Für die Land, das mit einer eigenen "E-Identität" aktiv wirbt, muss es zumindest ungewohnt sein: Per Beschluß des estnischen Regierungskabinetts müssen seit einigen Tagen alle bisher
ausgestellten Identifikationsausweise (ID Karte), etwa 800.000 Stück, mit
neuen Sicherheitszertifikaten ausgestattet werden - entweder per
Update,
oder durch Beantragung und Ausstellung einer neuen ID-Karte. Nach monatelang immer weiter konkretisierten Sicherheitsbedenken hielten die Verantwortlichen diesen Schritt nun doch für unausweichlich.
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Eigentlich sollen unnötige Behördengänge ja durch die Nutzung der ID-Karte vermieden werden - nun hoffen vielleicht einige, dass Estinnen und Esten nicht völlig aus der Übung gekommen sind.
Im Ausland müsse nicht extra eine Botschaft aufgesucht werden, versuchen estnische Behörden zu beruhigen (
ERR) - Betroffene können auch eine Email schreiben. Auch ferngelenkt per Internet bestünde die Möglichkeit das Zertifikat für die ID-Karte zu erneuern (Remote). Allerdings: wenn die Abholung einer neuen Karte im Ausland nötig wird, müssen die Betreffenden dann doch persönlich erscheinen - bei einer Botschaft, einem Konsulat oder Honorarkonsulat. Im Moment schätzen die estnischen Behörden die Auslieferungszeit einer neuen ID-Karte auf etwa 3 Wochen.
Seit dem 25. Oktober werden inzwischen ID-Karten mit neuen Sicherheitszertifikaten ausgestellt, die nicht von dem vermuteten Sicherheitsrisiko betroffen sind. Am Wochenende nach dieser Entscheidung mussten die Polizeibehörden gleich Überstunden einlegen, um den Andrang der ID-Karteninhaber abfangen zu können. Bereits 106.000 Betroffene hatten bis Montag morgen bereits das Update erledigt - davon 81.500 per Remote-Funktion, 24.500 durch einen Gang zu den Servicestellen der Polizei und der Sicherheitsbehörden.
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"Niemand muss nervös werden, es ist noch bis März 2018 Zeit das Update zu erledigen", meldet sich Managing Direktor
Korjus im "
E-Residency-Blog" zu Wort. Allerdings muss das Update vor der nächsten Nutzung der Karte auf jeden Fall vorgenommen werden. Umgangen werden kann das nur für diejenigen, die auch im Besitz einer sogenannten "
Smart-ID" sind: eine ID-Karte die im Smartphone verwendet werden kann.
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Auch nach dem Update scheinen bisher noch nicht alle Funktionen der ID-Karten wieder zu funktionieren |
Es habe ja auch bisher keinen einzigen konkreten Vorfall gegeben der die Sicherheit der ID-Karten bedroht habe, so Korjus - das allgemeine Update sei daher eine reine Vorsichtsmaßnahme. Die Sicherheitsbedenken seien auch nicht durch die estnische ID-Karte allein ausgelöst worden, sondern auch dadurch dass der Chip der bisherigen Karte auch bei anderen Produkten international genutzt werde. So habe man befürchten müssen, Cybercrime-Banden könnten sich irgendwann die Situation zu Nutze machen.
Die ID-Karte wird in Estland unter anderem als legales Reisedokument, als Gesundheitskarte, für das Online-Banking, digitale Unterschriften und auch für die Beteiligung bei Wahlen per Internet genutzt.
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