Donnerstag, August 29, 2013

Kalamaja, frisch gefegt

Der Tallinner Stadtteil Kalamaja (Fischerhaus) gilt seit einiger Zeit als Stadtviertel, in dem sich Lebenskünstler und Liebhaber eines alternativen Lebenstils versammeln. Wem die Enge der von Touristen bedrängten Altstadtgassen zu viel wurde, dem wurde der Charme von Holzhäuschen und romantischen Ecken in Kalamaja empfohlen.

Neues "Branding" für Tallinns Ex-Fischerviertel: jetzt verkehrsberuhigt,
jedes Haus bekommt von der Stadt einen einheitlich gestalteten
Eingangsbereich spendiert
Aber wie so oft, nagt auch an diesem sogenannten "Geheimtipp" der Strom der Zeit: längst sind verfallene und vernachlässigte Häuser abgerissen, und schmutzige Straßenecken weichen schmucken Neubauprojekten, Cafes und Restaurants. Die "jungen Kreativen", die sich in Kalamaja versammeln, zählen offenbar auch zu den neuen Aufsteigern: etliche Investitionsprojekte siedelten sich hier an (z.B. das Projekt des Architekten Ülo Peil), und die "Bohemians, die Jungen und die Sorglosen" - wie Stadtführer wie "Citytour" die Einwohner bezeichnen - werden einerseits über die "Aufhübschung" ihres Viertels erfreut sein, andererseits nicht mehr ganz so "sorglos" in den Tag hinein leben können (wenn sie kein Geld haben).
Kalamaja - jetzt mit Tempo-30-Zone und Fahrradwegen ausgestattet

"Wenn Sie es leid sind überall in Tallinn Englisch zu hören, überall nur Bernstein zu sehen, auf Pflastersteinen gehen zu müssen - denn ist Kalamaja eine perfekte Alternative und das Gegenteil zum touristisch aufgepeppten Mittelalter der Altstadt Tallinns!"- diese Feststellung von Ann Vaida aus dem Traveller.ee-Blog gilt jedoch vorerst noch immer.
Kalamaja-Impressionen ...

Tallinns "Prenzlauer Berg" (paradisi.de) wird sich wandeln, soviel ist sicher. Wie viel dabei privaten Investoren und deren Gewinnabsichten überlassen wird, und wieviel für "Ökos und Flohmärkte" bleibt, wird sich zeigen. Noch 2009 stellte Dirk Matzen in seinem Blog bezüglich Kalamaja fest: "Touristenströme findet man dort allerdings nicht, und eben auch keine touristische Infrastruktur: Keine Cafés, keine Restaurants, keine Shops." Das ist schon mal definitiv anders geworden. 2010 nannte Giovanni Angioni (Estonian Free Press) den Stadtteil noch einen "authentischen Juwel".
Mit der Eröffnung des "Lennusadam" (Seaplane Harbour) ist ein weiteres touristisches Highlight hinzugekommen, um nach Erforschung der besten Ecken von Kalamaja den Spaziergang in diese Richtung fortzusetzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen