Mauerfall, Wendejahr. Überblicke über die Geschehnisse in Osteuropa vor 20 Jahren wurden von allen großen Medien geliefert. Aber die Verkürzung fällt schon auf. Die Konzentration auf Polen und die anderen pseudo-selbstständigen Sowjet-Staaten. Nur was in der Sowjetunion vorging wird oft nur am Rande erwähnt. Beispiel: 2o minuten aus der Schweiz. Die UDSSR ist also gleich Gorbatschow. Gleiches Bild bei der österreichischen Seite Europa - 1989 geteilt 2009 geeint. Baltikum, Fehlanzeige auch hier.
Zur Erinnerung eine kleine Chronik der Schlagzeilen aus Estland in der deutschsprachigen Presse:
"Nur noch Wunder - Uno-Mitgliedschaft für Lettland, Wirtschaftsautonomie für Estland - die Balten fordern Unabhängigkeit von Moskau"
SPIEGEL Nr. 26 1988
"Drei verratene Völker - Wie die baltischen Republiken von Hitler ausgeliefert, von Stalin unterworfen wurden"
Die Zeit Nr.41 7. Oktober 1988
"Wir reiten auf einem Tiger - SPIEGEL Redakteur Jörg R. Mettke über die Volksfront in Estland"
Spiegel Nr. 41 1988
"Volksfronten blühen im Baltikum - Nach Litauen und estland haben sich jetzt auch in Lettland die unabhängigen Gruppen zur "Volksfront" erklärt"
taz 10.10.1988
"Wir wollen keine Fremdbestimmung durch Bürokraten - Die estnische Ökonomin Marju Lauristin ist eine der sieben gewählten Führungsmitglieder der "Volksfront" in Estland"
taz 10.10.1988
"Vom Balkan bis zum Baltikum In allen sozialistischen Staaten regt sich das Selbstbewußtsein der Völker"
Die Zeit Nr. 42 14. Oktober 1988
"Schlimme Garotte - Die Esten gegen Moskau - zwischen der Zentralgewalt und den Balten zeichnet sich ein Verfassungskonflikt ab"
SPIEGEL Nr.47 1988
"Baltikum - Nur ein Wunder kann helfen"
und
"Mein Vaterland ist meine Liebe" - Im Baltikum wächst die Ungeduld. Vor allem in Estland werden Gorbatschows Reformversprechen wörtlich genommen - Wie Estland zum Experimentierfeld der Perestrojka wurde"
Die Zeit Nr. 49 2. Dezember 1988
"Deutliche Warnung Moskaus an das Baltikum - die "Die Prawda" nennt einige Aspekte der Reformbewegungen rechtswidrig und undemokratisch"
und
"Die Balten hören nicht auf Moskau"
SZ 19/20.11. 1988
englischsprachig:
"Sovereignty Now - In Estonia legislators call for a constitional new deal"
TIME 28.11.1988
"Der Schritt über den Rubikon -Verfassungsänderungen in Moskau - Esten, Letten und Litauer machen Ernst mit ihrem Anspruch auf Autonomie"
Die Zeit Nr. 48 25. November 1988
"Panzer in Baku, Ordnungstruppen in Eriwan, Massenkundgebungen in baltischen Städten: In den Randrepubliken der UDSSR formiert sich Widerstand gegen die Zentralgewalt - Opposition gegen Moskau - Gorbatschows Verfassungsreform stößt in vielen Unionsrepubliken auf Ablehnung"
und
"Reform säen, Sturm ernten - Aufruhr und Widerstand: Was wird aus Gorbatschows Erneuerung von oben?"
Die Zeit Nr. 49 2. Dezember 1988
Anmerkung: rahvarinne.ee hat eine Quellensammlung. Darunter gehört auch das dokumentierte Jahr 1988, unten am 17. Juni 1988, da bequemten sich die damaligen Westkorrespondenten in Moskau nur selten ins Baltikum, ein Grund mit, warum die aufkommende Entwicklung oft aus Gorbatschows Sicht kommentiert wurde. Das hält bis heute an. hier die Fotoseite.
Danach dauert es noch ein Jahr bis zum Baltischen Weg 1989, dann noch ein Jahr im spannungsreichen 1990, das im Januar 1991 in die militärischen Übergriffe von Sowjeteinheiten in Litauen und Lettland mündet. Bis im August 91 mit dem Putsch in Moskau die Unabhängigkeit wiederhergestellt wurde.
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