Einen ausführlichen Bericht zur digitalen Welt in Estland bringt die neue Ausgabe der WIRTSCHAFTSWOCHE. Der Autor ist offenbar von seiner Überschrift überzeugt: "Estland lebt die Zukunft vor."
Dabei werden auch einige Beispiele abseits der tradionell in der Presse häufig genannten Projekte genannt: die elektronische Apotheke, "Rentner chatten mit ihren Altersgenossen im Seniorenheim," so euphorisch klingt hier die Situationsbeschreibung. Für Unternehmen wie Skype sei Estland ein Schlaraffenland. Oder: Esten brauchen keine Flatrate - sie können eh überalle kostenlos ins Internet. Ein Banker: "In zehn Jahren wird in Estland nahezu jeder Prozess elektronisch ablaufen." - Hier ist sogar wieder von "Tigersprüngen" die Rede - obwohl doch viele angesichts des tiefen Falls der Wirtschaftskrise auch bezüglich Voraussagen für Estland eher vorsichtig geworden sind. Problem sei lediglich, dass Estland es bisher nicht verstehe, die in der Praxis bereits erprobten Technologien auch erfolgreich außerhalb Estlands zu vertreiben - zu sehr maßgeschneidert auf Estland seien sie.
Nicht überall Zustimmung bundesdeutscher Leser wird vermutlich die Kunde von der elektronischen Totelüberwachung der estnischen Schüler finden (Lehrer und Eltern können jederzeit alle Noten, Fehlzeiten und andere Daten der Schüler einsehen).
Für Besonnene sei daher der Beitrag von Hannes Gamillscheg (einem langjährigen Estland-Kenner) mit der Überschrift empfohlen: "Skepsis trotz Aufschwung." (die Presse). Deutlich wird die momentan noch unsichere Stimmungslage. Ab 2011 gibt es den Euro in Estland, inzwischen sind überall alle Waren schon doppelt ausgezeichnet. Aber wem das Nutzen und wem Schwierigkeiten bringen wird, diese Diskussion scheint mir noch nicht beendet.
Letztes Jahr waren nicht wenige im Internet glücklich, dass Estland als Vorzeigeland für Wirtschaft und Technologie den Bach runtergeht. Einer der Höhepunkte der Diskussion war zum Beispiel bei Fistful of Euros. Ein Apell an die Esten doch endlich ihre Währung abzuwerten: Devaluierung
AntwortenLöschenSie haben es nicht gemacht.