar zu sehen. Nach den letzten Umfrageergebnissen gehört er nicht mehr zu den sehr beliebten Politikern. Aber als Vertreter Tallinns hat es ihm wohl sehr gefallen, dieser aussergewöhnliche Besuch eines Kaisers aus Japan.

Donnerstag, Mai 24, 2007

Kommunikationsprobleme

Antonius hat aus seiner Sicht festgehalten, warum eine getrennte Informationsgesellschaft in Estland existiert. Je nach sprachlicher Ausrichtung.
...About the internet media in Russian I'd say it's also in really bad condition. Giustino just pointed out, that there exist russian versions of Postimees, Paevaleht, and Estonian television. I'm sorry, but it's impossible to compare those versions with the originals, actually i didn't use the russian website of Estonian television, but the ETV daily news report in russian is significantly different from the one in estonian. Es ist ja zum kotzen! The same about Postimees and P'evaleht, the amount of information differs drastically, there are almost only the news from BNS in the russian version.
....
Hier der ganze Post.

Mittwoch, Mai 23, 2007

Eine Umfrage

Meine Beobachtungen in Tallinn Ende April Anfang Mai stimmen in etwa mit dieser Umfrage von infopartisan.com überein. Umfragen sind immer kritisch zu sehen, in der gegenwärtigen Situation wären mehr davon aber angebracht.
Über die Stimmungslage der russischsprachigen Bevölkerung in Estland:
Fifteen year old Sergei, apparently under the influence of pro-Kremlin TV channels, called for an outright military intervention. Russian president Vladimir "Putin must defend us," Sergei said, "he should send troops to kill the fascist" Estonian prime minister Andrus Ansip.
Not all Russians in Estonia agree, however, on the desirability of this solution.
Most of about a two dozen Russians questioned by infopartisan.com said they are simply tired of the ongoing bickering between the two countries. "It is really getting on my nerves," said Yelena, a 45 year old teacher.

Dienstag, Mai 22, 2007

Post-Bronzesoldat-Folklore

Foto von Siim Teller, der noch weitere Beispiele dieser Folklore gesammelt hat.
Der F-secure-Blog hat einige Screenshots von russischen Webseiten, die zu den Cyberattacken gegen das estnische Netz aufgerufen haben. Ein Grund, warum es zu dem wellenartigen Verlauf gekommen ist. Der 9. Mai war einer der Höhepunkte der Angriffe.

Montag, Mai 21, 2007

Rückblende Pronkssodur II

Der umstrittene "Bronzene Soldat" ist aus den Schlagzeilen. Nachträglich konnte man in einigen Blogeinträgen lesen, dass das Monument an irgendeinen "gewöhnlichen" Soldatenfriedhof versetzt wurde. Dem ist nicht so. Es ist ein Friedhof auf dem Militärs des estnischen Freiheitskrieges, der bis 1920 andauerte, bestattet sind. Einige Gräber wurden während der Sowjetzeit beseitigt um dort gefallene Sowjetsoldaten zu bestatten. Es ist also ein Ort, der mit Emotionen verbunden ist. Und er hat nichts Gewöhnliches an sich.

triple 500 hat dazu im Tallinn City Paper Forum, The Soviet soldier monument, seine Meinung geäußert. Vorweg Arlington ist einer der zentralen Bestattungsplätze für Gefallene in den USA:

They [the Soviets] blew up the large Estonian monuments there - the equivalent of Arlington National Cemetery, and then they started burying Soviet troops there. Now it is a mish-mash.
I would like to comment on the tastefulness of the Soviet era gravestones but shan't, except for the grand idea of putting the entire tailfin of an airplane with a red star on top of someone's final resting place.
More offensive is the way the Soviet regime utilized this - the premier Estonian military graveyard of the independence period. I remember in particular an NKVD officer's grave, planted alongside that of an officer who perished in the War of Independence.


Hier haben wir nun eine Situation, wie sie zum Beispiel in Osnabrück zu finden ist. Ehemalige 1. Weltkriegs-Erzfeinde sind auf dem gleichen Areal bestattet: Serben, Deutsche, Russen und Finnen.

Samstag, Mai 19, 2007

Eine Querdenker-Stimme


Der Blick auf Juden
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Flasher_T ein junger IT-Experte in Tartu hat seine Gedanken zu der Synagogeneröffnung in Tallinn in einem Post zusammengefasst. Was denkt ein atheistischer Este mit yiddischer Herkunft, mit Russisch als Muttersprache, über Israel, über den Zionismus,sein Selbstverständnis in Estland?
Sein Post: temple .

Freitag, Mai 18, 2007

Tallinn 1964 und heute



Old Thomas Spire
Originally uploaded by Flasher T.
Tallinn bekommt eine neue Silhouette, noch 1964 galt ein einziger Turm am Horizont als Zeichen des Fortschritts.

Zwischenbilanz - Cyberattacken

Ross Mayfield, der in den 90ern die Internetseite des Estnischen Präsidenten mitgestaltet hat, verweist auf einen Post von Jose Nazario. Dieser analysiert die Angriffe auf das estnische Web und prognostiziert, dass wir in Zukunft häufiger mit solchen Angriffen rechnen müssen. Estland hat bereits einen Großteil seiner Kommunikation zum Beispiel auf Regierungsebene auf Computer umgestellt. Auch das Online-Banking ist weit fortgeschritten.

This is the first known incident of an entire country being subjected to a cyberattack. Both NATO and the European Union see this as an attack on one of their member states, and NATO rushed in its IT specialists to solve and analyze the problem. Three hundred top Estonian IT specialists worked day and night with little sleep to study this unprecedented attack.

berichtet ABCnews.

Donnerstag, Mai 17, 2007

Eine neue Synagoge in Tallinn

Nach langer Vorplanung: Es gibt wieder eine Synagoge für die Juden in Tallinn. Hier der BBC-Bericht.
Vielleicht wird in den nächsten Tagen noch mehr über dieses Ereignis berichtet. Aber dieser historische Moment sollte festgehalten werden. Für die Juden gab es eine Kulturautonomie in Estland in der ersten Unabhängigkeitszeit bis 1940. Der 2. Weltkrieg führte zu einem abrupten Ende.
Hier der ältere Post dazu von 2005.
Und hier die offizielle Darstellung vom 16. Mai 2007 über jüdisches Leben in Estland auf der Seite des Aussenministeriums, darunter Fotos der Synagoge und der Architektur des Gebäudes.

Estonia chief Rabbi Shmuel Kot expressed hope that the new synagogue would strengthen the local Jewish identity.
'For a long time, it was not possible to practice Jewish life in Estonia,' he said Tuesday. 'There was no rabbi, no kosher food ... no possibility to learn about Judaism.'
'People will now have the possibility to feel as a Jew,' he said.

von Jari Tanner.

Dienstag, Mai 15, 2007

"Wer sind wir, Russen!?"

Ein neuer Blogger hat sich die Mühe gemacht einen längeren Artikel aus der Postimees zu übersetzen. Er gibt genau die Schwierigkeit wieder, Esten und andere zu unterscheiden. Wo sind die Trennlinien? Russischsprachig, aber viele Esten sind russischsprachig, es gibt sogar anscheinend Esten, die staatenlos sind. Hier der Post.
Die Zeitung Postimees ist seit den Cyberattacken teilweise online nicht erreichbar.
Update:
Und es geht weiter, AFP berichtet:
TALLINN (AFP) - Estonia’s second-biggest bank, Swedish-owned SEB Eesti Uhispank, was forced Tuesday to block access from abroad to its online banking service after it came under “massive cyber-attack”, an official said. “Massive attacks were launched at noon against our Internet bank, blocking access to our website,” Silver Vohu, head of communications at the bank, told AFP. “Access was restored at 2:00 pm (1100 GMT), but only for users in Estonia. Access from computers located outside Estonia will continue to be restricted for security reasons,” he said.
Via Jayed.us.

Rückblende Pronkssodur

Im letzten Post ist ein Bericht von Jaanus On The Internet verlinkt. Er hat vor wenigen Tagen einige der wichtigsten Gedenkstätten in Tallinn besucht und seine Eindrücke festgehalten. Nicht nur er sieht den Wendepunkt im Umgang mit dem Bronzenen Soldaten im letzten Mai. Ein Vorfall vor einem Jahr führte am Ende zu dem Streit um das Denkmal, ein Streit der mittlererweile die Beziehungen zwischen EU und Russland belastet.
Jaanus über den alten Standort:
I wasn’t sure if I could park there, but even car parking is allowed similarly as to how it was some years ago before things turned ugly there last May. It’s as if nothing happened here, and normal city life continues.

Im Mai 2006 kam es zu einem kleinen Vorfall am Tönismägi, als ein Este mit Fahne und Protestplakat festgenommen wurde. Am Bronzenen Soldaten fanden Gedenkveranstaltungen statt. Und das Fernsehen war auch dabei. Und diese Fernsehbilder, auch von weiteren Rangeleien vor dem Bronzenen Soldaten haben einen großen Einfluß auf die politischen Entscheidungen gehabt. Der Beschluss "Pronkssodur" auf einen Soldatenfriedhof innerhalb Tallinns zu versetzen.
Hier der Videoclip bei Youtube.
Am 27.05. gab es bereits Absperrungen um das Monument, Videoaufzeichnung einer estnischen Nachrichtensendung.

Montag, Mai 14, 2007

Eine Denkmäler-Rundreise durch Tallinn


Freiheitskrieg
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Jaanus hat sie unternommen. Stationen sind der ehemalige Standort des Bronzenen Soldaten, dessen neuer Standort dort liegt, wo auch estnischen und britischen Gefallenen des Unabhängigkeitskrieges 1918-1920 gedacht wird. Ausserdem ein Besuch bei Klooga, wo viele Juden ermordet wurden. Hier sein Stimmungsbericht.


Eine andere Tragödie ist der Untergang der Estonia 1994. Hier gibt es kein abschliessendes Bild über die Ursachen. Erneut hat eine schwedische Kommission eine weitere Dokumentation vorgelegt. Andere werden folgen prognostiziert Vilhelm Konnander.

Photo, die Stadtverwaltung Vorus war mit der Estonia auf dem Weg nach Schweden. Die Namen der Ertrunkenen sind in das Denkmal eingraviert.

Sonntag, Mai 13, 2007

Das alltägliche Leben III

Narva ist die drittgrößte Stadt in Estland. Nach Tallinn und Tartu. Und laut diesem BBC-Bericht: Narva ist 100% russischsprachig, Esten machen 3% der Stadtbevölkerung aus. Und dieser Bericht beschreibt die Vorteile der zweisprachigen Ausbildung. Hier der zweite Teil einer BBC-Serie.
Das deckt sich auch mit den Aussagen der Vertreter Narvas, junge Musikstudenten, im letzten Jahr bei den Hansetagen in Osnabrück.
Photo: Russische Folkloregruppe beim Besuch der estnischen Stände, darunter Narva, während der Hansetage in Deutschland im letzten Jahr.

Freitag, Mai 11, 2007

Weiterhin Angriffe auf virtuelles Estland

Hier einige Einschätzungen zur Krise zwischen Estland und Russland:
Edward Lucas bewertet die Cyber-Angriffe auf Estlands Internet und Webseiten. Estonia under cyber-attack.
...But the internet attacks have continued. Some have involved defacing Estonian websites, replacing the pages with Russian propaganda or bogus apologies. Most have concentrated on shutting them down. The attacks are intensifying. The number on May 9th—the day when Russia and its allies commemorate Hitler's defeat in Europe—was the biggest yet, says Hillar Aarelaid, who runs Estonia's cyber-warfare defences. At least six sites were all but inaccessible, including those of the foreign and justice ministries. Such stunts happen at the murkier end of internet commerce: for instance, to extort money from an online casino. But no country has experienced anything on this scale.
...

Jaanus on the Internet versucht die Auswirkungen der Webangriffe zu erfassen.
Shel Israel ebenfalls über die Auswirkungen auf das e- orientierte Estland.

Für diejenigen, die wissen möchten, wie die Neuen Medien und Web 2.0 funktionieren, am Beispiel Estland: Hier der Wikipediaartikel zum Bronzenen Soldaten. Mit Sicherheit nicht die Endfassung.

Paul Goble, der einige Zeit in Tartu doziert hat, über die Bedeutung des "Victory Day", 9. Mai, in Russland.
Vladimir Socor, Russian Strategy, EU drift in Estonia
Giustino möchte endlich über konkrete Minderheiten-Politik in Estland diskutieren. Und die dreht sich zum großen Teil um die Sprachverteilung an russischsprachigen Schulen. Es geht um das Feilschen um Prozente. Wieviel Estnisch soll vermittelt werden? 30 Prozent Estnisch-Anteil scheinen sinnvoll, 60 Prozent dagegen kontraproduktiv und in der Praxis momentan nicht durchführbar.
You can put the tools in place, but you can't just pass a law and make it so. So the idea that Russian language school instruction will be supplanted by Estonian instruction to the point that 60 percent of instruction is in Estonian is a fool's errand for Estonia's civil servants. Why not start with 30 percent?
, sein Post dazu, Absurdistan.
Ein estnisches Institut für Verteidigungsstudien mit einer Bilanz: Russia's involvement..

Donnerstag, Mai 10, 2007

Alte Mauern - Tallinn


Parkour Tallinn
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Für was sind sie gut? Natürlich fürs Parkour-Training. Russischsprachige Jugendliche nutzen die Herausforderung der alten Mittelaltermauern. Parkour bedeutet, sich möglichst elegant zwischen allen Hindernissen zu bewegen, die eine Großstadt wie Tallinn bietet. Hier unterhalb der Wehrtürme Kiek in de Kök und Neitsitorn.

Solidarität mit den Menschen, hoffentlich ohne die Saat des Unfriedens


Ohne Worte
(zur vollen Ansicht der Zeichnung bitte auf das Bild klicken)

Mittwoch, Mai 09, 2007

DoS attack on Estonian Government Servers

Für die Technikfreaks, nicht nur Regierungsserver waren von den DoS- Attacken betroffen. Auch die Postimees, die größte Tageszeitung und andere gingen zeitweise in die Knie. Auch normale Webseiten waren vorübergehend nicht erreichbar.

Wie Estland sich "freiwillig" der Sowjetunion anschloss

Über die Opfer der Sowjetarmee, die Millionen Soldaten, die für den Sieg über Nazideutschland ihr Leben lassen mussten gibt es kein Zweifel. Die Zahl der Gefallenen ist gewaltig und übersteigt ein mehrfaches die Einwohnerzahl Estlands. Warum tun sich die Esten schwer mit dem 9. Mai? Ganz einfach, und nicht der einzige Grund: Sie verloren mit dem Überfall der Deutschen auf Polen und der schrittweisen Besetzung durch die Sowjetunion ihren Staat. Gleich zu Beginn des Krieges jagten Deutsche und Sowjets ein polnisches Uboot durch die Ostsee. Der Wikipedia-Artikel ORP Orzeł (1939) dazu. Estland verlor deswegen nicht nur den Staat, sondern auch seine Rerpäsentanten. Sie wurden hingerichtet. Deswegen ist es mehr als nur ein symbolische Geste, wenn gestern offiziell von estnischer Seite der Sowjetsoldaten gedacht wurde. Giustino hat ganze Arbeit geleistet und eine Liste der verlorenen Staatsmänner aufgestellt, hier ist sie.

Das alltägliche Leben II


Pronkssodur Osnabrück
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Larissa ist halb Estin halb Russin. Sie wuchs mit ihren Geschwistern bei ihrer russischsprachigen Mutter auf. Schon in ihrer Kindheit erlitt der estnische Vater einen Unfall. Sie ging in Mustvee, am Peipsijärv, zur estnischen Schule. Deshalb konnte sie später einen Abschluss an der estnischen Universität machen. Mustvee liegt in der östlichen Region nicht weit von Tartu. Die Mutter arbeitete lange Zeit in der Textilfabrik Marat, die einmal mehrere hundert Beschäftigte hatte. Das war zu sowjetischen Zeiten. Dann wurde die Firma zweimal von skandinavischen Firmen übernommen. Die letzte, mit einem schwedischen oder finnischen Inhaber, ging Pleite. Eine Ehemalige Mitarbeiterin entschied sich selbstständig zu machen. Die Mutter, 59, arbeitet dort mit einer Arbeitszeit von 12-14 Stunden täglich in dem neuen Betrieb. Sie produzieren Kleidung für den deutschen Markt. Auf den Labels steht "Made in Germany". Bis zu 50 Arbeitnehmer haben nun in Mustvee eine neue Stelle. Die Brüder von Larissa haben Wohnungen in Tallinn gekauft. Sie wissen von den Spannungen der letzten Jahre, sind aber ratlos, die Zuspitzung vor zwei Wochen zu erklären. Sie werden heute nicht rot gekleidet in das Stadtzentrum Tallinns fahren.

Dienstag, Mai 08, 2007

Zwischen den Stühlen in Estland


Tallinn Gimchi-chigae
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Wo sind die moderaten Stimmen in der aufgehitzten Debatte um Staatsbürgerschaft und Sprachentest, russische Schulen und Integration in Estland? Das fragt Giustino in seinem Blog, Itching for Eestimaa.
Morgen bleibt kein Spielraum für diese Gedanken, denn es soll wieder demonstriert werden, wieder am Tonismägi in Tallinn, wo der Bronzene Soldat stand. Der 9. Mai, an dem die großen Siegesparaden in Moskau stattfinden. Die Protestler sollen in rot erscheinen, in Anspielung an die Sowjetunion.
Es gibt aber diese moderaten Stimmen und dazu gehören die wenigen Koreastämmigen. Warum leben sie in Estland? Weil Stalin alle Koreaner, mehr als 100 000 im Fernen Osten deportieren ließ. Obwohl viele im Widerstand gegen die Japaner waren, galt hier das Motto: Traue keinem Schlitzauge, eventuell ist er japanischer Spion. Sowjetische Logik eben. Die Koreaner sind die absoluten Kriegsverlierer, entwurzelt und siedelten sich später wenn möglich da an, wo rassischtische Übergriffe kaum vorkamen, zum Beispiel in Estland. Nun müsste man erwarten, dass die estnische Staatsbürgerschaft das angestrebte Ziel bei ihnen ist. Nein, es gibt auch Staatenlose in Estland, die weder die russische noch die estnische Staatsbürgerschaft einfordern, einige der Jüngeren leben eh schon in Übersee. Korea heisst sie auch nicht willkommen, sie waren dort nicht geboren.
Ein Koreaner mit Geschäft hält übrigens alle, die an den Überfällen beteiligt waren für Esten. Aber egal, er wird morgen auf sein Geschäft acht geben.

Montag, Mai 07, 2007

Dmitris Beerdigung

Die Delfi-Online Nachrichtenportale sind kein gemütlicher Ort, gerade in den Kommentarseiten. Aber immerhin gibt es jetzt einen englischsprachigen Dienst bei www.delfi.ee
Das einzige Tote der Unruhen wurde beerdigt:
At the funeral in Mustvee yesterday of Dmitri Ganin (20), the man stabbed to death during last week’s riots in Tallinn, the mother of the late Mr Ganin made a plea to the Russian Consul, members of Nochnoi Dozor, Russian TV-stations, and those present at the funeral not to use her son’s death for propaganda purposes.

Dmitri's mother: Let my son rest.

Vor dem 9. Mai


Old town Tallinn
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Es hat sich etwas verändert, so diese Studentin (links,forscht an der Uni über Internetforen). Sie beobachtet, dass es eine Teilung innerhalb der russischsprachigen Bevölkerung seit vorletzter Woche gegeben habe. Viele bemühten sich nun ihre Estnischkenntnisse anzuwenden und zeigten damit ihre Ablehnung der Plünderungswelle.

Über den 9. Mai wird zurzeit viel gepostet. Weiterhin gilt das Alkoholverkaufsverbot in Supermärkten, auch größere Ansammlungen sind an diesem Tag nicht genehmigt.

Eine Linkliste vom Wochenende und heute:
Ein Este in Kanada über den deutschen Journalismus und Estland:
Ministerium der Wahrheit

Ross Mayfield und die Propaganda gegen Estland bei Youtube:
Youtube propaganda..

Peteris Cedrins: "The European Union is under attack..."

Aleks: Photos from Tallinn

Physics org: Cyber attacks

Larko: ...suspected detained..

Kelam: Letter from Tallinn via A Step At A Time

Samstag, Mai 05, 2007

Warum das Woodstock?

Lange Zeit habe ich bei Diskussionen über Minderheitenpolitik betont, dass es in Estland nicht zu Krawallen, Zusammenstößen zwischen Nationalitäten, Ethnien oder sonstwas gekommen ist. Trotz der ungünstigen Ausgangsposition, wenn es um die Größenordnung der Minderheiten geht.
Zum Beispiel gab es im letzten Jahr in Osnabrück eine wüste Auseinandersetzung zwischen 100 "Russlanddeutschen" und Türkischstämmigen. Bei 10 Prozent Nichtdeutschen-Anteil in Osnabrück. Die Meldung war nur eine Nebenschlagzeile in der Lokalpresse wert.
So etwas ist nun auch in Tallinn geschehen. Jede Seite hat Verwundungen davongetragen, Kloty berichtete über die Opfer des Polizeieinsatzes letzte Woche.
Aber warum wurde das Woodstock zum Zentrum der Tumulte? Eine Gegend in der Nähe des Vabanduse Väljak, wo die Polizei durch Abwesenheit glänzte. Hier zog sich auch "Dimitri" die tödlichen Stichwunden durch ein Messer zu. Täter und Opfer scheinen Teil der Plünderungen zu sein. Wobei einer der beiden gefilmt oder fotografiert hat (laut Pressemeldungen).
Warum wurde das Woodstock, ein Musikclub, zum Zentrum der Tumulte? Der Angriff auf einen Treffpunkt, der einmal so beschrieben wurde:
http://www.jugend.ktn.gv.at
Im „Woodstock“ (http://www.woodstock.ee [EE])
lebt die Hippie-Ära wieder psychedelisch bunt
auf, Live-Bands spielen dort auch.

Nach deutschem Standard würde der Schuppen glatt als Hippie-Anarcho-Alternativ mit Beimischung Gothic durchgehen. Prise Heavy Metal gibt es auch.
Laut Aussagen der Medienleute beim Bloggertreffen im Nimeta in Tallinn waren zweidrittel der Festgenommenen Staatenlose und eindrittel mit estnischem Pass gewesen. Auch ein Litauer oder Lette sei darunter gewesen.
Aber das Folgende ist geschehen. Und ich habe zu viel Zeit im Woodstock verbracht , um das einfach ignorieren zu können.
Ich bin dort hingegangen, wollte wissen, was geschehen ist. Ich habe mit den Betroffenen gesprochen. Und vorweg. Die junge Frau, die mir das alles geschildert hat, sagt ausdrücklich. "Uns ist es völlig egal welche Nationalität beteiligt war oder uns besucht, wir wollen nur wieder anfangen, sofort!"

At tuesday on estonian tv there was shown a video footage of the siege and later storming of the music pub Woodstock in Tallinn during the riots and looting last week.
The guests had to defend two severe rounds of attacks. I walked there yesterday to take some pictures from the scene, I did not intend to go inside.
But then I saw two people going in through the covered doors. They were broken before.
First I walked to the shop behind, two step upstairs. Kind of Heavy Metal stuff, t-shirts and dark colored items are sold there. A young guy,with long black hair, roughly explained how his shop survived the attacks, the inside doors not broken. I asked him about the rumors that the so called estonian scinheads were apparend in the Woodstock nearby, maybe a target for the angry crowd outside. He explained that, yes, one could call them scinheads but not in the way we ussually imagine them. 3 or some of them supposed to be among the guests at that night. These Estonian scins view themselfs rather as security guards, not the guys who go out and insulting people. Let s call them small sized scinheads.
Then I asked if the Woodstock pub downstairs is open already. Yes he said and I went down. A cellar, kind of alternative sub culture we have in Germany, that s the way the environment looks like. I went further on and behind the bar there was a room where 6 or 7 people around the table were sitting and had a meeting. They were looking as they were part of a left wing anarcho scene, rather the opposite of scinheads. They saw me passing and one asked me what I was looking for. They were in a state of beeing pissed off with everything. I directly explained that I had seen the video before. And that I am covering this, but before I wanted to put the things the right way. Eventually one woman offered me to follow upstairs. She was the one with a perfect English. Going upstairs in the Woodstock we arrived in an after war space. Things broken, already piled up after cleaning 30 hours since the attack. They wanted the Woodstock to reopen it the other day. Also a reason why they were looking stressed out, but it was their pride to show they are there beside the experiences of that night. I started questioning how they defended the pub. All windows broken, and a hill of street stones shows what the attackers used as weapons among other things. Also fires were made with molotov coctails. The reason why the pub survived the assault were the socalled scins. They were throwing back the stones. Most other guests were hiding deeper behind the scene. The bar was strong enough to withstand the impact. Tables were turned with the plate towards the windows and used as barricades. When damages continued and the angry crowd outside were growing up to 200 people as they said, the guests found a way out. The rioters stormed in. At one point one thing the rioters did not realize, the way the guests had disappeared - something I should not explain - the Woodstockers find a way that saved their lives, as she remember it. The remaining rest of the pub was broken into pieces.
She knows an Argentinian restaurant owner who always emphasized that Estonia is a real quiet place comparing to others, now he wants to leave.
And only Estonian journalists and crews were there to cover this part. So it will be news only among Estonians. But that s the way it is.
Woodstock 1

Unten im Foto sind die zerborstenen Toilettenschuesseln zu sehen. Die extrem harte Steinplatte des Billardtischs in Truemmern. Viele Einrichtungsgegenstaende sind auch durch Feuer zerstoert.
Woodstock 2
Woodstock 3

Nur ein Teil der Steine
Woodstock

links die Tische, die als Barrikaden benutzt wurden, rechts die Bar, die die Verteidiger vor den Steinen schuetzte.
Woodstock 5

Eine zerborstene Tuer, rechts oben das Schloss.
Woodstock 6

Die Waffen unter anderem
Woodstock 7
Woodstock 8

Die lettische Saeima lehnt Unterstuetzungerklaerung fuer Estland ab

Samstag-Hauptschlagzeile in der Diena, Riga, Lettland. Estland erhaelt keine Unterstuetzung fuer die gegenwaertige Poltik (Auseinandersetzung mit Russland) vom lettischen Parlament. Die Diena hat die nein-stimmenden und ablehnenden Abgeordneten bereits in der gedruckten Ausgabe rot umkreist. Nicht wenige Letten diskutieren das als innenpolitisches Raenkespiel.
Es gibt nun einen derben Keil im Zusammenhalt der baltischen Staaten. Und das in der sogenannten Europaeischen Union.

Im gleichen Artikel veröffentlicht DIENA auch das namentliche Abstimmungsergebnis:
das NEIN für eine Unterstützungserklärung kam durch Enthaltungen und nicht abgegebene Stimmen zustande. 41 von 100 waren FÜR eine Unterstützung, 29 DAGEGEN, 11 Enthaltungen und ebenfalls 11 nahmen gar nicht an der Abstimmung teil.

Hier die Namen:

BEFÜRWORTER einer Unterstützung der estnischen Position:
Augulis Uldis (ZZS)
Ābiķis Dzintars (TP)
Āboltiņa Solvita (JL)
Bendrāte Silva (JL)
Briedis Uldis (TP)
Circene Ingrīda (JL)
Čepāne Ilma (JL)
Dobelis Juris (TB/LNNK)
Eglītis Jānis (TP)
Emsis Indulis (ZZS)
Grava Uldis (JL)
Grīnblats Māris (TB/LNNK)
Ģīlis Valdis (TP)
Kalniņš Imants (TB/LNNK)
Kalniete Sandra (JL)
Kampars Artis (JL)
Kariņš Krišjānis (JL)
Klaužs Jānis (TP)
Ķikuste Sarmīte (JL)
Laicāns Gunārs (TB/LNNK)
Latkovskis Ainars (JL)
Lācis Visvaldis (ZZS)
Leiškalns Kārlis (TP)
Līdums Leons (TP)
Muižniece Vineta (TP)
Mūrniece Linda (JL)
Ozoliņš Leopolds (ZZS)
Paegle Vaira (TP)
Putniņš Pauls (ZZS)
Rasnačs Dzintars (TB/LNNK)
Reirs Jānis (JL)
Repše Einars (JL)
Rībena Inguna (JL)
Segliņš Mareks (TP)
Seile Anna (TB/LNNK)
Šadurskis Kārlis (JL)
Šķesters Staņislavs (ZZS)
Tabūns Pēteris (TB/LNNK)
Zaķis Dzintars (JL)
Ziedone–Kantāne Ausma (JL)
Zommere Ērika (TP)

mit NEIN stimmten:
Agešins Valērijs (SC)
Barča Aija (TP)
Bērziņš Andris (LPP/LC)
Buhvalovs Valērijs (PCTVL)
Buzajevs Vladimirs (PCTVL)
Cilevičs Boriss (SC)
Fjodorovs Sergejs (SC)
Golubovs Aleksandrs (SC)
Kabanovs Nikolajs (PCTVL)
Klementjevs Ivans (SC)
Klementjevs Andrejs (SC)
Krastiņš Māris (TP)
Krauklis Vents (TP)
Kučinskis Māris (TP)
Lagzdiņš Jānis (TP)
Mackevičs Anatolijs (LPP/LC)
Mirskis Sergejs (SC)
Mitrofanovs Miroslavs (PCTVL)
Orlovs Vitālijs (SC)
Pliners Jakovs (PCTVL)
Ribakovs Ivans (SC)
Rubezis Ziedonis (TP)
Rubiks Artūrs (SC)
Rugāte Anta (TP)
Sokolovskis Juris (PCTVL)
Tutins Jānis (SC)
Urbanovičs Jānis (SC)
Ušakovs Nils (SC)
Vidavskis Aleksejs (SC)

ENTHALTUNGEN:
Aizbalts Vitālijs (LPP/LC)
Ārbergs Māris (TP)
Dalbiņš Juris (TP)
Dukšinskis Jānis (LPP/LC)
Feldmane Inta (LPP/LC)
Jaundžeikars Dzintars (LPP/LC)
Pauls Raimonds (TP)
Porietis Jānis (TP)
Stepaņenko Vjačeslavs (LPP/LC)
Turlais Dainis (LPP/LC)
Valers Imants (TP)

nicht an der Abstimmung nahmen teil:
Blumbergs Guntis (ZZS)
Bresis Vilnis (ZZS)
Brigmanis Augusts (ZZS)
Dolgopolovs Sergejs (SC)
Hanka Pēteris (ZZS)
Kāposts Andis (ZZS)
Līdaka Ingmārs (ZZS)
Silaraupa Ligita (ZZS)
Strazdiņš Jānis (ZZS)
Šmits Jānis (LPP/LC)
Upenieks Gunārs (ZZS)

Abkürzungen: TP - Tautas Partija / Volkspartei, ZZS = Grüne & Bauernpartei, LPP/LC = erste Partei / Lettischer Weg, PCTVL = für Menschenrechte in einem geeinigten Lettland, SC = Harmonie Zentrum, JL = Neue Ära, TB/LNNK = Vaterlandspartei,

Freitag, Mai 04, 2007

Eine Woche spaeter


Eine Woche spaeter
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Gestern gab es ein Bloggertreffen im Nemeta in der Altstadt Tallinns. Die professionellen Medienleute haben Zugriff zu Einzelheiten, die das Bild der Ereignisse noch komplizierter machen.

Deshalb erstmal nur eine harmlose Episode, die dort erzaehlt wurde, kurz nach den Unruhetagen. Ereignet hat sie sich in einer Klasse der Medienschule in Tallinn. Scott ein Dozent hat sie in seiner Vorlesungsstunde selbst erlebt. Seine Studenten sind Esten, Esten mit russischem Hintergrund, andere kommen aus baltischen Nachbarlaendern oder noch weiter her.
Eine Kommilitonin ist eine estnische Russin, verliest ab und zu in einem Fernsehkanal die Wetternachrichten. Sie erschien im Unterricht mit gebrochenen Mittelfinger, einbandagiert. Die Esten fragten spoettisch, wo sie sich das wohl zugezogen habe (Anspielung auf die Pluenderungen und Gewalt letzter Woche). Darufhin springt sie ploetzlich auf, zeigt auf die Esten und schreit in ihre Richtung: Screw you, screw you!!! My family lived here in the independence time, all the time we were Estonians..."

In der Klasse herrscht Totenstille.
Scott geht nach der Vorlesung zu ihr, und gratuliert fuer ihre Geste. Sie schien in diesem Moment notwendig zu sein.

Das Foto oben: eine lettische Studentin faehrt zum Wochenende nach Hause, ebenfalls eingeschrieben an einer Medienschule, der Concordia in Tallinn. Sie hat die Ereignissse nur am Fernsehen verfolgt. Sie meint, die Studenten naehmen das Thema nicht soo ernst.
Auf die Frage, ob so was auch in Lettland denkbar sei, sagt sie: Das koenne sie sich nicht vorstellen.

Update:
Ich bin hin und hergerissen, ob die Zeichen auf Entwarnung stehen. Das hier hat jemand uebersetzt, Zitat aus einer Ansprache an die estnischen Schueler heute:
Ich hoffe, dass die Schüler die an den Krawallen teil hatten, waren sich nicht bewusst, was sie taten. Sie waren in einen ungesunden Eifer geraten, und waren von den Personen ausgenutzt, die Jungendliche in ihren politischen Spielen einsetzen. Neben der Familie spielt Schule eine große geselleschaftliche Rolle, und deswegen rechne ich mit Ihnen, sehr geehrte Lehrer!

Liebe Schüler, wenn jemand euch in eurer Schule scharfmachen wird, bitte, schreibt mir eine Mail.


Es ist bekannt in Tallinn, dass nach den Pluenderungen Schueler mit Armani Klamotten zum Unterricht kamen.

Der Grund, es kursieren Emails mit dem Aufruf zum bewaffneten Aufstand. Auch eine Kommilitonin von der lettischen Studentin oben hat so eine Email erhalten. Der 9. Mai.
Giustino von Itching for Eestimaa hat Hoffnung, es soll tagelang regnen. Also hoffen wir auf einen Wintereinbruch.

Donnerstag, Mai 03, 2007

Pronkssõdur - Ein Platz zum Trauern

Darum dreht sich die Krise zwischen EU-Estland und Russland. Der Bronzesoldat ist auf diesen Soldatenfriedhof umgesetzt worden. Russische Friedhofgänger heute bei der Grabpflege unmittelbar hinter der umstrittenen Statue.
Die erste Person, die sich dem Denkmal mit einer Kerze nähert ist eine Soldatenwitwe, sie steht etwas versteinert da. Spricht bedächtig ein paar Worte. Hier könne sie jetzt um ihren Mann trauern, in diesem Park und Friedhof, und nicht an der alten Stelle, zwischen Verkehr, politischem Gezerre. Sie ist eine Estin.
Pronkssodur

Pronkssodur

A monument will be unvailed at this location in June 2007
Pronkssodur

Nun auch bei uns

Mündliche Anfrage der Europaparlamentarierin Sahra Wagenknecht (Linkspartei.PDS) an die EU-Kommission bezüglich der »geplanten Zerstörung sowjetischer Denkmäler in Estland, d...
junge Welt.
Wer es glaubt wird selig. Ich hoffe, ich muss das nicht weiter kommentieren. Aber das ist auch ein Folge der Kommunkationsprobleme der estnischen Politik und Medien gerade mit dem deutschen Sprachraum. Es gibt keine Übersetzungen estnischer Tageszeitungen, zumindest der wichtigsten Meldungen ins Deutsche im Internet. Kein Wunder, dass russische Quellen dominieren. Selbst die Polen schicken zum Teil ihre Korrespondenten nach Estland, und, wie ich nach einer kurzen Unterhaltung in einem Internetcafe in Tallinn mit einem polnischen Journalisten erfahren konnte, recht ahnungslos.
Also, es ging um die VERSETZUNG und NEUEINWEIHUNG eines Denkmals und nicht um den Abriss sowjetischer Denkmäler.
Und wenn ich es schaffe gibt es hier bald Fotos, ich fahre nämlich heute dorthin, wo unser Pronkssõdur mittlererweile steht.

Mittwoch, Mai 02, 2007

Das alltägliche Leben


Das alltaegliche Leben
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Ich muss mal zwischendurch was anderes posten. Das ist ein Ort, wo sich englischsprachige Zugereiste, russischsprachige Esten, Nichtesten, Esten, ja und sogar Koreaner, die in Tallinn leben, treffen. Und wenn die Esten merken, dass die Verkäuferin nach ein paar Saetzen Estnisch passen muss, geht das Ganze häufig auf Russisch weiter. Wer als Ausländer es auf Englisch versucht, bei einer russischsprachigen Angestellten, dem wird auch manchmal auf perfektem Englisch geantwortet. Folge, ich habe mir heute einen bunten Plüschelefanten aus Russland als Mitbringsel andrehen lassen. Eigentlich gefällt er mir auch.

Dienstag, Mai 01, 2007

Tallinn - So beginnt der Mai


Tallinn-Jens-016
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Die Szene auf Toompea, Regierungssitz und Parlament wirkt wie eine Miniaturausgabe der Barrikadenzeit von 1991. Betonbloecke schuetzen das Gelaende, das doppelt gesichert ist. Polizei ueberall. Die uebliche Kriminalitaetsrate ist wohl in der Altstadt gegen null gesunken.
Tallinn-Jens-014
Trauerblumen fuer die bisher 9 gefundenen Toten, an der Stelle, wo die archaeologischen Grabungen im Zelt stattfinden.


Tallinn-Jens-020
Geflickte Scheiben in der Altstadt


Update: 2. Mai. Aleks ist der Autor von All about Latvia. Ein russischstaemmmiger Lette in den USA, der seinen Blog zum grossen Teil seiner eigenen Identitaetskriese schuldet. Hier sein Blick auf Estland.