"Maasikas" ist zwar auch der Name eines estnischen Diplomaten, eines Nachtclubs in Tartu, eines Kindergartens in Tallinn und auch einer estnischen Glaskünstlerin - und in Viljandi gibt es Erdbeeren aus Beton. Aber zunächst einmal werden Kundinnen und Kunden daran denken, "Maasikas" entweder selbst im eigenen Garten anbauen oder auf den Wochenmärkten kaufen. Unter "Eesti Maasikas" finden wir dann auch entsprechende Angebote: "Polka", "Sonata" oder "Elianny" heißen hier zum Beispiel die angebotenen Sorten, so wusste es sicher auch der 2019 verstorbene Unternehmer Valdis Kaskema, bis dahin einer der größten Erdbeerbauern in Estland, dessen Firma „Kindel Käsi“ in der Gemeinde Nõo im Kreis Tartu auf 20 Hektar Erdbeeren anbaute. Nach seinem tragischen Unfalltod erzählte sein Bruder Varmo in der estnischen Presse: "Er hat so schöne Erdbeeren angebaut, dass die Esten manchmal gar nicht glaubten, dass so etwas auch im eigenen Landes wachsen kann." (Postimees)
Genau an diesem Punkt der Diskussion macht sich nun das estnische "Zentrum für landwirtschaftliche Forschung" (Maaelu Teadmuskeskus METK) weitere Gedanken, eine Einrichtung die am 1. Januar 2023 frisch ihre Arbeit aufgenommen hat und nun die Projekte des "Estnischen Pflanzenzüchtungsinstituts" und des "Agrarforschungszentrums" zusammenführen soll. Auch von um ein Vielfaches gestiegenen Preisen war in der estnischen Presse immer wieder zu lesen (ERR)Aber obwohl es auch in Estland viele aus anderen Ländern importierte Erdbeeren gibt, bevorzugen doch estnische Verbraucherinnen und Verbraucher gerne die regionalen Produkte aus dem eigenen Land - wenn man sich nicht die Mühe machen will die schmackhaften Walderdbeeren zu suchen. Nun sei es aber schon vorgekommen, so berichtet Piret van der Sman, stellvertretende Laborleiterin bei METK, dass Händler polnische Erdbeeren als einheimische ausgegeben hätten, um dann höhere Preise verlangen zu können. Allerdings seien solche Betrügereien bisher nur schwer nachzuweisen gewesen. (ERR)
Nun aber gibt es eine Datenbank für estnische Erdbeeren. Vielleicht könnte man da in E-Estonia auch an digitalisierte Erdbeeren denken - nein, genauer gesagt ist es eine "Referenzdatenbank für Erdbeeren estnischen Ursprungs", so das Projekt des METK; realisiert wird es in Zusammenarbeit mit der deutschen "Agroisolab GmbH".aus Jülich, eine in der Branche offenbar erfahrene und anerkannte Firma. Dort wird das Verfahren dann "geografische Herkunftsüberprüfung" genannt.
"Der Ursprung der estnischen Erdbeere kann nun bestätigt werden" verkündet das METK nun im Sommer 23 in einer Pressemeldung. Projektleiterin Liina Kruus sagt zu, jetzt estnische Erdbeeren eindeutig identifizieren zu können. Wir lassen unsere Phantasie wieder etwas schweifen und stellen uns vor, dass nun Estinnen und Esten mit einer "Erdbeeren-App" auf dem Handy zum Markt gehen. Das einzige, was in Estland NICHT ditigal erledigt werden kann, ist ja angeblich "heiraten, Scheidung und Immobilienkauf", so ein beliebter Spruch. Wir lernen dazu: auch zum Erdbeeren testen muss zunächst das zuständige Amt angefragt werden (ob sie auch spontan eingeschickte oder vorbei gebrachte Warenproben akzeptieren, ist der Pressemeldung nicht eindeutig zu entnehmen, auch über eine Kostenübernahme ist nichts gesagt).
Jedenfalls enthalte die estnsiche Referenzdatenbank bereits Daten von insgesamt 21 estnischen, 11 lettischen und sieben litauischen Produzenten, so heißt es. Ergänzt worden sei das von Erdbeerproben, die von Beamten der Landwirtschafts- und
Lebensmittelbehörde aus Einzelhandelsverkäufen in verschiedenen Regionen
Estlands entnommen wurden. Liebe Estinnen und Esten! Sollte also jemand auf die Idee kommen, Erdbeeren aus dem eigenen Garten auf dem Markt verkaufen zu wollen, da gilt wohl auch: please contact your Databank!
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