sieht so die neue Vision der Zukunft Estlands aus? |
Während dessen fordert die neue estnische Regierungskoalition von den Mitgliedern der NATO jeweils nicht nur 2%, sondern sogar 2,5% fürs Militär auszugeben, und gibt für Estland neuerdings sogar ein Ziel von 3% vor. Der Fokus soll dabei unter anderem auf einer Stärkung der Luftabwehr liegen (err). Zu Ehren des finnischen NATO-Beitritt gab die estnische Post (Omniva) sogar eine eigene Briefmarke heraus.
Die neue Briefmarke der Omnia - um 90Grad gedreht auf den Brief kleben könnte das geografische Verständnis erhöhen ... |
Mit weit weniger Aufsehen werden offenbar Untersuchungen regierungsamtlich vorangetrieben, die den Einsatz von Atomkraft in Estland vorbereiten sollen. Offiziell heißt es, 2024 solle die Entscheidung für oder gegen den Neubau eines estnischen Atomkraftwerks fallen.
Wenn es um die CO2-Belastung geht, dann ist bisher die Ölschieferverstromung Estlands ganz vorn dabei (TAZ). In Estland gibt es knapp ein Fünftel aller europäischen Ölschiefervorkommen. Aber statt sich zugusten des Klimaschutzes über einen Ersatz durch erneuerbare Energien ernsthaft Gedanken zu machen, wird offenbar mit der Atomenergie geliebäugelt. Schon vor einigen Monaten machte Rene Kundla, Journalist der Agentur ERR, in der estnischen Bevölkerung drei unterschiedliche Gruppen aus: Befürworter, Gegner und Skeptiker. Befürworter meinen zum Beispiel die Atomkraft diene "der nationalen Energiesicherheit". (err)
Klimaschutz also plötzlich wieder als "nationale Frage"? Wenn es um die militärische Sicherheit geht wird ja immer betont, dies sei nur durch die gegenseitige Unterstützung aller NATO-Mitglieder zu erreichen. "Fermi Energia" zum Beispiel wirbt für "kleine, modulare Atomreaktoren" und möchte gern einen Siedewasserreaktor des Modells des US-amerikanischen Herstellers "GE Hitachi Nuclear Energy (GEH)" in Estlan bauen. Der Hersteller verspricht sauberen, sicheren, bezahlbaren und CO2-freien Strom. Dabei sei für eine Anlage lediglich eine Landfläche von 170x280 Meter nötig. Und wie um es noch ein wenig verträglicher zu machen für den estnischen Geschmack, gibt Fermi dem Projekt einen eigenen Namen: Linda. Estnisch, aber auch international verständlich, heißt es.
Atommüll: Standorte im Visier |
Bliebe noch die Frage nach dem Atommüll. Auch hier wollen die estnischen Atombefürworter die einfachen Lösungen; Atommüll könne gleich am selben Ort wie die zu bauende Atomanlage deponiert werden, heißt es. Entsprechende Voruntersuchungen wurden bereits in Loksa, Kunda, Toila, und Varbla durchgeführt. "Das kann alles in tiefen Bohrlöchern vergraben werden" meint Anna-Helena Purre vom Ingenieurbüro "Steiger OÜ", die mit der Erstellung einer entsprechenden Machbarkeitsstudie beauftragt wurden (siehe auch: NEImagazine). Bei der Standortsuche sind offenbar bisher 15 mögliche Orte untersucht worden (err)
Da staunen wahrscheinlich selbst die Bayern (die sich ja in Deutschland bisher am meisten gegen einen Standort für Atommüll sträuben). Allerdings wird der Zeitraum, wann in Estland Atomstrom tatsächlich ins Netz eingespeist werden könnte, inzwischen als "nicht vor 2035" angegeben. Vorerst verhindert wohlmöglich der russische Ukraine-Krieg (und die als Reaktion darauf geplanten zusätzlichen Projekte und deren Kosten) ein schnelles estnisches Atom-Engagement. Und die Hoffnung bleibt, dass der Bau anderer, wirklich umweltfreundlicher Anlagen, einfach kostengünstiger ist und schneller geht.
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