Freitag, Juli 04, 2008

Tourismusangebote für die Nachbarn

Speziell auf die "baltischen" Nachbarn ausgerichtet ist ein neues Projekt der Entwicklungsagentur "Enterprise Estonia" (EAS) und des Estonian Tourism Board. Natürlich virtuell (manche nehmen ja schon an, Estland hätte auch eine virtuelle Regierung). Diesmal heißt das Motto "Great Baltic" bzw. www.greatbaltic.eu. Wer als "baltischer Ausländer" mal schauen möchte, wird zunächst mit einer Übersichtskarte und dem Spruch "choose your country" empfangen. Wer dann aber tschuhsen tuut, der merkt schnell, was eigentlich gemeint ist: nach dem Klick auf Estland wird nur noch Estnisch gesprochen, bei Lettland nur noch Lettisch, bei Litauen nur noch Litauisch. Eine russische Fassung wird parallel bereitgehalten. Für alle anderen heißt es aber: bis hierher und nicht weiter.

Interessant aber doch vielleicht die Frage: was empfehlen denn die Esten den Litauern, die Letten den Esten, oder die Litauer den Letten? Grundlage und Sinn der gemeinsamen Kampagne ist es zunächst mal, zur Entdeckungsreise kreuz und quer durch alle drei Staaten aufzufordern. Es gibt eine Begleitkarte dazu, und mit dieser vorgegebenen Reiseroute sollen die Teilnehmer/innen dann sich an den jeweiligen Zielen einen Stempel abholen, plus ein selbstgemachtes Foto mit den Reisenden selbst drauf auf eine Internetseite hochladen. "Bewirb Dein Nachbarland" scheint also das Ziel zu sein. Und wer schon mal Letten in Palanga lange darüber lange diskutieren gehört hat, wo denn nun diese berühmten "Zeppelini" zu bekommen seien, oder begeisterte Litauer auf Estlands höchster Erhebung Munamägi gesehen hat ob der auch in Litauisch verfügbaren Informationen, der mag auch glauben an den Sinn solcher Kampagnen.

Zwölf Ziele sind in jedem Land vorgegeben. In Estland der Leuchtturm von Sõrve, eine Straußenfarm auf Muhu, ein Aussichtsturm im Naturschutzgebiet Matsalu, der Wasserfall von Keila, ein Abenteuerpark in Tallinns Vorort Nõmme, natürlich das Freilichtmuseum in Tallinn, die Stadt Rakvere, ein Bergwerk in Kohtla, das Kinderparadies Kilplaste, das Spielzeugmuseum in Tartu, ein Haustierzoo in Pihlaka bei Pärnu, und natürlich der Turm auf dem Munamägi. Ganz Bekanntes mit eher Unbekanntem verbunden, so wie es aussieht.

Ob denn die Esten zum Beispiel wohl auch einen Sowjetbunker im sonst durch Tierpark und Nationalpark Gauja bekannten lettischen Ort Līgatne besuchen werden? Oder alt-herzogliche Gruften in Jelgava ansehen? Bis zum Handwerkszentrum von Ludza pilgern?

Oder weiter bis Litauen fahren, um in Kaunas das Pharmazeutische Museum zu besuchen? Oder Wisente bei Pasiliai
(bei Panevėžis) bestaunen?
So stellen es sich jedenfalls die Macher/innen dieser Kamapgne vor - einer Kampagne mit englischem Namen für Estnisch, Lettisch und Litauisch-sprachige Reiselustige. Neueste Statistiken drücken es aus: der "einheimische", also der eher lokal gebundene Tourismus wächst weiter, trotz zuletzt steigender Inflation.

Die Kampagne "Great Baltic" läuft bis November, dann soll als erster Preis ein Wochenende für zwei Personen in einer europäischen Hauptstadt unter den erfolgreichen Teilnehmer/innen ausgelost werden. Zu vermuten ist, dass dann die Reise mal nicht nach Tallinn, Riga oder Vilnius gehen wird.

Great Baltic (Estnisch)

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