Die Schweiz stellt für Estland 40 Millionen Franken zur Verfügung, berichtet die dafür eigens eingerichtete Webseite des schweizer-estnischen Kooperationsprogramms. Bis 2017 sollen in Estland 18 Projekte umgesetzt werden, heißt es da. Ziel: "Verminderung der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten."
Mutig, der Schweizer, oder? Wenn auch der Este oder die Estin selbst nicht gern über mögliche soziale Ungleichheiten reden - schließlich sind wir das Land des Internet und der digitalen Staatsbürgerschaft - die Schweizer wollen Estland bis zum Jahr 2017 besser machen. Bis dahin sollen 18 Projekte mit dem oben benannten Ziel abgeschlossen sein, geleitet vom "Schweizer Büro für die Umsetzung des Erweiterungsbeitrags" - hoffentlich nicht so bürokratisch, wie der Name klingt.
Erstaunlich ist der Blick auf die Landkarte, welche die Schweizer den an ihren Projekten bieten: Neben der estnischen Hauptstadt Tallinn sind da nur noch Viljandi und Haapsalu zu sehen. Also ist dort die Ungleichheit am größten? Oder sind es zentrale Punkte der Schweizer Aktivitäten?
Teilweise ist es wohl so, das zeigen die aufgeführten Projektbeispiele. Technische Hilfe für ein Kinderkrankenhaus in Tallinn, Unterstützung für Kinderheime in Viljandi, Sarepedi, Juru und Elva, und vier energieeffizient genutzte Gebäude werden gebaut: in Rakvere, Lasva und Haapsalu Kindergärten, in Väätsa ein Altersheim. Vier der insgesamt 18 Projektvorhaben seien bereits abgeschlossen, heißt es. Die anhand der Karte vielleicht naheliegende Vermutung, größere Städte Estlands wie etwa Pärnu, Tartu oder Narwa würden dabei vielleicht ausgespart, bewahrheitet sich aber nicht. Es war wohl nur ein etwas eigenwilliger Kartenzeichner.
Info zu den Schweizer Projekten / Text des Kooperationsabkommens
Ist Estland eigentlich "baltisch"? Die estnische Sprache ist ja dem Finnischen ähnlich (finno-ugrisch), und das sogenannte "Baltikum" ist sowieso ein Behelfsbegriff ohne Grundlage. Noch viel zu wenig ist in Deutschland bekannt über Kultur und Geschichte, über Politik und Gesellschaft in Estland. Die jungen Europäer in Deutschland und Estland werden die Zukunft prägen! Wir rufen auf zur Diskussion.
Samstag, Oktober 25, 2014
Schweizer Ansichten
Labels:
Estland-Schweiz,
Soziales,
Wirtschaft
Mittwoch, Oktober 01, 2014
Enten-Image
Was soll uns dieser Slogan sagen? Die estnische Tourismuswerbung hat sich mal wieder Gedanken gemacht, wie sich das estnische Image von anderen unterscheiden kann - und ist auf die Ente gekommen.
E-Estonia - nun als "Enten-Estonia"? Oder alles nur eine (Zeitungs-)Ente? Nein, die Information kommt von einer offenbar in estnischem (und nicht "entischem") Auftrag arbeitenden Agentur im hessischen Kronberg.
Manche verbinden das Stichwort "Ente" ja auch - gerade unter Studierenden - mit sehr beliebten, eher französisch gebauten Autotypen. Andere mit einer in Holland geborenen und in Deutschland bekannt gewordenen Fußballgröße, die wegen seiner krummen Beine den Spitznamen "Ente" verliehen bekam. Aber mit Estland - Entenland? Vielleicht soll es anschließen an den lettischen Slogan "langsam genießen"; in gemächlichem Trab, immer hübsch alle hintereinander (im "Entengang") ... - nein, kommt mir gar nicht estnisch vor. Wenn auch nur drei Estinnen oder Esten nacheinander dasselbe tun würden, nur weil es ihnen jemand vorgemacht hat (die Chef-Ente?) - nein, unestnisch eigentlich. Allenfalls "Mir nach, da vorn riecht es nach Wasser!" - das könnte Esten reizen.
"Im Buddhismus wird die Ente als Sinnbild für die Unterdrückung des Bösen angesehen" - meint Wikipedia dazu. Aber soviel Hintersinn wollen wir einer hessischen Werbeagentur mal lieber nicht unterstellen. Besorgniserregend scheint weiter zu sein, dass die Abbildung sechs Erpel ("Enten-Männer"), aber nur eine weibliche Ente zeigt. Wo sind die estnischen Frauen hin? Haben sie andere Interessen als den Entengang zur "Rush-Hour"?
Auch Donald, die Ente aus dem Disneyland, könnte uns noch in den Sinn kommen (doch nein: zu vorlaut, auch wenig estnisch ...).
"Die Ente gesellt sich an Ihre Seite, wenn es Zeit ist, das Herz zu weiten" (die Ente als "schamanisches Krafttier"). Wollen wir das glauben? Nachzulesen auf "spirituell-auf-deine-weise.de". "Ob Jagdgetier, Kunstgegenstand, Dekoration oder Braten aus der Mästerei - der Mensch schätzt keinen Vogel so wie die Ente" meinte DER SPIEGEL bereits 1991 (von "der Wende" inspiriert?). Und weiter: "Von jeher galt die Ente im Volksglauben als Glücksbringer und Wohlstandssymbol. Ihr wurden Goldene Eier zugetraut." Nun ja, in diesem Fall liegen die Hoffnungen vielleicht auf Seiten der Werbeagentur.
Oder, liebe Estinnen und Esten, was denkt ihr?
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