Was zeichnet das Wohnen in Deutschland aus? Vielleicht in der Mehrheit die Wohnzimmer-Schrankwand mit der gegenüberliegenden Sofa-Garnitur und Tisch. Aber sagt das schon alles aus? Es gibt so viele individuelle Varianten.
In welche Richtung geht die Wohnkultur in Estland und Lettland, Richtung Skandinavien oder eher mitteleuropäisch? Oder bildet sich vielleicht sogar ein eigener Stil aus?
Vom Holzangebot her liegt skandinavisch näher durch die helle Kiefer. Viele wohnen allerdings in Apartmentbauten, generell eine Wohnform, die ebenso die eigensinnigen Isländer in Reykjavik kennen oder die Norweger in Trondheim. Hier ein Beispiel aus den 80ern. Obwohl anzunehmen ist, dass der damalige Mieter inzwischen der Besitzer eines großen Einfamilienhauses ist. Als Ingenieur in der Ölbranche ist das mit Sicherheit anzunehmen.
Zurück ins Baltikum, Städte wie Narva sind von solchen Apartment-Vorstädten geprägt, oder sie stehen vereinzelt wie hier in Valka/Valga:
In vielen Fällen teilen sich Familien mit zwei Kindern das Schlafzimmer, das gleichzeitig als Kinderzimmer dient und wo die Schul-Hausaufgaben erledigt werden. Kein Wunder, dass die Kleinen lieber draußen spielen oder zu den Nachbarn gehen. Die Familie ist nicht arm, aber sie wollen noch kein Geld in eine größere Wohnung stecken. Vielleicht klug, da einige von einer Immobilienblase sprechen, überteuerten Preisen auf dem Häusermarkt.
Das Wohnzimmer ist multifunktional wegen der Enge. Eine Arbeitsecke eingerichtet neben dem Fernseher. Gegenüber ,nicht sichtbar, die Sitzgarnitur, die in ein Bett verwandelt werden kann.
In Tallinn kommen noch Altbauviertel hinzu, nicht gemeint ist der Mittelalterkern, sondern die rund hundert Jahre alten Holzhäuser. Vor einigen Tagen sind wieder etliche abgebrannt in der estnischen Hauptstadt. Andere werden aufwendig renoviert. Die Eigentümlichkeit dieser Häuser sind oft die Brandschutzmauern aus Stein an den Seiten.
Lässt man die Steine unverputzt, so hat meinen einen schönen Gestaltungseffekt für die Innenräume wie hier in Tartu:
Viele Esten renovieren in Eigenleistung und das Ergebnis sind häufig neue Holzböden, oder freigelegte Mauern.
In einem Haus mit vielleicht mittelalterlichen Aussenmauern, auch in Tartu, hat der Eigentümer ebenfalls die Wände unverputzt gelassen:
Andere hatten das Haus vorher schon als Abrisskandidat gesehen und fürchteten ein Investitionsgrab.
Diese Bedenken brauchen Hausbauer nicht, sie können sich mit den Plänen der Architekten beschäftigen. Der neue Mittelstand lebt dann in etwa so (siehe unten) in den neuen Vorstadtsiedlungen:
Und äußerlich können sie sehr individuell gestaltet sein, wie hier ausserhalb Rigas. Der Eigentümer hatte schon in den 90ern eine Vorahnung und erstand das Bauland günstig. Heute wäre es selbst für einen leitenden Angestellten wie ihn unbezahlbar.
Gemeinsamkeit des estnischen wie lettischen Einfamilienhauses, eine Sauna ist inklusiver Bestandteil.
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