Mirjam Mesak ist wohl vor allem in zwei Regionen ein bekannter Name: in Estland, und in München. An der Staatsoper in München ist sie festes Mitglied des Ensembles. Nun haben musikinteressierte Menschen eine ganz neue Möglichkeit, die inzwischen 32 Jahre junge Estin kennenzulernen: im September 2022 feierte der Film Orphea in love von Regisseur Axel Ranisch an der Bayerischen Staatsoper Premiere mit Mirjam Mesak in der Hauptrolle.
Seitdem ist der Film im Programm mehrerer Festivals gelaufen, neben dem Filmfest München auch bei den "Hofer Filmtagen", beim "Filmfestival Cottbus" und beim "Bremer Filmfest". Wie es der Regisseur Axel Ranisch denn geschafft habe, die Opernsängerin für die Rolle zu gewinnen, wurde Schauspieler Heiko Pinkowski ("Höllbach") nach der Vorführung in Bremen gefragt. Das sei im wesentlichen eine Sache des gegenseitigen Vertrauens, meinte Pinkowski. "Er hat ein paar Aufnahmen gemacht, hat sie ihr gezeigt, um ihr das Gefühl zu geben wie sie im Film wirkt." Außerdem sei das kein "Opernfilm" - obwohl ja die allseits bekannte Legende von "Orpheus" die Grundlage bildet, und ausschließlich Opernmusik zu hören ist. Der bessere Ausdruck sei "musikalisches Liebes-Märchen". Natürlich habe es ihr auch geholfen, dass sie im Film eben auch ein estnisches Mädchen habe spielen dürfen, meinte Mirjam Mesak im Filmgespräch zur Premiere. "Inzwischen bin ich so in die Rolle der Nele reingewachsen, sie ist jetzt ein Teil von mir."
Regisseur Ranisch ist dafür bekannt, dass oft nahezu "improvisiert" gedreht wird - also vieles schon nach dem ersten Dreh "im Kasten" ist. "Nahezu 90%" von "Orphea in Love" sei auf diese Weise - allerdings nach langen Vorgesprächen - entstanden, so Pinkowski. "Ich wollte einfach meine Lieblingsmusik und das, was Oper für mich bedeutet, in eine andere Form gießen", erklärt Ranisch im Gespräch mit BR-KLASSIK.
Auffällig im Film ist auch die einfühlsame Art, wie die Kamera hier die getanzten und gesungenen Szenen eingefangen hat. Fast schwebend wirken manchmal die Darstellerinnen und Darsteller, alles hat eine poetische Leichtigkeit. Kameramann Dennis Pauls sei es auch gewesen, der die meisten Locations für die Drehs aufgespürt habe (mubi). Das, was hier als Film-Opernhaus dargestellt wird, wurde zum Beispiel in der Außendarstellung in Stralsund und im Innenraum in München gedreht. Einige eher industriell geprägte Orte der Handlung wirken fast wie außerhalb von Raum und Zeit, während Szenen, die an der deutschen Ostseeküste entstanden, ein klarer Rückblick auf Neles Kindheit und Jugend (in Estland?) darstellt. Estland als Land kommt allerdings im Film nicht vor.
In Estland wird man sich sicher auch noch an die andere Mijam Mesak erinnern: als Beteiligte beim European Song Contest (ESC). 2007 war Mesak Backgroundsängerin für Gerli Padar war, der mit seinem Lied "Partners in Crime" im ESC-Halbfinale ausschied. 2009 war Mesak erneut als Backgroundsängerin aktiv, und zwar bei "Urban Symphony", die mit dem Song Rändajad den sechsten Platz erreichte. 2007 gab es mit "Far Away and Here" (Samas kaugel ja siin) sogar ein Soloalbum.
2012 schloss sie dann ihr Studium (klassischer Gesang) an der Georg Ots Musikschule Tallinn ab, und setzte ihr Studium an der Guildhall School of Music & Drama in London fort. Ihre Vielseitigkeit kommt vielleicht auch durch eine im estnischen Fernsehen gemachte Aussage zum Ausdruck: "Irgendwie war ich in der Jugend auch ein großer Metall-Fan" (err) Außerdem sei sie sehr von Liisi Koikson und ihren Liedern beeinflußt worden. "Ihr Album, dass ich mit 14 gekauft habe, höre ich auch heute noch." (err)
Erst im Oktober 2022 gab Mirjam Mesak ihr erstes abendfüllendes Opernkonzert in ihrem Heimatland Estland (err / delfi / Postimees)