Bildquelle: Nekropole.lv |
Ein inzwischen aus Schülern, Pfadfindern und Studierenden gebildeter "Heimatschutztrupp" ("Omakaitse") war die einzige militärische Einheit, die zu dieser Zeit die estnischen Interessen am Ort des Geschehens schützen konnten - darunter auch Schüler der "Tallinna reaalkool", die sogenannten "Realisti". Sie patroullierten durch Tallinn, und wurden auch am 24. Februar 1918 eingesetzt, als mit den Bolschewiki sympathisierende Marosen die Besetzung einer Elektrostation ankündigten. Gegen vier Uhr nachmittags entwickelte sich eine Schießerei in der Altstadt, die "Roten" zogen sich in die Nähe der "dicken Margarethe" (Turm an der Altstadtmauer) zurück. Hier zog sich dann Johann Muischneek tödliche Schußverletzungen zu. Da erst wenige Stunden zuvor die Unabhängigkeit Estlands verkündet worden war (schon am 23.2.18 in Pärnu, am 24.2. in Tallinn), galt er als der erste Este, der für die Unabhängigkeit des Landes starb.
Die "Tallina reaalkool" feiert 100 Jahre estnische Unabhängigkeit |
Heute ist sich die Wissenschaft einig, dass Muižnieks der 1883 erstgeborene Sohn von Pēteris Muižnieks und seiner Frau Liene (geborene Bebris) aus der nordlettischen (damals livländischen) Gemeinde Rauna (dt. Ronneburg) war. Obwohl über seinen Lebensweg wenig bekannt ist, kann doch gesagt werden, dass er eine Ausbildung im russischen Militär absolvierte. Als 1917 die Deutschen den Norden Lettlands besetzten, konnte er nicht nach Hause zurückkehren; estnische Quellen weisen aus, dass er sich ab Dezember 1917 in Tallinn aufhielt - schon seines Alters wegen aber sicher selbst kein Schüler mehr. Als sich dann die Schüler- und Studenteneinheiten bildeten, war er einer der Anführer.
Inzwischen hat man auch im Stadtarchiv von Tallinn weitere Informationen gefunden: dort ist ein "Jahn Muischneek" verzeichnet, der am 25. Februar um 9.30 Uhr starb und dessen Beerdigung am 3.März in der Niguliste Kirche abgehalten wurde. Sogar die Todesursache wird dort erwähnt: eine tödliche Schußverletzung im Rahmen der Kämpfe vom Vortag. Sein Grab befindet sich heute in Tallinn, und die lettischen Nachbarn (siehe TVnet) wie auch die Esten (siehe ERR) sind heute gemeinsam so stolz auf diese Tatsache, dass sie für mögliche Besucher den genauen Ort angeben: auf dem Friedhof Rahumäe, nahe am Haupttor, Kvartal C, 6. Reihe, Platz 3.
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