Samstag, Oktober 06, 2012

Senegals Sonne in Sillamäe

Senegalesisch-Französisch-Estnisch: eine bunte Mischung sicherlich. Zumal wenn der Betroffene, Fußballspieler Kassim Aidara, nicht in Tallinn, Pärnu oder Tartu engagiert ist, sondern in Sillamäe. Bei "Transfermarkt.de" ist nun ein ausführliches Interview mit ihm zu lesen.
Estland-Freunde werden vielleicht genau hinhören bzw. -lesen. Ob wirklich in Sillamäe ein besserer Fußball gespielt wird als in Tallinn, das zu beurteilen mag noch Insidern der estnischen Fußball-Szene überlassen bleiben. Was macht der Senegalese wenn ihm in Sillamäe zu langweilig wird? Er geht nach Narwa, die Aidara als "nächste Großstadt" bezeichnet, wo er Shoppen und ins Kino gehen könne. Er spricht offenbar nur Englisch, kein Estnisch oder Russisch - hat allerdings einen russischen Berater, der ihm die Verträge in Estland vermittelt hat. Der Verein werde vom Hafen der Stadt Sillamäe gesponsort, so Aidara - da sind die russischen Netzwerke wohl klar. Die Spieler seien deshalb zufrieden, weil der Präsident "recht großzügig" sei und "ein offenes Ohr für die Spieler" habe. Was das im Einzelfall heißt, bleibt im Interview offen.

Aidaras Einschätzung des estnischen im Vergleich zum deutschen Fußball: die besten drei estnischen Mannschaften könnten in der deutschen 3.Liga mithalten. Aber das Interview offenbart nicht alles - der Leser ahnt, dass ein Leben als Fußballer in Bereichen, wo keine großen Summen verdient werden können nicht einfach ist. Zu seinem vorhergehenden Aufenthalt in Tallinn sagt Aidara: "Ich habe in einem Appartement gelebt und bekam vom Vereins-Restaurant drei Mahlzeiten am Tag". Nach Privatleben klingt das nicht. Immerhin spielt hier das Thema Ausländerfeindlichkeit keine Rolle. Aber was macht er, wenn er nicht Fußball spielt? Antwort: "dann denke ich an Fußball und bin mit meiner Familie telefonisch in Kontakt." Wo lebt die Familie eigentlich, ist er verheiratet, oder meint er nur die Eltern? Das läßt das Interview leider offen.

Interview Transfermarkt  / Aktuelles zur estnischen Meistriliiga

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen