Mittwoch, Oktober 01, 2014

Enten-Image


Was soll uns dieser Slogan sagen? Die estnische Tourismuswerbung hat sich mal wieder Gedanken gemacht, wie sich das estnische Image von anderen unterscheiden kann - und ist auf die Ente gekommen.

E-Estonia - nun als "Enten-Estonia"? Oder alles nur eine (Zeitungs-)Ente? Nein, die Information kommt von einer offenbar in estnischem (und nicht "entischem") Auftrag arbeitenden Agentur im hessischen Kronberg.

Manche verbinden das Stichwort "Ente" ja auch - gerade unter Studierenden - mit sehr beliebten, eher französisch gebauten Autotypen. Andere mit einer in Holland geborenen und in Deutschland bekannt gewordenen Fußballgröße, die wegen seiner krummen Beine den Spitznamen "Ente" verliehen bekam. Aber mit Estland - Entenland? Vielleicht soll es anschließen an den lettischen Slogan "langsam genießen"; in gemächlichem Trab, immer hübsch alle hintereinander (im "Entengang") ... - nein, kommt mir gar nicht estnisch vor. Wenn auch nur drei Estinnen oder Esten nacheinander dasselbe tun würden, nur weil es ihnen jemand vorgemacht hat (die Chef-Ente?) - nein, unestnisch eigentlich. Allenfalls "Mir nach, da vorn riecht es nach Wasser!" - das könnte Esten reizen.

"Im Buddhismus wird die Ente als Sinnbild für die Unterdrückung des Bösen angesehen" - meint Wikipedia dazu. Aber soviel Hintersinn wollen wir einer hessischen Werbeagentur mal lieber nicht unterstellen. Besorgniserregend scheint weiter zu sein, dass die Abbildung sechs Erpel ("Enten-Männer"), aber nur eine weibliche Ente zeigt. Wo sind die estnischen Frauen hin? Haben sie andere Interessen als den Entengang zur "Rush-Hour"?

Auch Donald, die Ente aus dem Disneyland, könnte uns noch in den Sinn kommen (doch nein: zu vorlaut, auch wenig estnisch ...).
"Die Ente gesellt sich an Ihre Seite, wenn es Zeit ist, das Herz zu weiten" (die Ente als "schamanisches Krafttier"). Wollen wir das glauben? Nachzulesen auf "spirituell-auf-deine-weise.de". "Ob Jagdgetier, Kunstgegenstand, Dekoration oder Braten aus der Mästerei - der Mensch schätzt keinen Vogel so wie die Ente" meinte DER SPIEGEL bereits 1991 (von "der Wende" inspiriert?). Und weiter: "Von jeher galt die Ente im Volksglauben als Glücksbringer und Wohlstandssymbol. Ihr wurden Goldene Eier zugetraut." Nun ja, in diesem Fall liegen die Hoffnungen vielleicht auf Seiten der Werbeagentur.

Oder, liebe Estinnen und Esten, was denkt ihr?

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