Die 1969 in Tartu geborene frisch gewählte Präsidentin hat eine interessante Karriere hinter sich - vielleicht auch typisch für die Entwicklung Estlands in den vergangenen Jahrzehnten. Kaljulaid studierte zunächst Biologie, ihre Schwerpunkte damals werden mit Ornithologie einerseits und Genetik andererseits angegeben. Sie schloss dann aber ein Studium der Betriebswirtschaft an und ging in die Wirtschaft. Damals bereits junge Mutter, ging sie zunächst zu "Eesti Telefon" als Verkaufsleiterin, dann als Projektmanagerin zur "Hoiupank", um schließlich einen Posten im Investmentbanking der "Hansapank" zu übernehmen (bevor Hansapank an die Swedbank verkauft wurde). 1999, als Mart Laar (Ismaaliit / Vaterlandsunion) sein zweites Regierungskabinett bildete, wurde Kersti Kaljurand zu seiner Beraterin in Wirtschaftsfragen - drei Jahre lang. In dieser Zeit waren Siim Kallas Finanzminister und Toomas Hendrik Ilves Außenminster Estlans. 2002 wechselte Kaljulaid dann als Direktorin zum Iru Kraftwerk, einem Heizkraftwerk in Maardu in der Umgebung von Tallinn. 2004, nach dem Beitritt Estlands zur Europäischen Union, wurde Kaljulaid zur Vertreterin Estlands beim Europäischen Rechnungshof ernannt. Ihr Dienstsitz war seither also die Rue Alcide De Gasperi in Luxembourg. Der Rechnungshof wacht über die korrekte Verwendung der EU-Finanzen.
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In Estland trat Kaljulaid immer wieder in der Öffentlichkeit auf, teilweise mit eigenen Beiträgen im Radio und für Zeitungen, sie engagierte sich auch für die Belange der Universität Tartu. Dennoch ist sie auch in Estland weit weniger bekannt als die vorher vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten - und so gilt als einer ihrer ersten Vorhaben als Präsidentin, übers Land zu reisen und die einzelnen Regionen zu besuchen.
Als "Präsidentinnengatte" wird Estland sich an Georgi-Rene Maksimovski gewöhnen müssen, mit dem Kirsti Kaljuraid in zweiter Ehe verheirat ist und mit dem sie zwei Söhne hat. Eine Tochter und ein Sohn stammen aus erster Ehe. Ein Halbbruder, Raimond Kaljulaid, ist als Lokalpolitiker für die Zentrumspartei im Bezirk Põhja in Tallinn aktiv.
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