"Visite Estonia" dagegen schreibt euphorisch: "Seit der Olympiaregatta im Jahre 1980 ist Estland nach etwa 30 Jahren wieder Austragungsort einer derart hochrangigen Sportveranstaltung."
Na ja, auch bei der Eurovision ging es um Geld, Einschaltquoten, Produktionskosten. Bei EUROSPORT sind nun - entgegen der TAZ-Ankündigung - wenigstens die Höhepunkte der Wettkämpfe zu sehen. Allerdings hört sich die Kommentierung - ohne jede Hintergrundberichte vom Veranstaltungsort - auch vielfach so an, als sei es nur das "Aufwärmen für Olympia" (siehe auch: Süddeutsche vom 19.Januar). So wird auch Aljona Savchenko/Robin Szolkowy's zweiter Platz in den deutschen öffentlich-rechtlichen Medien auch ziemlich ohne Klagen hingenommen: bei Olympia werde es dann schon besser werden.
Auch in Österreich (siehe ORF oder KURIER) geht es offenbar in Tallinn erstmal um "Olympia-Qualifikation". Das klingt fast wie "Probe ohne Kostüm".
Unterschwellig läuft beim Thema Eiskunstlauf in den deutschen Medien immer ein kleiner politischer Wettkampf mit: dort, wo die eher rechtskonservative FAZ immer wieder die längst bekannte frühere Stasi-Tätigkeit von Trainer Ingo Steuer thematisiert ("einer, der aus jeder Todesspirale wieder herauskommt", "er bekam für seine Stasi-Tätigkeit 4400 DDR-Mark"), muss dann wohl im Gegenzug die altgediente DDR-Zeitung "Neues Deutschland" den nicht ganz optimalen Auftritt des Steuer-trainierten Paares Savchenko/ Szolkowy wenigstens auf Wetter schieben. Hier wird die verlorene Goldmedaille plötzlich als "umstritten" beschrieben, und mit dem Satz unterfüttert: "in Tallinn schlug den beiden Chemnitzern passend zur Großwetterlage über Estland eine fast arktische Kälte entgegen". Ist das eigentlich Sportberichterstattung? Da hat die Stadt Tallinn als Ort möglicher anderer Geschehnisse eigentlich keine Chance - diese Berichte sind wahrscheinlich schon vorher zu zwei Dritteln fertig geschrieben.
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