Wer jemals in überfüllten Trolleybussen unterwegs war, den wird vielleicht auch nicht verwundern, dass die Betreibergesellschaft "Tallinna Linnatransport TLT" ganz offiziell 8 Passagiere Aufnahmekapazität pro Quadratmeter Busfläche berechnete. Reisebuchautor Klaus Schameitat ist offenbar ein Fan der Tallinner Oberleitungs-Gefährte, denn er hat eine umfangreiche Infoseite dazu, illustriert mit zahlreichen eigenen Fotos, ins Internet gestellt.
Ab jetzt, oder sehr bald: Akutrolle
Ab dem 1. November wurden die 4 bisherigen Trolleybuslinien in Tallinn eingestellt; auf diesen Strecken werden jetzt - vorübergehend, wie es heißt - herkömmliche Busse eingesetzt (err). Dies bedeutete aber nicht die Abschaffung der Trolleybusse, so Bürgermeister Mihhail Kõlvart (tallinn.ee). "Wir wollen ein möglichst breites Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln
bereitzustellen, um den Bedürfnissen der Stadtbewohner gerecht zu
werden“, so Kõlvart. Ziel sei es, den öffentlichen Nahverkehr bis 2035 emmissionfrei zu betreiben.
Im Stadtzentrum werde nun das unnötig gewordene Oberleitungsnetz abgebaut, während in der Mustamäe- und der Sõprus-Straße eine für die neuen Trolleys geeignete Ladeinfrastruktur gebaut werden soll - die Busse sollen mindestens 25km mit einer Aufladung fahren können.
Trauer, oder Vorfreude?
Inzischen gibt es Reaktionen von Trolleybusfans. Videoclips mit der Bezeichnung "Trolleybus auf seiner letzten Fahrt in Tallinn" gibt es gleich mehrere auf den gängigen Portalen (Youtube1 / Youtube2 / instagram) zu finden. Andere schreiben von einer "Trolleybus Renaissance".
Trolleybus-Oberleitungsnetz in Tallinn |
Ob sich auch die Bezeichnungen für die neuen akkubetriebenen Gefährte in Tallinn ändern wird? Oder wird sich vielleicht die Bezeichnung "Akutrolle" auch im Englischen und Deutschen durchsetzen?
Beim baltischen Nachbar in Vilnius spielen Trolleybusse offenbar auch in Zukunft noch eine größere Rolle als in Tallinn. Gerade erst wurden für Vilnius 73 neue Fahrzeuge angeschafft (siehe auch: Youtube), und am internationalen "Tag ohne Auto" (gelegentlich auch "Mobilitätswoche" genannt) fahren in Vilnius "Retro-Trolleybusse" als Attraktion. Den Vergleich mit Riga hingegen scheut Kaido Padar, Chef von TLT, nicht: immerhin sei der Fahrpreis pro km in der estnischen Hauptstadt rund 30% günstiger als beim lettischen Nachbarn (err).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen