Freitag, August 27, 2010

Baltic Film and Media School

Sowas wird von Studierenden oder Ehemaligen dieser Akademie in Tallinn produziert. Vor Jahren haben wir schon ein paar Studierende vorgestellt. Hier nun eine Produktion von Peeter Rebane. Der Dozent Scott Abel hat es auf Facebook gepostet. Ich reiche es gerne weiter. "Wait for me".

Wait For Me from Peeter Rebane on Vimeo.

Donnerstag, August 26, 2010

Typisch baltischer Männermangel

Vielfach behaupten in den baltischen Staaten Frauen, es gebe einfach zu wenig Männer. In Lettland „kolumnierte“ Dace Rukšāne darüber bereits 2004 und die lettischen Realitäten wurden vom Autor bereits beschrieben.


Nun kommt die estnische Presse mit einer vergleichbaren Behauptung, nämlich daß trotz einer höheren Geburtenzahl von Jungs ab dem Alter von 35 die Frauen in ihrem Jahrgang die Mehrheit bilden. Die emeritierte Professorin der Universität Tartu Ene-Margit Tiit bestätigt, daß in Estland ähnlich wie in den anderen entwickelten Ländern mehr Jungs geboren werden als Mädchen und die Sterblichkeit des männlichen Geschlechts etwas höher sei.


Und so zeigte die Statistik2009, daß bis zum Alter von neun Jahren 2.474 mehr Jungen als Mädchen in Estland lebten. Im Alter von 35 aber sind es bereits 1.000 Männer weniger als Frauen. Und dieser Trend setzt sich bis zum Lebensalter von 70 Jahren fort bis auf ein Minus von 18.000 Männern.


Normalerweise, so die emeritierte Professorin, müßte sich der Überschuß der Jungen bei der Geburt bis ins mittlere Lebensalter ausgleichen wie in anderen Ländern der Fall. In Estland sei dies aber eben nicht so. Während die mittlere Lebenserwartung der Geschlechter sich im Westen um rund sechs Jahre unterscheide, betrage der Unterschied in Estland elf Jahre.


Verantwortlich dafür sind nach Meinung von Tiit neben biologischen Gründen auch typische Arbeitskrankheiten wie Krebs und Herzinfarkte. Die Wissenschaftlerin kann jedoch nicht bestätigen, daß Männer einfach mehr, sich also buchstäblich zu Tode arbeiteten. Auch Frauen arbeiteten in Estland sehr viel. Eine Verringerung der mittleren Lebenserwartung sei typisch für Transformationsgesellschaften wie Estland. Möglicherweise seien die Frauen eher fähig, sich an die neuen Umstände anzupassen.


An der Universität wurde weiter festgestellt, daß ein Mann, der erst einmal das Alter von 60 erreicht hat, durchschnittlich bis zum Alter von 77 lebt. Gleichzeitig stürben bereits viele Männer im Alter zwischen 30 und 50 nicht nur wegen Krankheiten, sondern in Folge ihres Lebendswandels.


Warum Frauen generell durchschnittlich länger lebten, sei eine schwierige Frage, meinen die Wissenschaftler. Möglicherweise sei dafür ursächlich, daß Schwangerschaften nur die stärkeren Frauen überlebten und so deren Gene sich deutlich häufiger weiter vererbten. Nichtsdestotrotz sind die Wissenschaftler der Universität Tartu überzeugt, daß soziale Gründe eine wichtigere Rolle spielen. So sei erkennbar, daß die Lebenserwartung mit dem Bildungsgrad steige.

Mittwoch, August 25, 2010

Ein echter Spionage-Thriller

Der Este Herman Simm sitzt im Gefängnis, weil er für Rußland spioniert hat und als der größte „Fisch“ in der Bündnisgeschichte gilt. So schrieb jüngst Spiegel online und veröffentlichte ein Interview.


Spionage und Geheimdienst sind nicht nur regelmäßig spektakuläre Themen für das Kino. Bei 007 ist es in der Regel keine Schwierigkeit, zwischen gut und böse zu unterscheiden und dem Kampf der Parteien zu folgen. Bei „Mission Impossible“ stellt sich schon eher die Frage, welche Mission da eigentlich unmöglich sein soll. Aber zurück in die Realität. Ob nun der Alltag der Agenten ganz oder teilweise so spannend ist wie ihre Hollywood Darstellung, mag dahingestellt sein. Publikationen in der Presse spielen jedoch allemal mit dem Wechsel zwischen Wirklichkeit und Fiktion oder Projektion.


So darf Simm Spiegel online auf die Frage, warum beim Interview zwei estnische Sicherheitspolizisten anwesend sind, völlig unkommentiert sagen, er gelte als dicker Fisch. Danach wird Simm schon gefragt, warum er so gut deutsch spricht. Was tut das zur Sache? Welchen Nutzen soll das bei seiner Tat gehabt haben? In Estland sprechen viele Menschen gut deutsch, nicht nur solche, die in Deutschland Verwandte haben, wie Simm von sich behauptet. Spiegel online erwähnt im weiteren Verlaufe des Gespräches mehrfach die Reaktion der Anwesenden und Wortwechsel in Estnischer Sprache. Während davon auszugehen ist, daß die Spiegel online Vertreter kein Estnisch verstehen, geben sie gleichzeitig keine Auskunft darüber, ob die Beobachter ihrerseits Deutsch verstehen. Aus dem Kontext geht einzig hervor, daß das Gespräch offensichtlich auf Deutsch geführt wurde.


Anschließend wird Simm nach seiner Karriere befragt mit dem Ziel, den Zeitpunkt seiner Anwerbung herauszufinden. Simm meint, daß der KGB in der Sowjetzeit keine Polizisten anwerben durfte. Erst nachdem er wegen falscher Beschuldigungen Mitte der 90er Jahre als Polizeichef entlassen worden war, sei er aus Frust während eines Urlaubs in Tunesien auf ein Angebot eingegangen. Dies vorgeblich vor dem Hintergrund von Drohungen gegen das Wohl seiner Tochter.


Und dann geht das Gespräch zurück zu seiner Karriere, wo Spiegel online sich über den anschließenden Aufstieg im Verteidigungsministerium erkundigt, den Simm abwiegelt. Immerhin gibt er auf Nachfrage zu, daß es anfangs schwierig und mit jeder höheren Position immer einfacher gewesen sei, Informationen aus der Behörde zu schmuggeln.


Simm meint, es sei ein Leben auf des Messers Schneide gewesen. Er sei bereits nervös geworden, einen Menschen zwei Mal am Tag zu treffen, habe sich aber bei guter Musik und guten Filmen zu entspannen verstanden.


Als es im Gespräch schließlich um seine konkrete Arbeit geht, mischen sich die Beobachter ein. Simm fragt die Journalisten, zu welcher Geheimhaltungsstufe sie Zugang hätten, was die Gefragten damit beantworten, in ihrem Berufsstand überhaupt keinen Zugang zu haben. Wäre dieser Wortwechsel nötig gewesen? Während die Redakteure ihr Unverstänsnis äußern, behauptet Simm, die Beobachter hätten dies so verlangt.


Zwei weitere derartige Unterbrechungen vermeldet Spiegel obline, während es um die technische Abwicklung des Kontaktes geht. Simm entschuldigt sich und erklärt auf die Frage, was er sagen dürfe, daß er eigentlich gar nichts sagen dürfe und gerade 46 Tage Einzelhaft hinter sich habe – nachdem Spiegel online das Interview beantragt hatte, so zumindest behaupten es die Redakteure.


Abschließend meint Simm, daß er durch die Reaktion seiner Kontakte und Gerüchte geahnt habe, bald verhaftet zu werden. Doch damals habe es keinen Ausweg gegeben. Im Westen hätte man ihn gesucht, den Russen aber habe er nicht getraut.


Lustig nur, daß gegen Ende Spiegel online die Muttersprache von Simm in kursiv plötzlich als Estländisch bezeichnet. Zum Glück ist das Interview nicht auf Deutschländisch publiziert worden.

Freitag, August 20, 2010

Zukunftsland Estland?


Einen ausführlichen Bericht zur digitalen Welt in Estland bringt die neue Ausgabe der WIRTSCHAFTSWOCHE. Der Autor ist offenbar von seiner Überschrift überzeugt: "Estland lebt die Zukunft vor."
Dabei werden auch einige Beispiele abseits der tradionell in der Presse häufig genannten Projekte genannt: die elektronische Apotheke, "Rentner chatten mit ihren Altersgenossen im Seniorenheim," so euphorisch klingt hier die Situationsbeschreibung. Für Unternehmen wie Skype sei Estland ein Schlaraffenland. Oder: Esten brauchen keine Flatrate - sie können eh überalle kostenlos ins Internet. Ein Banker: "In zehn Jahren wird in Estland nahezu jeder Prozess elektronisch ablaufen." - Hier ist sogar wieder von "Tigersprüngen" die Rede - obwohl doch viele angesichts des tiefen Falls der Wirtschaftskrise auch bezüglich Voraussagen für Estland eher vorsichtig geworden sind. Problem sei lediglich, dass Estland es bisher nicht verstehe, die in der Praxis bereits erprobten Technologien auch erfolgreich außerhalb Estlands zu vertreiben - zu sehr maßgeschneidert auf Estland seien sie.
Nicht überall Zustimmung bundesdeutscher Leser wird vermutlich die Kunde von der elektronischen Totelüberwachung der estnischen Schüler finden (Lehrer und Eltern können jederzeit alle Noten, Fehlzeiten und andere Daten der Schüler einsehen).
Für Besonnene sei daher der Beitrag von Hannes Gamillscheg (einem langjährigen Estland-Kenner) mit der Überschrift empfohlen: "Skepsis trotz Aufschwung." (die Presse). Deutlich wird die momentan noch unsichere Stimmungslage. Ab 2011 gibt es den Euro in Estland, inzwischen sind überall alle Waren schon doppelt ausgezeichnet. Aber wem das Nutzen und wem Schwierigkeiten bringen wird, diese Diskussion scheint mir noch nicht beendet.

Donnerstag, August 12, 2010

Geht doch!

Aber ohne Drama ging es dann wiederum nicht. Die Rede ist von Fußball, internationalem Fußball. Das erste Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2012. Und das fand wie angekündigt in Tallinn statt. Der Gegner Faröer-Inseln hat schon bei solchen Gelegenheiten Schwierigkeiten gemacht. Immerhin ist das eine kleine Fußballnation mit relativ vielen Aktiven, auf die Bevölkerungszahl bezogen. Und auch diesmal. Trotz Torschussverhältnis von 14 zu 3 für Estland (UEFA-Statistik), gab es ein Führungstor für die Gäste. Edmundsson in der 28. Minute.
Und erst in der Nachspielzeit kamen die Treffer von Saag 91. und Piiroja 93. für das estnische Team. Zwei Namen von denen wir hoffentlich noch öfter hören. Und dass Statistik schön sein kann, zeigt: Estland führt nun die Gruppe mit drei Punkten an.
Catherine Kõrtsmik mit einem gut gemachten Fotoset besonders über den estnischen Fanblock.

Update: Auch die Ruhrbarone haben ueber das Spiel gebloggt.
Die Estnische (I), ein Journalist ist wohl derzeit in Tallinn unterwegs. Auszug:
...
Tatsächlich haben die beiden nur durch einen wenig stark entwickelten Meerbusen getrennten Nordlichtstaaten die gleiche Wurzel: einen kaukasischen Volksstamm, der sich und seine merkwürdige Sprache vor Urzeiten in zwei, drei Himmelsrichtungen verstreute. Ich weiß nicht mehr, ob mit oder vor oder nach der Völkerwanderung.
...
Gemeint sind die Nachbarn Finnland und Estland.

Dienstag, August 10, 2010

Folk-Musik-Festival in Viljandi


The public dance floor
Originally uploaded by kalevkevad
Unser Bloggerkollege Giustino von Itching for Eestimaa ist nach Viljandi umgezogen. Sozusagen von New York, nach Tallinn, nach Tartu und nun Viljandi. Von dem Ort wird nun bald einiges zu lesen sein. Und auch unser Norweger kalevkevad war beim sommerlichen Festival in der kleinen Stadt am [Vörtsjärv] Viljandijärv dabei und hat das Treiben in einer Fotoreihe festgehalten. Manche würden es Freakshow nennen.

Montag, August 02, 2010

Estnische Musikexperimente

Zu Ehren des jährlichen Viljandi-Musikfestivals - das gerade vor wenigen Tagen mal wieder zu Ende gegangen ist - hier ein Beispiel der ungebremsten musikalischen Experimentierfreudigkeit in Estland. Oder war es nur ein spontaner Zufall? Eine Session nach dem Festival? Die Videoaufnahme sagt darüber nichts. Weiß jemand mehr? 

Infos zum Viljandi-Festival