Sonntag, November 29, 2009

Welche Aufnahme ist älter?



Originally uploaded by Petra M.V.
Der Blick hat mich fasziniert, 1992, etwa die gleiche Perspektive in Tartu. Unter einer Brücke, die über den Emajogi führt, und etwa zur gleichen Tageszeit aufgenommmen, 17 Jahre vorher und später.

Tartu 1992 bridge

Montag, November 23, 2009

Lila-Tram


purple_tram
Originally uploaded by Under Aurora Borealis
"Under Aurora Borealis" meint, Tallinn braucht Farbe. Wahrscheinlich richtig. Es ist November, nicht gerade der einfachste Monat im Nordosten.

Dienstag, November 17, 2009

Das Wendejahr "1989"?



Mauerfall, Wendejahr. Überblicke über die Geschehnisse in Osteuropa vor 20 Jahren wurden von allen großen Medien geliefert. Aber die Verkürzung fällt schon auf. Die Konzentration auf Polen und die anderen pseudo-selbstständigen Sowjet-Staaten. Nur was in der Sowjetunion vorging wird oft nur am Rande erwähnt. Beispiel: 2o minuten aus der Schweiz. Die UDSSR ist also gleich Gorbatschow. Gleiches Bild bei der österreichischen Seite Europa - 1989 geteilt 2009 geeint. Baltikum, Fehlanzeige auch hier.
Zur Erinnerung eine kleine Chronik der Schlagzeilen aus Estland in der deutschsprachigen Presse:

"Nur noch Wunder - Uno-Mitgliedschaft für Lettland, Wirtschaftsautonomie für Estland - die Balten fordern Unabhängigkeit von Moskau"

SPIEGEL Nr. 26 1988

"Drei verratene Völker - Wie die baltischen Republiken von Hitler ausgeliefert, von Stalin unterworfen wurden"

Die Zeit Nr.41 7. Oktober 1988


"Wir reiten auf einem Tiger - SPIEGEL Redakteur Jörg R. Mettke über die Volksfront in Estland"

Spiegel Nr. 41 1988
"Volksfronten blühen im Baltikum - Nach Litauen und estland haben sich jetzt auch in Lettland die unabhängigen Gruppen zur "Volksfront" erklärt"

taz 10.10.1988

"Wir wollen keine Fremdbestimmung durch Bürokraten - Die estnische Ökonomin Marju Lauristin ist eine der sieben gewählten Führungsmitglieder der "Volksfront" in Estland"

taz 10.10.1988
"Vom Balkan bis zum Baltikum In allen sozialistischen Staaten regt sich das Selbstbewußtsein der Völker"

Die Zeit Nr. 42 14. Oktober 1988
"Schlimme Garotte - Die Esten gegen Moskau - zwischen der Zentralgewalt und den Balten zeichnet sich ein Verfassungskonflikt ab"

SPIEGEL Nr.47 1988
"Baltikum - Nur ein Wunder kann helfen"


und

"Mein Vaterland ist meine Liebe" - Im Baltikum wächst die Ungeduld. Vor allem in Estland werden Gorbatschows Reformversprechen wörtlich genommen - Wie Estland zum Experimentierfeld der Perestrojka wurde"

Die Zeit Nr. 49 2. Dezember 1988

"Deutliche Warnung Moskaus an das Baltikum - die "Die Prawda" nennt einige Aspekte der Reformbewegungen rechtswidrig und undemokratisch"


und

"Die Balten hören nicht auf Moskau"

SZ 19/20.11. 1988

englischsprachig:
"Sovereignty Now - In Estonia legislators call for a constitional new deal"

TIME 28.11.1988

"Der Schritt über den Rubikon -Verfassungsänderungen in Moskau - Esten, Letten und Litauer machen Ernst mit ihrem Anspruch auf Autonomie"

Die Zeit Nr. 48 25. November 1988

"Panzer in Baku, Ordnungstruppen in Eriwan, Massenkundgebungen in baltischen Städten: In den Randrepubliken der UDSSR formiert sich Widerstand gegen die Zentralgewalt - Opposition gegen Moskau - Gorbatschows Verfassungsreform stößt in vielen Unionsrepubliken auf Ablehnung"


und

"Reform säen, Sturm ernten - Aufruhr und Widerstand: Was wird aus Gorbatschows Erneuerung von oben?"

Die Zeit Nr. 49 2. Dezember 1988

Anmerkung: rahvarinne.ee hat eine Quellensammlung. Darunter gehört auch das dokumentierte Jahr 1988, unten am 17. Juni 1988, da bequemten sich die damaligen Westkorrespondenten in Moskau nur selten ins Baltikum, ein Grund mit, warum die aufkommende Entwicklung oft aus Gorbatschows Sicht kommentiert wurde. Das hält bis heute an. hier die Fotoseite.


Danach dauert es noch ein Jahr bis zum Baltischen Weg 1989, dann noch ein Jahr im spannungsreichen 1990, das im Januar 1991 in die militärischen Übergriffe von Sowjeteinheiten in Litauen und Lettland mündet. Bis im August 91 mit dem Putsch in Moskau die Unabhängigkeit wiederhergestellt wurde.

Mittwoch, November 11, 2009

Gefrorene Äpfel


Frozen apples
Originally uploaded by Katja Maasing
Katja Maasing hat einen Eindruck der ersten großen Wintereinbruchs in Estland festgehalten. Wahrscheinlich nur vorübergehend. November ist noch zu früh.

Donnerstag, November 05, 2009

Sing, Taarka, sing!

"Der erste Film in der Sprache der Seto," so war "TAARKA" angekündigt, der 2008 in Tartu uraufgeführt wurde und inzwischen - mit viel Glück - ab und zu auch auf internationalen Festivals zu sehen ist. Interessierte Filmfans seien vorgewarnt: denjenigen, die diesen Film gesehen und erlebt hat, bleiben nachher mehr Fragen als vorher.

TAARKA ist kein "Dokumentarfilm" in dem Sinne, dass ein Sprecher mit sonorer Stimme aus dem Hintergrund Situationen und geschichtliche Zusammenhänge erklärt. Die Geschichte der Darja Pisumaa (so die Seto-Sängerin Hilana Taarka mit bürgerlichem, estnischem Namen) wird zwar erzählt, indem einzelne Sequenzen auch geschichtliche Daten einblenden und sich darauf beziehen. 1856 geboren und 1933 gestorben stellt "Taarka" sowohl für die Seto-Kultur (dessen Angehörige im Deutschen auch "Setukesen" genannt werden) als auch als Figur einer "starken Frau" einen Mythos dar.

Vielleicht hat ein Film dann einen Sinn, wenn den Zuschauern auch nachher noch Bilder und Eindrücke im Gedächtnis bleiben. Wie die junge Taarka in einem Tümpel Kontakt zu einer Kröte sucht, wie sie am Rande eines Dorffestes ihre erste Romanze mit einem Dorfjungen erlebt. Oder wie sie später gemeinsam mit ihrer Tochter zu Hochzeiten oder anderen Festlichkeiten ins Dorf kommt und den Widerwillen vor allem der Frauen des Dorfes ihr gegenüber zu überspielen versucht. Oder die Kette, das letzte Stück Schmuck was der jungen Frau blieb, die dann im herunterhängenden Zweig eines Baumes hängen bleibt und später, viel später von der eigenen Tochter wiedergefunden wird. Oder vielleicht wie eine kleine Gruppe Seto-Frauen in Festtracht auf einem unendlich klein scheinenden hölzernen Schiff hinüber nach Helsinki gebracht werden, um vor einer erlesenen finnischen Zuhörerschar am Ende dem finnischen Präsident (und striktem Antialkoholiker) eine Flasche Schnaps als "Liederöl" zu empfehlen.

Wie nah liegen Geburt und Tod, Schicksal und Glück, Ehre und Schande beieinander in diesem Film! Ein Kind wird gezeugt, aber nur eine kurze Szene lang darf deutlich werden, dass die junge Taarka es nicht ernähren wird können, und der Kindsvater Abstand nimmt. Schon in der nächsten Szene wird es begraben. Viele andere Szenen im Film geben vor allem den schweren Dorfalltag aus der Sicht der Frauen wieder - nicht nur der Alltag ist schwer, auch die Eskapaden und Anmaßungen der Männer müssen erduldet und erlitten werden.

Eine meiner Lieblingsszenen: die Ankunft der "finnischen Wissenschaftler" im Seto-Dorf. "Ich werde sie erforschen!" Eine junge blonde Frau mit hoch gesteckten Haaren tänzelt nervös zwischen den Dorfbewohnern umher (in Hosen!). Ihr Wissenschafts-Kollege, ausgerüstet mit vielen neuartigen Meßinstrumenten und Aufnahmegeräten, ihm scheint es wohl zu gelingen, einer Frau wie Taarka endlich mehr Geltung zu verschaffen im Dorf. Aber da lebt die Seto-Sängerin schon abgeschieden außerhalb (im Moor?). Sie gewinnt den Wettstreit mit den anderen: es bedarf nicht nur stundenlangen Singens, nein vor allem sind die angereisten Ethnologen an in Gedichtzeilen gefasste Beschreibungen des Alltagslebens der Seto interessiert. Und in diesen Disziplinen ist Taarka unschlagbar. 
Eindrucksvolle Schauspieler, die Kameraführung und die Einstellungen, auch die Filmmusik tragen dazu bei, dass dieser Film ein paar Bilder im Kopf hinterlässt. "Sing, Taarka, sing" diese Aufforderung bedeutete in vielen Phasen ihres Lebens für die eigentliche historische Figur und Filmheldin die einzige Möglichkeit auch für ihr Überleben zu sorgen. Denn mit ihrer direkten Art, ihrer Suche nach echtem Gefühl, nach Liebe und Lebenslust, war sie alles andere als geschaffen für ein abgeschiedenes Dörflerinnenleben. Am Ende wird klar: Ich habe es geschafft, mein Leben. Wenn dieses möglich ist, wie blass wird da vieles andere angeblich Unmögliche?


Mehr Info zum Film




Dienstag, November 03, 2009

Estland - "according to Estonians"

Das ist der zweite Streich nach dem Video "Europe according to Estonians". Viele Kommentare bei Youtube haben bezweifelt, dass die Urheber Esten sind. Jetzt folgt das zweite Video, und das verlangt schon eine Menge Insiderwissen. Dahinter stecken Studenten in Tartu.


Tipp von: Antyx