Die Schauspieler Richy Müller und Tambet Tuisk in einer Szene der Tatort-Folge "Freigang" |
Wer den Gutsverwalter Mechmershausen noch vor Augen hat, wie er den Esten mit dem schlichten Spitznamen "Schnaps" in einer Scheune in die Enge treibt, die dann in Brand gerät - während die junge Oda um ihn bangt - der wurde von Tatort doch ziemlich enttäuscht. Die Story hatte ja angekündigt, dass Tuisk in der Rolle des "Holger Drake" der Hauptverdächtige im neuen Tatort-Mordfall sei, Müller - diesmal in der Rolle eines ermittelnden Kommissars - erneut sein Gegenspieler. Möglicherweise erneut spannende Konfrontationen blieben jedoch aus.
Kaum mehr als 20 Sätze darf der "Hauptverdächtige" Drake in diesem Fall von sich geben - so ist es eben, wenn der Regisseur eigene Ideen hat. Da findet man seine DNA am Tatort - aber die Kommissare müssen dennoch unbedingt erstmal alle internen Strukturen des Überwachungsbetriebs im Knast untersuchen, bevor sie den Fall lösen. Und dann ist Drake (Tuisk) auch schon sehr schnell tot - erschossen vom Sicherheitschef des Gefängnisses - sicherheitshalber. Liebe deutsche Regisseure! Falls ihr uns noch einmal einen estnischen Schauspieler präsentiert (worüber wir uns freuen würden!), dann nutzt doch lieber besser dessen Möglichkeiten.
"Am Tage ihrer Verurteilung haben sie ihrer Frau gedroht: sie würden sie finden, und sie würden sie umbringen!" insistiert der Kommissar. Gespannt wartet man auf die Antwort von Tuisk - denn als "Poll" gedreht wurde, gab er seine Antworten in Interviews nur in Englisch. "Ich habe ihr vergeben, schon vor Jahren. Ich will meine Ruhe." Der ausländische Akzent ist auffällig. Aber statt nun zu überlegen "der Mann ist offenbar Este" (oder auch "Osteuropäer") - da müssen wir sein persönliches Umfeld und seine Vergangenheit mal erforschen - folgt, wie gesagt, erstmal gar nichts. Tuisk bekommt - wie gewünscht - seine Ruhe. Ganze 60 (Film-)Minuten lang - bis Mechmershausen (Lannert), inzwischen als Kommissar incognito ins Gefängnis eingeschleust, ihn dann doch mal näher befragt. In der Zwischenzeit war angeblich "kein Rankommen" an den Verdächtigten. Und, wie gesagt, sein Hintergrund, Herkunft, Familienverhältnisse, frühere Wohnung, Ex-Nachbarn - was in anderen Krimis wie selbstverständlich auch Ermittlungsrichtung ist, oder sich schon aus den Akten ergibt, bleibt hier außen vor.
Na ja. Wenigstens war diesmal keine "estnische Mafia" oder "russische Kriminelle" im Spiel - im Zusammenhang mit Estland in deutschen Filmen immer auch gern genommen. Dass der Verdächtige offensichtlich kein Deutscher ist, darüber geht diesmal die Handlung einfach hinweg. Am Schluß wird Drake (Tuisk) gezwungen, in vom Wachpersonal verheimlichten Freigang einen weiteren Mordversuch zu begehen - den er mit dem Leben bezahlt. Um diese Story für logisch zu halten muss man wohl ganz fest an das Vorhandensein krimineller Absprachen bis hin zu Gefängnisverwaltung und zuständigen Ministerien glauben ("deutsche Mafia"?). Bleibt wirklich nur zu sagen: gebt Tambet Tuisk bitte nächstes Mal eine richtige Rolle zum Schauspielern! Dann müsste er nicht schon gleich in der ersten Szene wie ein Tiger im Käfig herumlaufen, um dann aber ziemlich belanglose Sätze von sich zu geben. Ungenutzte Potentiale zugunsten eines übermächtigen Drehbuchs und einer offenbar standardmäßig abgearbeiteten Regie.
Ich schau mir prinzipiell keine deutschen Filme an. Die sind meistens schlecht. Wenn sie doch einmal so halbwegs gut sind, stört dabei die Sprache der Schauspieler. Man müsste deutsche Filme mit deutschen Synchronsprechern synchronisieren, dann wären sie gleich besser. :) Werden in Estland Filme eigentlich synchronisiert, oder gibt es Untertitel?
AntwortenLöschenDanke Maria Sand :) Das ist mir auch durch den Kopf gegangen. Deutsche Filme müssten noch einmal synchronisiert werden damit sie gut klingen. Ist ja furchtbar, was man manchmal zu hören bekommt, inkl. Nuscheln und Lispeln.
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