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Ob Paet, der studierte Politologe und ehemaliger Radio- und Zeitungsjournalist, mit dieser Devise auch sein Amt aus Aussenminister ausfüllt, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Paet erzeugte erst kürzlich, im November 2005, wegen seines unkonventionellen Vorgehen gegenüber Russland Presseschlagzeilen. Paet hatte persönlich die Teilnahme an einem Runden Tisch zur Grenzkooperation an den neuen EU-Aussengrenzen in St.Petersburg zugesagt, der Kreml sagte aber "njet", verweigerte kathegorisch ein Einreisevisum, und wies dem Esten die kalte Schulter. Begründung: nur "gleichrangige Diplomaten" könnten einen Minister nach Russland einladen. Das wäre der russische Aussenminister Lawrov gewesen.
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Vielleicht wächst ja langsam die Liebe Paet's zu seinem Amt, obwohl ihm also offensichtlich manchmal auch bei der Erledigung seiner Arbeit Steine in den Weg gelegt werden, und Erfolge nicht immer in der Anzahl ordnungsgemäß unterschriebener Dokumente zu messen sind. "Europäisch Beseelte" findet er offensichtlich auf Seiten des östlichen Nachbars kaum.
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"Es gibt keine neuen oder alten europäischen Staaten", war einer von Paet's Leitsätzen dort (und spielte damit auf den flapsigen Rumsfeld an, dem nicht jeder in hochmütig geführte Kriege folgen wollte), "sondern nur ein neues Europa". "Wir Politiker sind doch nur Akteure im politischen Theater, und die Wähler, also die Zuschauer, haben die Möglichkeit uns auch von der Bühne zu vertreiben", sagte Paet im Laufe seiner Jenaer Rede.
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Aussenminister Steinmeier gegenüber versicherte Paet am Tag darauf in Berlin, Estland werde den Prozess der Ratifizierung der Europäischen Verfassung trotz des Neins der Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden weiter betreiben.
Paet traf sich in Berlin ausserdem mit FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt, dessen Partei Paet's estnischer "Reformpartei" wohl politisch am nächsten steht.
Weit weniger Sympathie schlug wohl am 2.12. in Tallinn dem britischen Premierminister Tony Blair entgegen, der im Zusammenhang mit der gegenwärtigen britischen EU-Präsidentschaft offen für eine radikale Kürzung aller EU-Strukturhilfen eintrat. Das würde, Presseberichten zufolge, Estland 320 Millionen Euro an Einnahmen kosten (Litauen sogar 600 Mill.!). "Estonians were not amused", wird Blair vielleicht zu Hause berichtet haben. Aber einer der aktivsten Mitgestalter der europäischen Poltik sind die Esten nun inzwischen allemal.
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