Neue Stilikone Estlands: Ieva Kupce |
Aus der Sicht von Ilves könnte man auch meinen, er suche nun seine Frau nach seinen politischen Vorlieben aus: NATO und USA, starker Westen und unbedingte Orientierung an modernen IT-Techniken - da ist zu erwarten, dass sich Ilves auch privat in Russland-kritische Betrachtungen oder zu nordisch-estnische Identitäten ausbreiten darf, ohne dass jemand ihm ungeduldig das Wort verbietet. Estinnen und Esten sind von ihrem gegenwärtigen Präsidenten allerdings auch gewohnt, dass er bunte "Patchwork-Spuren" hinterläßt. Seine jetzt geschlossene Ehe mit seiner 24 Jahre jüngeren Ieva ist seine dritte. Mit der US-amerikanischen Psychologin Dr. Merry Bullock hat er zwei Kinder: Luukas Kristjan (geb. 1987) und Juulia Kristiine (geb.1992). 2004 heiratete er Evelin Int-Lambot, die Tochter Kadri Keiu kam 2003 zur Welt.
Zur Familie Ilves dazu kommen nun zwei Kinder mit ebenfalls unterschiedlichem Namen: Ralfs Jānis Pundurs (geb. 2004, gemeinsames Kind mit Ivars Pundurs, momentan lettischer Botschafter in Griechenland) und Izabella Kupce (geb. 2014), deren Vater auf tragische Weise in Azerbeidschan verstarb.
Präsidiale Ex-Gattinnen: Merry (links) und Evelin |
Nun muss sich die neue "First Lady" Estlands auch an öffentliche Auftritte und verschärfte Aufmerksamkeit der Medien langsam gewöhnen. Zu mehr als einem zögerlichen "tere õhtust" (estn. "Guten Abend") reichte es bei ihrem ersten Auftritt im estnischen Fernsehen noch nicht - es wirkte wie eine lästige Pflicht, so wie sie der stocksteife Moderator gleich nach diesen zwei Worten für ihre gute Aussprache lobte. Die folgenden 22 Minuten wurde Englisch parliert. "Ich muss akzeptieren, dass Toomas nicht nur Ehepartner, sondern auch Präsident ist," - auch dieses Statement wirkte sehr pflichtschuldig. Oder sind es Anzeichen gemeinsamen, nordisch-zurückhaltenden Temperaments?
Auch mit einer Frage "Was war der Moment, wann ist es passiert, als Sie sich verliebten?" lässt sich die lettische Präsidentengattin kaum aus der Reserve locken: natürlich folgten keine Details dazu, dass beide sich schon aus Brüsseler Zeiten kennen, als Ilves noch Abgeordneter des Europaparlaments war - also schon vor seiner voriger Ehe, die 2004 geschlossen wurde.
Seine neue Verbindung zur geliebten Ieva hatte der estnische Präsident im vergangenen Herbst zwar noch nicht öffentlich verkündet, aber auch nicht verheimlicht; das frisch verliebte Paar wurde gemeinsam auf mehreren Musikfestivals wie auch in Rigaer Cafés gesehen.
Beim Pilzeputzen habe Ilves - der seine neu Angetraute übrigens, deren eigener Aussage zufolge, für eine typische Livin hält - seinen Heiratsantrag gemacht, und diesen dann durch einen Verlobungsring bekräftigt. Und auf die Frage nach den Gründen einer kirchlichen Vermählung folgte kein öffentliches Glaubensbekenntnis, sondern ebenfalls ein recht allgemeiner Satz von der "großen symbolischen Bedeutung der Kirche". "Für mich war es die erste kirchliche Heirat, und wir beide sind der Überzeugung, dass es richtig war es so zu tun," so Ieva Kupce. "Und es war auch nicht zu früh dazu", begegnet sie Auffassungen, man habe sich ja auch noch etwas Zeit lassen können. "Ein Abschnitt mit Freunschaft lag schon hinter uns, nun entwickelten sich neue Dimensionen."
Offenbar reagierten estnische Medien auf die schnelle Wiederheirat ihres Noch-Präsidenten (seine Amtszeit läuft dieses Jahr aus) kritischer als die lettischen, wo hauptsächlich Begeisterung über ihre "zweite First Lady" vorherrschte. So sah sich Ieva Ilves offenbar veranlaßt öffentlich zu verkünden, dass auch Isabella, ihr erst 2 Jahre altes Kind, nicht etwa bereits ein gemeinsames Kind mit Präsident Ilves sei.
Allerdings hat auch die "Neatkarīgā Rīta Avīze" ("Unabhängige Morgenzeitung") sich zumindest in Ieva Kupces Steuererklärung näher vertieft: Grundbesitz in Salacgrīva, eine Wohnung in Limbaži, Anteile an gemeinschaftlichem Landbesitz in Riga, und auch noch eine Wohnung im malerischen georgischen Städtchen Kazbegi sei dort ebenso aufzufinden, wie der Besitz von zwei Autos (einen neuem BMW und einem alten VW Golf). Wo es andernorts ein Steuergeheimnis gibt, gelten solche privaten Details in Lettland, wo die Anschuldigung dass Politiker und Emporkömmlinge hemmungslos persönlich bereichern, als gewohnter oder erlittener Teil von öffentlicher Transparenz. So wird denn auch noch hinzugefügt, dass auf Kupces Haben-Seite 10.000 Euro und 5.000 US-Dollar verbucht sein sollen, dazu 82.000 Euro Schulden. (NRA 15.1.16)
Estlands neue First Lady machte klar, dass sie vorhabe, ihre berufliche Tätigkeit vorerst weiterzuführen, und präsidiale Aufgaben immer dann wahrzunehmen, wenn es notwendig sei. In sofern wird die Klatschpresse sicherlich genau verfolgen, wie zum Beispiel der Nationalfeiertag am 24. Februar ablaufen wird.
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