Wenn die Estinnen und Esten von "Balti Kett" reden, müssten eigentlich auch Deutschsprachige wissen, von was hier die Rede ist. Oder ist der Begriff "Baltischer Weg" eindeutiger? Ja doch, es ist auch von einer bestimmten Wegstrecke die Rede, nämlich der Weg zwischen Vilnius, Riga und Tallinn. Am 23. August 1988 standen etwa zwei Millionen Menschen, Hand in Hand, in einer Reihe zwischen den drei baltischen Hauptstädten. Es war als unmissverständliches Zeichen gedacht: was immer da zwischen Hitler und Stalin 1939 vereinbart und unterschrieben wurde - wir wollen unsere Unabhängigkeit zurück!
Seitdem gibt es kaum ein Jahr, in dem dieses Datum achtlos verstreicht. Zumal dem 23. August auch das Gedenken an den "Augustputsch" gegen Gorbatschow vorausgeht - ein Grund mehr um zu feiern, denn dessen Misslingen brachte auch international den Durchbruch für die baltischen Staaten in eigener Sache. 2018 stand "100 Jahre Unabhängigkeit im Vordergrund", 2019 der 30.Jahrestag der "Balti Kett". Aber auch 2020 gibt es Aktivitäten - trotz den außergewöhnlichen Corona-Umständen (siehe ERR).
Wer also in den vergangenen Tagen von einer "Baltic Chain Tour" hörte, der sollte nicht erwarten, dass hier jemand in Ketten gelegt wurde. Nein, es ist eher eine Variante davon, was sich in Estland sonst auch schon mal "Rattaralli" nennt: ein Radrennen. Die Tartu-Rattaralli allerdings, den "Radsport-News" zufolge "das größte Radrennen Osteuropas", konnte im Juni 2020 nur virtuell stattfinden. Bereits seit 2011 gibt es allerdings auch die "Baltic Chain Tour", ein Etappenrennen über drei Tage, das auch im Rennkalender der UCI (Union cyliste Internationale) zu finden ist, und gemeinsam mit Partner*innen in Litauen und Lettland organisiert wird. Nur 2019 musste das Event, wegen Finanzierungschwierigketien, ausfallen. Diesmal aber, zur Freude der Estinnen und Esten: auf dem Siegertreppchen standen diesmal gleich drei Esten.
16 Mannschaften nahmen teil, trotz aller Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie. Der deutsche Nachwuchsfahrer Lars Kulbe belegte bei Etappe 1 und 3 jeweils den vierten Platz. Der Este Gert Jõeäär gewann sowohl den Sprint von Etappe 3 in Valga / Valka wie auch die Gesamtwertung, vor seinen Landsleuten Alo Jakin und Rait Ärm, dem Gewinner von Etappe 2, der auch als bester Nachwuchsfahrer geehrt wurde (siehe Siegerlisten).
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