Mittwoch, März 30, 2005

Jalgpall

heute ist ein weiterer Qualifikationstag für die Fußball-WM in Deutschland.
Diesmal Estland gegen Russland, Eesti-Venemaa. Das Zusammentreffen beider Mannschaften hat nun auch eine politische Note. Im Hintergund läuft die Berichterstattung über die Feierlichkeiten in Moskau zum Jahrestag des Sieges über den Nationalsozialismus. Der estnische und litauische Präsident haben der Einladung widerstanden, dafür gibt es herbe Kritik aus dem Osten. Die Begründung der Balten: Auf die eine Besetzung folgte eine weitere, mit all ihren Folgen, da gäbe es nichts zu Feiern.

Zurück zum Fußball. Eigentlich besitzt Estland keine durchschlagende Nationalmannschaft. Es ist ein Land der Individualsportler. Am ehesten wäre im Teamsport der Basketball für Erfolge zuständig, weil populär. Da haben es die Litauer besser (Olympiamedallie, Europameisterschaft). Lettland hat Eishockey und Basketball und beim Fußball bei der letzten EM in Portugal 0:0 gegen Deutschland gespielt.
Aber "Jalgpall" ist im Kommen, deshalb die Mannschaftsaufstellung hier.

Montag, März 28, 2005

Warum Estnisch ?

Aus einem Fan-Forum der Vanilla Ninjas, einer Rock-Pop-Band mit 4-5 estnischen Musikerinnen, zum Thema Sprachen. Die Gruppe hat besonders viele Anhänger in Deutschland.

estländisch??? heißt das nicht estnisch


Antwort:

Keine Ahnung! Will's auf jeden Fall lernen!! ^-^/)


In einem anderen Thread kam die Idee auf, mal nach Estland zu fahren. Ohne irgendwelche Vorkenntnisse. Erstmal wurde gerätselt, ob Tallinn überhaupt einen Flughafen besitze, da im Schulaltlas nicht gefunden.

Warum Tallinn ?

Für die Großstadtprofis keine schwierige Antwort:

AB NACH TALLINNCHEN!

tom wollte nur mal ausprobieren, ob man diese 49cent flüge bei easyjet wirklich buchen kann.. und ooops.. es hat funktioniert.. deshalb fliegen wir heute bis sonntag in die hauptstadt von estland.. neues europa und so.. also ein kleine osterweiterungs-expedition..

warum? na weil wir jetzt die tickets haben.. aber alle sagen es muss ne gute stadt sein.. und zu unserem glück ist just ab morgen dort ein sehr grosses filmfestival.. flux als presse akkreditiert.. und rein in die tollen filmparties..

wir werden berichten..

Mittwoch, März 23, 2005

100 000 Deutsche

So viele kommen jedes Jahr nach Estland. Das ist zwar weitaus weniger als die Millionen Einreisen aus Schweden und vor allem Finnland, Mehrfachbesuche mitgezählt, aber immerhin. DIE ZEIT gibt einen Überblick über die Veränderungen im Tourismus Richtung Baltikum.

Geschätzte 100.000 Deutsche besuchten im vergangenen Jahr Estland, 120.000 Lettland und 150.000 Litauen, wobei die meisten alle drei Länder (flächenmäßig zusammen etwa halb so groß wie Deutschland) auf einmal bereisten. Kamen die Urlauber früher hauptsächlich auf pauschal veranstalteter Tour, so organisieren sie nun ihre Reise selbst.

Dienstag, März 22, 2005

Hansapank - wie lange noch ?

und in welchem Umfang? Pank ist kein Tippfehler. Pank heißt Bank, auf Estnisch.

Hansapank steht exemplarisch für die jüngere Wirtschaftsgeschichte Estlands seit 1991. Jedenfalls für den erfolgreichen Teil, der sogar die Expansion des Geschäftsfeldes über die eigenen Grenzen hinaus bedeuten konnte. Die schwedische Swedbank war davon sehr beeindruckt und wurde größter Anteilseigner am Aktienbesitz. Doch noch wehren sich kleinere Anleger, institutionelle wie private, gegen die Offerten der Swedbank, die gleich den Rest der frei im Handel zirkulierenden Aktien aufkaufen möchte. Verschwände Hansapank von der Tallinner Börse, blieben nur die Leichtgewichte estnischer AGs. Viel Substanz hätte der Wertpapierhandel in diesem Teil Europas nicht mehr.

TSE: FöreningsSparbanken increases the offer price

Tallinn Stock Exchange PRESS RELEASE 22.03.2005

FöreningsSparbanken increases the offer to the shareholders of Hansabank to
EUR 13.50 per share

On 1 March 2005 FöreningsSparbanken AB (“FöreningsSparbanken”) made a cash
offer to the shareholders of AS Hansapank (“Hansabank”) for acquiring all
shares of Hansabank not already owned by FöreningsSparbanken (the “Offer”).

FöreningsSparbanken hereby announces that it increases the price of the Offer
from EEK 172.11 (EUR 11.00) to EEK 211.23 (EUR 13.50) per share and waives
the condition that shareholders should give acceptances to the Offer to such
an extent that FöreningsSparbanken will hold at least ninety five per cent
(95%) of all shares in Hansabank. The increased price of the Offer represents
a premium of 28 per cent compared to the closing price on 10 February 2005,
the day before FöreningsSparbanken’s announcement of its intention to make
the Offer.

“The acquisition of the outstanding shares of Hansabank is an important step
in our strategy in building a leading Nordic-Baltic bank. The decision of
the board of FöreningsSparbanken to increase the price of the offer is based
on the belief that the certainty and clarity of our strategy regarding
Hansabank outweighs the disadvantage of paying the higher price”, says
Carl Eric Stålberg, Executive Chairman of FöreningsSparbanken.


Also, SwedBank möchte eine oder die führende nordisch-baltische Bank werden. Aber was waren die Anfänge der Bankengeschichte in Estland.

Zunächst einmal kam die Unabhängigkeit und gleichzeitig der Zusammenbruch des zentralistisch organisierten Wirtschaftslebens im ehemals sowjetischen Bereich. Zum Beispiel die galoppierende Inflation ohne Bargeldumlauf, eine paradoxe Situation damals. Banken wurden gegründet in einem der ersten privatisierten Bereiche. Vieles lief schief, auch mangels Erfahrung. Als Rentner konnte man auf einem Schlag die Ersparnisse verlieren. Ziemlich schnell war die erste Bankenkrise erreicht. Die Gründer der Hansapank hatten die Aufbauphase miterlebt. Der ehemalige Ministerpräsident Estlands, Mart Laar, beschreibt die Situation vor über 10 Jahren:

[Hansapank].., die von drei jungen Männern - Rain Lohmus, Juri Mois und Hannes Tamjärv - gegründet wurde. Keiner von ihnen wurde reich oder berühmt in diese Welt geboren. Juri Mois, der aus einer mittellosen Familie stammt, verdiente sein erstes Geld als Bauarbeiter. Später besaß er eine Hühnerzucht und arbeitete im Strandrestaurant Pärnu als Kellner. Hannes Tamjärv beschäftigte sich im Wirtschaftsinstitut mit den Gründen des Erfolgs von Geschäftsführern. Er gehört zur Unternehmerschaft der ersten Jahre, indem er zusammen mit Freunden in der Garage des Instituts Möbel zu bauen begann. Rain Lohmus machte gerade seinen Abschluss im Fachbereich Industrieplanung an der Technischen Universität. Er entwickelte schließlich ein Interesse für das Bankwesen.

aus M. Laar, Das estnische Wirtschaftswunder, 2002


Alle drei Gründer sind im Laufe der weiteren Entwicklung ausgestiegen, aber andere haben die Expansion der Hansapank weiter voran getrieben. Die Fehler der Krise konnten vermieden werden. Stattdessen wurde konsequent auf Modernisierung gesetzt. Demnächst wird sich zeigen, wie es weitergeht. Nicht allein die Kunden der Bank entscheiden darüber.

Montag, März 21, 2005

Estnisch-Lettisches Qualitätsprodukt 1923


"ist die musterhafteste und sauberste Wurstindustrie in Eesti und arbeitet augenblicklich unter der Aufsicht eines Rigaer Wurstmeisters. Infolgedessen ist die Qualität der Ware völlig garantiert"aus Revaler Bote Dezember 1923 Posted by Hello

Sonntag, März 20, 2005

Minderheiten in Europa oder am Rande der EU

Es kommt auf die Perspektive an. Zur Europäischen Union gehören mittlererweile drei Staaten deren Nationalsprachen zur Finno-Ugrischen Familie gehören: Finnland, Estland und weiter südlich Ungarn. In linguistischer Hinsicht besteht keine Verwandtschaft zu romanischen, germanischen oder slawischen Sprachen. Eher noch gibt es Verbindungen zum Türkischen oder gar anderen fernost-asiatischen Sprachen. Aber das ist wissenschaftlich umstritten. Das hatte aber Folgen. Ich erinnere mich an eine Schlagzeile in einem finnischen Magazin, etliche Jahre her. Dort hieß es in dicken Lettern: Wir sind keine Mongolen!
Soweit zur Abgrenzung.
Es gibt so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl unter den Finno-Ugriern. Diese bestehen aus noch weiteren kleinen Völkern, überwiegend verteilt über die Russische Förderation. Den Voten, Vepsen, Mansen usw. . Die drei großen sehen sich auch als Lobby für die kleineren Verwandten. Was schnell zur Einmischung in vermeintlich interne russische Angelegenheiten führt. Der aktuelle Fall sind die Vorgänge bei den Tscheremissen, wo nach einer Wahl viele Arbeitnehmer der Mari (deutsch: Tscheremissen)entlassen worden seien.
Aufruf zur Unterstützung des Volkes der Mari (Tscheremissen)

Wir, Vertreter und Freunde der finnougrischen Völker in der ganzen Welt, rufen die Machthaber Russlands aller Ebenen auf, unverzüglich Schritte zu unternehmen, um die Angriffe auf Mitglieder der demokratischen Opposition in der Republik Mari El zu beenden. Wir erwarten, dass internationale Menschenrechtsorganisationen uns in dieser Sache unterstützen..

Im Laufe der letzten Monate hat die Regierung der Republik Mari El nichts getan, um die zunehmende Diskriminierung des Volkes der Mari und Angriffe auf die Mari zu unterbinden, so dass der Eindruck entsteht, dass sie diese Angriffe unterstützt oder sie sogar initiiert. Wir stellen mit Bedauern fest, dass die örtlichen Behörden nichts getan haben, um die Täter zu finden, die Anfang dieses Monats Wladimir Kozlow, den Chefredakteur der finnougrischen Zeitung „Kudo-Kodu“ und Vorsitzenden der Mari-Vereinigung „Mer Kanasch“, überfallen und fast zu Tode geprügelt haben.

Die Mari sind ein bedeutendes finnougrischen Volk, und im Sommer haben sie die Aufgabe, den nächsten Weltkongress der Finnougristik zu veranstalten. Folglich ist es in diesem Augenblick besonders wichtig, dass die russischen Behörden in Moskau und in Mari El alles Mögliche tun, um der Verletzung der Rechte der Mari ein Ende zu setzen.

21. Februar 2005

Unterschriften: 8650

Prof. Dr. Paul Goble, USA
Prof. Dr. John Hiden, Grossbritannien
Toomas Hendrik Ilves, MdEP, Vize-Präsident des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Estland
Dr. Tytti Isohookana-Asunmaa, ehemalige Kulturministerin Finnlands
Béla Jávorszky, ehemaliger Botschafter in Finnland und Estland, Ungarn
Prof. Dr. Kyösti Julku, Finland
Prof. Dr. Olavi Korhonen, Schweden
Mart Laar, Mitglied des Estnischen Parlamentes, ehemaliger Ministerpräsident Estlands
Leena Laulajainen, Schriftstellerin, Finnland
Dr. Lennart Meri, ehemaliger Präsident Estlands
Mart Meri, Chefredakteur der Monatszeitschrift „Keel ja Kirjandus“, Estland
Pertti Paasio, ehemaliger Außenminister Finnlands
Prof. Dr. János Pusztay, Ungarn
Prof. Dr. Raimo Saag, Schweden
Kari Rydman, Komponist, Finnland
Prof. Dr. Pauli Saukkonen, Finnland
Toomas Savi, MdEP, ehemaliger Präsident des Estnischen Parlamentes
Doz. Tõnu Seilenthal, Estland
Veljo Tormis, Komponist, Estland
Riitta Uosokainen, ehemelige Präsidentin des Finnischen Parlamentes
Arvo Valton, Schriftsteller, Vorsitzender der Assoziation für Finno-Ugrische Literatur, Estland
Prof. Dr. Kalevi Wiik, Finnland


In Finnland wurden die Ereignisse von der bedeutenden Tageszeitung Helsingin Sanomat mehrmals aufgegriffen.

Mari people complain of continued persecution by Russian officials
International appeal on behalf of small Finno-Ugric nation


The Finno-Ugric Mari people of the Russian Republic of Mari have complained of a wave of political oppression at the hands of nationalist Russians.
The attacks were prompted by the Presidential elections in December, in which the ethnic Mari put their support behind their own candidate, Mikhail Dolgovia. When the elections were won by incumbent Leonid Markelov, officials in the republic began a campaign of intimidation against the defiant Mari.

During the Markelov presidency, beatings of opposition supporters with iron pipes have become routine.
At least two journalists and one head of a printing house have been killed in this manner. One male journalist has been beaten to within an inch of his life, and a female journalist was beaten with fists.
Threats have also been used to pressure head teachers of schools and local officials to resign. The dismissal of about 1,000 Mari officials is seen as a blow to indigenous culture.
On February 22nd an appeal was published on the letters to the editor page of Helsingin Sanomat on behalf of the democratic rights of the Mari. Its signatories included Finland's former Speaker of Parliament Riitta Uosukainen and Estonian President Lennart Meri.


Von deutscher Seite lässt sich das alles kaum beurteilen, keine Korrespondenten werden geschickt; Medien, die die Vorgänge verfolgen sind eher Fehlanzeige.


Radio Free Europe meint, dass nun alle Minderheitenprobleme auf den Tisch gehören. Nicht nur die der russischsprachigen im Baltikum, sondern auch der Finno-Ugrier in Russland.
Russia: European Commission 'Concerned' Over Treatment Of Finno-Ugric Minorities
By Ahto Lobjakas

Russia -- map
The European Commission on 4 March said it is worried about a crackdown on political opposition in Russia's Marii-El Republic. Opposition figures and journalists have suffered severe beatings since the reelection of the president of the Finno-Ugric autonomy's president, Leonid Markelov, last fall amid widespread allegations of fraud. The opposition is largely made up of indigenous Maris. The European Union raised the issue at a human rights meeting with Russia on 1 March, and is now awaiting a response from Moscow.

Brussels, 7 March 2005 (RFE/RL) -- On 1 March, the European Union and Russia held their first-ever formal consultations on human-rights issues.

When the consultations were agreed last year, Russia indicated it was keen to raise the topic of the Russian-speaking minorities in Estonia and Latvia. The EU, in turn, was expected to focus on Chechnya.

Now, however, the plight of Russia's roughly 3 million indigenous Finno-Ugric people has forced itself onto that agenda.

Freitag, März 18, 2005

Der Untergang der M/S Estonia wird neu untersucht

Wieder gab es in Schweden eine große Debatte über die Ursachen der "Estonia-Katastrophe". Diesmal wurde die Sicherheitsagentur Vinnova beauftragt, den schnellen Untergang der Fähre Estonia erneut untersuchen zu lassen.

VINNOVA får uppdrag om Estonias sjunkförlopp



Regeringen har den 17 mars beslutat att VINNOVA, i egenskap av ansvarig myndighet för sjösäkerhetsprogrammet, skall beställa ett forskningsprojekt som avser en studie av sjunkförloppet av M/S Estonias förlisning.


Damit haben sich die Kritiker des offiziellen Berichts der ehemaligen multinationalen Untersuchungkommission durchgesetzt. Nun wird auch von schwedischer Regierungsseite auf den Vorwurf eingegangen, dass das schnelle Sinken der Ostseefähre im September 1994 auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm nicht ausreichend geklärt werden konnte. Besonders die technischen Begründungen für das massive Eindringen des Wassers und die dazugehörigen Simulationen werden jetzt neu analysiert und auf den Prüfstand gestellt werden müssen.

Wer sich ein Bild über die Kritiken an dem damaligen Kommissionsbericht machen will, klickt hier.